UEFA-Pokal KO-Runde - Saison 2004/2005 - 1. Spieltag - Donnerstag 16.09.2004  - 22:30 Uhr
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Das kribbelt ohne Ende

Alemannia Aachen im UEFA Pokal der Saison 2004/2005, eine kleine Sensation, aber auch eine Belohnung für die guten Leistungen der vergangenen Monate. So sieht es auch Sportdirektor Jörg Schmadtke: "Natürlich ist es etwas Besonderes, wenn man als Zweitligist im UEFA Pokal Wettbewerb teilnimmt."

Zum ersten Mal in der jetzt 104-jährigen Geschichte des Vereins können sich die Schwarz-Gelben auf internationaler Bühne präsentieren und entsprechend freut sich auch Cheftrainer Dieter Hecking auf diese Aufgabe: "Das Spiel am Donnerstag ist nicht ein normales Spiel, es kribbelt schon jetzt ohne Ende. Ich will mit meiner Mannschaft unbedingt die Gruppenphase erreichen und die Spieler wollen das auch. Sie sehen ja auch die Möglichkeiten, die ihnen solche Spiele bieten. Wir werden gemeinsam versuchen, den Verein und den deutschen Fußball gut zu vertreten."

Im personellen Bereich gibt es keine großen Probleme, wenn man davon absieht, dass der eine oder andere von einem leichten Grippevirus befallen ist. Trainer Hecking hofft aber, dass die medizinische Abteilung dies in den Griff bekommt. "Zusätzlich hat Jens Scharping leichte Probleme mit der Wade. Er hat da eine Verhärtung der Muskulatur und wird heute nur leicht traben." Nicht nur aus diesem Grund wird der komplette Kader morgen früh über Frankfurt die Reise nach Island antreten. "Eventuell sind wir ja noch froh, wenn alle Mann vor Ort zur Verfügung stehen. Es ist aber auch unser erster internationaler Auftritt und da sollten schon alle Spieler mit dabei sein", versteht Dieter Hecking die Reise nach Island auch unter dem Gesichtspunkt der Gemeinsamkeit.

Vor Ort wird unsere Mannschaft noch dreimal trainieren, einmal davon hat sie die Berechtigung im Nationalstadion von Reykjavík, wo das Spiel stattfinden wird, aufzulaufen. Dieter Hecking: "Wir wollen so gut wie möglich vorbereitet sein, wozu das Training als auch die Anreise am Dienstag gehört, die reisetechnisch die beste Möglichkeit für uns bedeutet." Auch bei der Spielbeobachtung wurde nichts dem Zufall überlassen. So saß am Sonntag Hermann Grümmer als Scout auf der Tribüne in Island, als der FH Hafnarfjördur mit 4:1 gegen Vorjahresmeister Fram Reykjavík gewann und auch die Spiele in den ersten Qualifikationsrunden des wahrscheinlich kommenden isländischen Meisters konnten per Video gesichtet werden. Seit 21 Spielen ist der FH Hafnarfjördur in Pokal, Meisterschaft und UEFA Cup jetzt ungeschlagen und nur eine einzige Niederlage steht in der Saison, die von Mai bis September dauert, zu Buche. "In der Defensive spielen die Isländer mit einem 4-5-1 System, haben mit dem 24-jährigen Allan Borgvardt den Ligatorschützenkönig in ihren Reihen und spielen nach vorne mit einem offensiven 4-3-3", weiß Coach Hecking zu berichten. "Zwei zentrale Mittelfeldspieler ziehen das Spiel auf und vor allem der bereits 35 Jahre alte Heimir Guðjónsson ist ein richtiger Stratege." Dieter Hecking warnt vor dem FH Hafnarfjördur: "Alle Spieler befinden sich auf einem ordentlichen Niveau und wir tun gut daran, den Gegner auf einer Höhe mit uns zu sehen."

Damit kommt unser Trainer auch zu einem der wenigen Punkte, die er im Moment kritisieren will. "Bei aller Euphorie im Umfeld, das zum Teil schon so tut als wären wir in der Gruppenphase, dürfen wir nicht vergessen, dass wir ein Zweitligist sind. Für viele Spieler ist es der erste Auftritt international und auf europäischem Parkett weht noch ein ganz anderer Wind als in der Liga. Das werden wir schon am Donnerstag sehen. Zudem wird es bestimmt unbequem im Stadion werden, windig, regnerisch, darauf müssen wir uns einstellen."

Sportdirektor Jörg Schmadtke sieht das Ganze noch aus einem anderen Blickwinkel: "Wir spielen im UEFA Pokal mit und ich glaube, noch nicht jedem ist bewusst, was das bedeutet. Auch die erste Runde vor der Gruppenphase ist schon nicht selbstver-ständlich und eine tolle Sache für uns, die wir einfach genießen sollten." Im Übrigen räumte unser Sportdirektor mit der mehrmals gelesenen Fabel auf, dass im UEFA Pokal nun das große Geld fließt. "Viel Geld gibt es in der 1. Runde nicht zu verdienen. Es gibt beim Heimspiel keine Live-Übertragung, jetzt müssen wir mal abwarten, wie viele Zuschauer tatsächlich nach Köln kommen. Wirtschaftlich interessant kann bei einer guten Auslosung die Gruppenphase werden. Die Summen, die ich aber teilweise gelesen habe, verweise ich schon jetzt in den Bereich der Fantasie."

