Ligaklasse - Saison 1911/1912 - 5. Spieltag - Sonntag 15.10.1911
2
(1)
4
(3)

Spieldaten

Aufstellung

Duisburger SpV: u.a. Schilling

Alemannia Aachen: Hennes – Emunds, Riechert – X. Baurmann, J. Wesché, Janser – Vogeno, Löhr, H. Wollgarten, Altenkamp, Cl. Baurmann

Tore

0:1 Vogeno (10.), 1:1 (15.), 1:2 Altenkamp (20.), 1:3 Altenkamp (38.), 1:4 (70.Eigentor), 2:4 (76.)

Schiedsrichter:

A. Levy (Köln)

15.10.1911: Duisburger SpV - Alemannia Aachen 2:4

Mit schwerem Herzen fuhr unsere I. Mannschaft nach Duisburg, mit vielleicht noch schwererem warteten unsere Fussballfreunde hier in Aachen auf das Resultat. Aber meiner Ansicht nach ist das die beste Stimmung für die Mannschaft. Wenn es heisst, wir können nichts mehr verlieren, sondern nur noch gewinnen, wenn man die Jacke schon einige mal ordentlich voll gehauen bekommen hat, wenn böwillige Freundeszungen vom Austritt aus der Liga, von der Alemannia, die auch zu den schwächeren Vereinen zähle, sprechen, dann ist allmählich die Zeit gekommen, wo unbedingt etwas Aussergewöhnliches geschehen muss. Das fühlt dann ein jeder und alle haben den festen Willen nur mit Ehre den Platz zu verlassen.

[...] hatten sich alle im Stillen geschworen heute ihr Bestes herzugeben und sich mit ganzer Kraft einzusetzen zur Wiederherstellung des sportlichen Rufes Alemannias. Und wenn auch Duisburg nicht das war, was man sonst gewöhnt ist, im Gegenteil einen etwas uneingespielten unfertigen Eindruck machte, ein sehr beachtenswerter gefährlicher Gegner war er immer noch, und unser Sieg bleibt als gute Leistung voll und ganz bestehen.

Alemannia hat Platzwahl und spielt mit dem Wind. Etwa 10 Minuten nach Beginn gibt Altenkamp den Ball weit vor zu Clemens. Dieser täuscht seinen Gegner gut und gibt eine schöne Flanke. Löhr nimmt an und aus dem entstehenden Gedränge schiesst Vogeno scharf ein. Freude und Jubel bei uns, bei Duisburg vorläufig noch wenig Beunruhigung. Fünf Minuten später gleicht Duisburg aus, nach Aussage von Emunds etc. aus Abseitsstellung, was ich als Linienrichter an Duisburgs Tor nicht gut übersehen konnte. Kurz darauf kann Altenkamp als Ergebnis einer schönen ruhigen Kombination aus schwieriger Lage einschiessen. Duisburg strengt sich nun gewaltig an und verpasst unter anderem einen totsicheren Ball, der ganz langsam neben die Stange rollt.

Fünf Minuten vor Halbzeit macht Duisburg Hand im Strafraum. Altenkamp sendet scharf ein. 3:1 für Alemannia. Ein etwas unfassbarer Gedanke für Spieler und Zuschauer. Die Lage kommt, glaube ich, keinem recht zu Bewusstsein. Ohne weiter über das Resultat nachzudenken, oder sich zu freuen, sind alle Alemannen nur von dem Trieb beseelt, weiterzuspielen, von dem unaussprechlichen Gedanken angestachelt, das Spiel könnte etwa jetzt noch verloren gehen. Duisburg merkt, dass Alemannia unbedingt gewinnen will, und wird stellenweise äusserst scharf. Unser lieber Schwimm erleidet eine tüchtige Muskelquetschung am Oberschenkel, die bekanntlich sehr schmerzhaft ist. Dafür hat er aber auch das ruhmvolle Bewusstsein, durch manchen prächtigen "Fisch" das Resultat mit gehalten zu haben.

10 Minuten nach Halbzeit verpasst Altenkamp noch eine gute aber schwierige Chance. Duisburg spielt nun mit dem Mute der Verzweiflung und ist bis zum Schluss durchweg im Vorteil. Eine hübsche Flanke von Vogeno wird vom rechten Duisburger Mittelspieler, der von Altenkamp und Clemens bedrängt wird, als Selbsttor eingeköpft. Noch 20 Minuten Spielzeit. Trotz des grossen Vorsprungs hat Alemannia, zumal Duisburg 14 Minuten vor Schluss das Spiel 4:2 stellt, keine Ruhe und wehrt mit Eifer und teilweise mit etwas Glück die vielen Duisburger Angriffe ab. Den Jubel Alemannias, der beim Schlusspfiff Adda Levys ausbrauch, kann man sich vorstellen und rasch sind die Ermüdung und kleine Scherereien vergessen, in dem Bewusstsein, einen gewichtigen Schritt gemacht zu haben in aufsteigender Richtung. Duisburgs bester Mann war Schilling, der technisch und taktisch gleich sicher unermüdlich auf seinem Posten war.

Bei Alemannia hat kurz gesagt keiner versagt. Bei der Stürmerreihe hatte ich auszusetzen, dass sie nicht geschlossen mit vorgeht bei dem Durchbruch eines Aussenstürmers. Geht der linke Aussenstürmer z.B. vor, so muss der rechte Aussenstürmer noch weiter vor sein, sodass die Stürmerreihe sich mit schräger Front entwickelt. So wird jede Flanke, ob sie nun gerade etwas mehr nach vorn oder rückwärts gegeben wird, aufgefangen.

Löhr muss sich noch besser in die Kombination einfügen. Er muss lernen, geschickt, richtug und schnell über einen ihm zugespielten Ball zu verfügen. Vogeno debütierte zu allgemeiner Zufriedenheit. Wenn Hubert Wollgarten so weiter spielt, wird das Innenspiel sich schon wieder einfinden und wir können die Kraft unseres lieben Joe als Centerhalf verwerten.

Schwimm soll wegen seines braven Spiels Dienstag Abend ein extra grosses Stück Puttes bekommen.

Nun noch zum Schluss die Mahnung, zum Spiel gegen Preussen mit demselben Eifer vorzugehen wie am 15.X.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 20 / 16. Oktober 1911)

Verwendung von Cookies

Diese Seite nutzt Cookies für Google-Analytics. Sie können Cookies akzeptieren oder ablehnen und Ihre Entscheidung jederzeit ändern.

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

Ablehnen Akzeptieren

Einstellungen

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

Ablehnen Akzeptieren
Cookie Einstellungen Historie

Historie

alles löschen Schließen