Do, 27. November 2014

"Schärfer als jede Stewardess"

Die Kolumne von Sascha Theisen zum Spiel gegen Siegen

Diesen Freitag ist es wieder so weit: Alemannia spielt endlich mal wieder unter Flutlicht, abends und das auch noch als Tabellenzweiter mit Aussicht auf die Tabellenführung, die als Kirsche auf dem schwarz-gelben Kuchen auch noch die Herbstmeisterschaft bedeuten könnte. Mehr geht eigentlich nicht – eigentlich! Denn wenn hier am Tivoli die Kacke so richtig dampfen wird, sitze ich wohl im Flugzeug und bin in erster Linie damit beschäftigt, meinen Live-Ticker in luftiger Höhe nicht im Blickfeld der strengen Stewardess kontinuierlich zu aktualisieren. In dem Zusammenhang mal ganz nebenbei, einer aus der breiten Phalanx unbequemer Männerwahrheiten: Stewardessen spielen in männlichen Unterleibsphantasien schon irgendwie in einer Liga mit Frühstücksfernsehen-Moderatorinnen. Deshalb sind strenge Blicke und klare Ansagen manchmal nicht unbedingt das schlechteste, was einem als Passagier passieren kann. Schließlich fließt auch durch meine Adern am Ende nur Blut – auch wenn es zehn Mal schwarz und gelb ist.

Wenn aber Alemannia spielt und Du gleichzeitig aufgrund von terminlich völlig quer liegenden beruflichen Terminen unterwegs bist, dann sind Stewardessen – egal welche Uniform sie auch tragen – ungefähr so reizvoll wie eine Fleisch gewordene Mischung aus Claudia Roth und Mike Krüger. „Machen Sie bitte Ihr Handy aus?“ Die andauernde und immer hartnäckiger werdende Aufforderung ist dann in etwa so deutlich wie eine Blutgrätsche direkt an der rechten Außenbahn. „Nein! Das kann ich nicht, Baby! Denn heute spielt Alemannia gegen die Sportfreunde Siegen und wenn Du nicht weißt, was das bedeutet, solltest Du mal ganz schnell ins Cockpit stöckeln und den Co-Piloten danach fragen!“ Manche Antworten wären es manchmal in der Tat wert, gesagt zu werden, auch wenn Du weißt, dass sie eher unhöflich sind – zumal Flugbegleiterinnen in den seltensten Fällen von der Existenz eines Fußballvereins namens Sportfreunde Siegen wissen.

Ehrlich: Spiele, in denen ich nicht bei Alemannia sein kann, häufen sich in letzter Zeit bedenklich. Keine Ahnung, ob es mit dem Alter zusammenhängt, aber ständig ist was, irgendwas und ständig macht es den Eindruck, dass es nicht zu verschieben ist. Und das beginnt, mich langsam aber sicher schwer zu nerven.

Spiele mit der eigenen E-Jugend-Truppe, bei denen Du visuell ständig zwischen Spielfeld und Alemannia-Ticker hin und her pendelst, sind das eine. Beruflicher Kram aber das andere. Hätte man nicht was vernünftiges lernen können? Millionär oder Co-Pilot zum Beispiel. Aber nein – musste ja was mit Medien sein. Am Arsch!

Und so sitzt Du dann eben in Flugzeugen, riskierst den Absturz, weil Du im Leben nicht auf den Live-Ticker verzichten kannst, der je nach Höhe aber sowieso nicht funktioniert. Auch klasse, wenn Du im ICE durch Funklöcher fährst und deswegen jede Verbindung zur heimischen Alemannia immer genau dann ausfällt, wenn der Live-Ticker einen Elfmeter vermeldet. Nein, Alemannia auf Reisen – das ist nun wirklich nichts für schwache Nerven.

„Wenn Du am Spieltag beerdigt wirst, kann ich leider nicht kommen!“ So heißt es im Buch meines Freundes und Kupferstechers Christoph Biermann. Und der Mann hat Recht! Welcher Job kann so wichtig sein, dass Du auch nur eine Minute Aufstiegskampf versäumst? Welche Reise ist so sehr notwendig, dass Du auf den nächsten Kopfballtreffer von Marcus Hoffmann verzichtest? Und welche Stewardess ist heißer als der Scheitel von Peter Hackenberg? Nichts und niemand! Deshalb ist damit jetzt auch Schluss! Denn schon diesen Freitagabend ist es wieder mal so weit: Alemannia spielt unter Flutlicht und ist drauf und dran, sich die erste Herbstmeisterschaft seit Jahren zu sichern. Und deshalb, liebe Stewardess, kannst Du mich mal. Ich fahre jetzt den Rechner hoch und dann buche ich um. Schließlich bin ich heute Abend um 19:30 Uhr verabredet – mit einer deutlich heißeren Braut als Du es je sein kannst.

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