Ligaklasse - Saison 1910/1911 - 2. Spieltag - Sonntag 23.10.1910  - 15:15 Uhr
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Spieldaten

Aufstellung

Duisburger SpV: u.a. Bonnemann, Hoen, W. Fischer, Münker, Schilling

Alemannia Aachen: Wirtz – M. Breuer, Emunds – J. Boeven, Roolf, Niessen – Wolff, H. Wollgarten, J. Wesché, Cl. Baurmann, Altenkamp

Tore

0:1 Wesché, 1:1 Münker (60.), 1:2 Wolff (65.), 2:2 Fischer (90.)

Verwarnungen

  Schilling

Schiedsrichter:

Marum (Köln)

Zuschauer:

(auf dem Sportplatz am Grunewald)

23.10.1910: Duisburger SpV - Alemannia Aachen 2:2

Da ich seit mehreren Jahren keinen Wettkampf zwischen obigen Vereinen gesehen hatte, entschloss ich mich unsere Mannschaft zu begleiten und ihr mittels der Linienrichterfahne nach Kräften beizustehen. In Duisburg hat in der letzten Saison kein Ligaclub den Spielverein hineingelegt, und es war deshalb wohl nur Galgenhumor, wenn während der Fahrt einige Leute auf Sieg tippten; und doch wäre es um ein Haar dazu gekommen. Aber es wäre Unrecht, wollten wir dem Schicksal einen Vorwurf machen.

Alemannia wählt die Windseite und es entwickelt sich ein sehr schönes, rasch wechselndes Spiel, in dem beide Stürmerreihen häufig das feindliche Tor bedrohen, allerdings die gegnerische öfter. Hoen (Rechtsaussen) und W. Fischer (Linksaussen) machen wiederholt gefährliche Läufe, aber unsere Verteidigung ist auf der Höhe; sie lässt keinen schiessen, auch steht Wirtz immer, wo der Ball hinkommt, und schlägt, fängt, wirft und stösst alles sicher. Auch der Duisburger Torwächter rettet einigemale vorzüglich, aber einen Schuss von Wesche aus ungefähr 16 m Entfernung in die Torecke kann er nicht halten. Bei Halbzeit führen wir 1:0. Nach der Pause ist der Wind stärker geworden und Spiel-Verein belagert unser Tor in beängstigender Weise, aber erst nach einer Viertelstunde gelang es Münker einen unverhofften, wohlgezielten Schuss anzubringen. Fünf Minuten drauf kommen unsere Stürmer zum ersten Male ans Duisburger Tor, und erzwingen eine Ecke. Der Ball wird von Boeven schön getreten und durch Wolff eingeköpft. Grosse Verblüffung und eisiges Schweigen beim Publikum. Trotzdem gibt es uns neuen Mut. Baurmann geht plötzlich durch die feindliche Verteidigung und erzielt ein drittes Tor, das aber nicht gegeben wird, weil er beim Umgehen den Ball mit der Hand dirigiert hat. Spielverein drängt darauf wieder heftig aber mit vielem Pech. Zweimal wehrt der Pfosten den Ball ab, einen Bombenschuss von W. Fischer fängt  Wirtz. Fortuna begünstigt uns ebenso wie beim ersten Ligaspiel, und als nun gar der rechte Läufer Schilling vom Platz gewiesen wird, ist anscheinend das Resultat entschieden. Das Spiel ist von jetzt ab wieder offen. Aber der bittere Tropfen kommt in den vollen Freudenkelch, als in der letzten Minute Niessen den geschossenen Ball vor dem Tor in die Höhe lenkt und ein feindlicher Stürmer ihn beim Herabkommen ins Tor bugsiert. Ohrenbetäubender Jubel!

Unsere Verteidigung habe ich schon lobend erwähnt, ich brauche keinen besonders hervorzuheben. Anders ist aber mit den übrigen Spielergattungen. Von den Läufern gefällt mir am besten Roolf, weil er immer bestrebt ist, den Ball placiert abzugeben. Boeven ist für die Hinterleute entschieden wertvoller, aber er tritt zu unbestimmt nach vorn; ebenso Niessen, aber die "befreienden" Stösse des Letzteren gelangen nicht bis zu den Stürmern. Diese hingegen dürften in solchen Fällen sich etwas mehr um die Erlangung des Balles bemühen; jedoch nur Joe Wesche kommt genügend weit zurück. Besonders Altenkamp, der durchaus nicht auf der Höhe war, sündigt viel in der Hinsicht. Wolff spielte wie immer, was ich in anderen Berichten nachzulesen bitte. Was mit Wollgarten los war "musst du den Göttern fragen"; noch ein solches Spiel, und er ist in der I. Mannschaft total unmöglich. Wirklich gut führte sich Baurmann in die I. Mannschaft ein. Wenn er denselben Eifer beibehält, wird er seinen Platz mit Ehren behaupten. Dass ich zu diesem günstigen Urteil durch die nach dem Spiel dedizierten Aepfel bestimmt oder durch die Zigarre beeinflusst worden bin, weise ich entschieden zurück.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 21 / 1. November 1910)

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