Ligakl. Rhein. Westkreis - Saison 1920/1921 - 16. Spieltag - Sonntag 23.01.1921
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Spieldaten

Aufstellung

Eintracht M.Gladbach: u.a. Boldini (Tor) – Essers, Vest, Jäger

Alemannia Aachen: Hennes – Schaps, E.? Laumen – Hager, Walchenbach, Altenkamp – J. Wesché, F.? Fincke, F. Schmitz, Goblet, Korffmacher

Tore

1:0 Vest, 1:1 Wesché, 1:2 Goblet, 1:3 Goblet, 1:4 Fincke, 1:5 Goblet

Schiedsrichter:

Müller (Köln)

23.1.1921: Eintracht München-Gladbach - Alemannia Aachen 1:5

Wenn man bedenkt, was es heisst die Eintracht-Mannschaft auf ihrem eigenen Platze zu schlagen, kann man sich ein Bild machen, wie unsere I. am 25. [richtig: 23.] Januar spielte. Das Spielfeld glich einem Teppich. Nur 3 Punkte fielen einem jeden auf, die beiden Elfmeter-Male und der Anstosspunkt. Auf einer jeden dieser drei Stellen lag ein Ball in Erwartung der Dinge, die da kommen sollten. Nachdem erst die Alemannen, dann Eintracht und der Schiedsrichter unter Händeklatschen den Platz betreten hatten, stellten sich ihm beide Mannschaften in stärkster Aufstellung. Der kleine Mann aus Köln, Herr Müller, im propern Promenadenanzug, musterte kritisch, lieferte aber, wie man nachher einsah, auch propere Arbeit. Ein Pfiff, und schon ging es erbarmungslos über das neue Leder her; von Fuss zu Fuss, von Mann zu Mann, fast ohne darauf achten zu können, ob Freund oder Feind es trat, ging es rasendschnell über den Platz und bald dem Aachener Tore zu, wo es nach einer schönen Flanke, Vests Kopf als Sprungbett benutzte und sich ins Alemannentor rettete. Doch war dort auch seines Bleibens nicht, denn Hennes beförderte es kurrend wieder zur Mitte. Schnell ging es nun bald des häufigeren vor Gl. Tor, und schöne Schüsse von Goblet, Fincke und Wesche folgten, was Boldini in Eintr.-Tor nicht hielt, hielt Karl Wirtz, neben dem Tore sitzend, totsicher, bis Wesche einen Ball, kurz vor der Aussenlinie noch erreichte und in die linke Ecke beförderte, ohne dass Boldini Zeit zum Eingreifen fand. Kurz nach Anstoss wechselte Altenkamp mit Schmitz, und gleich begann ein heisses Ringen vor Gl.-Tor. Al. ganzer Sturm hatte heute den Drang nach vorne, und ebenso nutzte jeder die Gelegenheit zum Schiessen aus, bis auf Schmitz, der immer wieder den Sturm nach vorner warf und dann nach Möglichkeit seinen Nebenleuten Schussgelegenheit schaffte. Auf der andern Seite warens VVest, der kleine Rechtsaussen und Esser, welche erneut versuchten, für ihre Farben Ehre einzulegen, aber vergebens. Altenkamp und Hager hielten heute ihre Aussenseite sicher, und Walchenbach stand wie ein knochriger Rieser und arbeitete unermüdlich und erfolgreich. Was durchflutschte, ging bei Schaps, Laumen und Hennes in die Brüche. Man kannte unsere I. Mannschaft nicht mehr wieder, Schmitz zog, Goblet schob, Fincke und Wesche schossen den Ball dorthin, wo sie ihn gerne möchten. Doch auch in vor Eintr. Pforte stehen Hüter, die scharf bewachen und auch ebenso angreifen, wenns Not tut. Trotzdem konnte Goblte ganz ruhig und einwandsfrei in der 20. Minute einen Kopfball über einen Verteidiger hinweg ins Netz schicken. Kurz darauf ein Vorstoss von Schmitz, und wieder war es Goblet, der beide Verteidiger nach links schneidend, wohl gezielt einsandte. Pause 3:1.

Gleich nach Wiederbeginn sah man einige Augenblicke Eintr.-Leute in Form, und sie statteten Hennes mehrere Male einen Besuch ab. Aber er fertigte selbige kurz ab. Auch so raffinierte Gäste, wie Vest, Jäger und Esser, die durch allerhand Hintertürchen Einlass zu erlangen suchten, liess er durch seine Hausdiener Schaps und Laumen abfertigen. Sogar als der ganz unverschämte Vest ins Oberlicht einsteigen wollte und Hennes machtlos nicht bis dorthin reichte, wurde auch dieser Besuch vom Querpfosten abgewehrt. Also nichts zu wollen. Vergebene Mühe. Hingegen arbeitete unser Sturm wacker; es fiel vor allem das wunderschöne flache Durchschieben Gelegenheit wahrzunehmen, und ihren Flanken waren heute durchweg genau. Beiden kam sehr gut zu statten, dass sie sowohl links wie rechts sicher sind. Fincke besorgte uns nachher noch Tor 4 und Goblet im gegebenen Moment das Doppeltor 5, indem er dem verdutzten Boldini durch die Beine schoss. Dann zeigte uns Fincke noch, dass er vornehm tribbeln kann; doch Boldini ist nicht für's halbe Dutzend. Also Schluss!

Der Kölner Herr, der wirklich gut arbeitete, verdient ein besonderes Lob.

Das abgenutzte Leder hüpfte zu seinen beiden Kollegen, die ruhig vom sicheren Horte aus dem Spiel zusehen konnten, und erzählte: "Die Aachener kann ich gut leiden. Fünf mal haben sie mich ins Gl.-Tor gejagt, doch wenn ich mich freute, in Sicherheit zu sein, warf man mich wieder heraus. Hingegen bei Gladbach geschah mir das nur einmal. Auch kann ich wohl sagen, die aus der Kaiserstadt gingen nicht so rauh mit mir um, wie die Einträchtler; denn die Schwarz-gelben schoben mich fein von einem zum andern, nur vor dem Tore bekam ich Püffe, weil ich nicht gleich bei Boldini rein wollte. Auch Schaps und Laumen waren unfreundlich zu mir, denn wenn ich mich bloss in ihrer Nähe blicken liess; traten sie mich ganz gemein, und ich wolllte doch nun einmal zu Hennes. Seht, das ist ein freundlicher Mensch, der nahm mich in seine Arme und drückte mich auch häufig an seine Brust. Dafür ist auch Hennes so beliebt. Nur einmal murrte er, es war ganz am Anfang. Ich konnt nicht mal dafür; denn das war der Kopf von Vest schuld, dass ich ohne Schwimm's Erlaubnis plötzlich in seinem Hausflur landete, sonst hätte er mich da auch in seine Arme genommen."

So erzählte er, da unterbrach ihn der andere und meinte, er habe die ganze erste Hälfte des Spiels beim Hennes im Torweg gelegen, ohne dass der ihn nur gestört habe, und der dritte fiel ein: "Ehe überhaupt das Rennen begann, hat schon Hennes mit mir gespielt, und als dann die andern Gl. Herren kamen, um mich zu treten, hat er mich selbst neben seinen Punktekoffer gelegt. Nur einmal, als du mir bei Beginn des Spieles einen Besuch abstattetest, war Hennes nicht einverstanden; denn das muss ich sagen, er hält sein Haus rein". So kamen alle drei überein, dass Hennes wohl der beste von allen sei.

(Vereinszeitung des Aachener Turn- u. Sportvereins Alemannia 1847 / Nr. 3; März 1921)

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