Von einem Wunschergebnis will Trainer Hecking abschließend nichts wissen. "Vielleicht können wir ja unsere Serie ausbauen und nach den letzten drei Spielen noch ein Spiel ohne Gegentor bleiben. Und international sagt doch jeder Trainer, ein Auswärtstor wäre gut. Das sage ich jetzt auch."

Spieldaten

Aufstellung

FH Hafnarfjördur: Larusson Saevarsson Gardarsson Nielsen Bjarnason Bett (70. Asgeirsson) Gardarsson Gudjonsson (46. Vidarsson) Stefansson (55. Björnsson) Borgvardt Hallfredsson / Trainer: Jóhannesson

Alemannia Aachen: Pinto, Michalke, Meijer, Rolfes, Plaßhenrich, Fiel, Sichone, Landgraf, Klitzpera, Blank, Straub / Trainer: Dieter Hecking

Tore

0:1 Kai Michalke (12.), 0:2 Kai Michalke (14.), 0:3 Erik Meijer (44.), 1:3 Björnsson (85.), 1:4 Alexander Klitzpera (89.), 1:5 Reiner Plaßhenrich (93.)

Verwarnungen

  Saevarsson (67.),   Vidarsson (74.)

Ecken

4 / 4

Abseits

1 / 1

Schiedsrichter:

Ceri Richards

Zuschauer:

1.400 (davon ca. 350 aus Aachen; in Reykjavík)

Wetter:

nass-kalt, 8°

Alemannia siegt klar auf Island

Cheftrainer Dieter Hecking schickte nach genauer Spielbeobachtung und intensiver Vorbereitung vor Ort die gleiche Mannschaft aufs Feld wie schon in Unterhaching. Bereits die ersten Minuten zeigten eine hochkonzentrierte Alemannia in allen Mannschaftsteilen. Das Spiel stand ganz im Zeichen des deutschen Zweitligisten und die lautstarken Gästefans im Stadion sahen eine sichere Ballkontrolle ihrer Mannschaft mit schnellem Zug nach vorne. Hinten stand die Defensive sehr sicher und so brauchte Keeper Stephan Straub in den ersten zehn Minuten nicht einmal eingreifen.

Die fast schon logische Folge war das 1:0 für unser Team bereits in der 12. Minute. Willi Landgraf - insgesamt wieder mit einer gelungenen Partie - flankte von rechts weit in den Strafraum, Erik Meijer gewann das Kopfballduell im Strafraum, das dank eines britischen Schiedsrichters nicht abgepfiffen wurde, und der Ball landete bei Kai Michalke, der dem Keeper der Gastgeber direkt bei der ersten Torchance keine Abwehrchance ließ. Und weil es so schön war, setzte der europokalerfahrene Kai Michalke zwei Minuten später noch einen drauf. Nach einem tollen Doppelpass von Cristian Fiel mit Sergio Pinto flankte dieser flach in die Mitte zurück an die Strafraumgrenze, wo Kai Michalke mit rechts direkt abzog und erneut traf.

Obwohl sich der Spielort und die allgemeine Atmosphäre nicht gerade so präsentierten, wie sich der große Fußballfan den Europapokal vorstellt, machten die Fans der Schwarz-Gelben das beste aus dem verregneten Abend. „Wir singen Heimspiel auf Island“, intonierten die Fans und auf der kleinen Anzeigetafel stand längst FH 0 - Gestir 2.

Beim designierten isländischen Meister - am letzten Spieltag jetzt am Wochenende fehlt FH nur noch ein Punkt - fiel zunächst nur die einzige Sturmspitze Allan Borgvard auf, der wohl auch in jeder deutschen Zweitligamannschaft spielen könnte. Der Däne war es auch, der als erster Spieler der Schwarz-Weißen in den Gästestrafraum eindringen konnte, aber von Alexander Klitzpera so gestört wurde, dass er nicht gefährlich zum Abschluss kommen konnte. Die Vorentscheidung im ersten UEFA Pokalspiel der Alemannia in ihrer Vereinsgeschichte fiel schon kurz vor der Pause. Zunächst verpasste Cristian Fiel das dritte Tor nach guter Vorarbeit von Kai Michalke, dann war es die quirlige Nummer 22 selbst, der nach Doppelpass mit Cristian Fiel alleine vor Keeper Larusson auftauchte. Larusson allerdings konnte in dieser Szene unserem Stürmer den Ball von Fuß nehmen. Dann aber fiel doch das dritte Tor für Alemannia. Alexander Klitzpera schickte Willi Landgraf steil die Linie entlang, unser Routinier erreichte den Ball noch vor der Torauslinie, flankte aus vollem Lauf nach innen und in der Mitte vollstreckte Kapitän Erik Meijer eiskalt. Ein Tor wurde schöner herausgespielt als das andere und die Fans in schwarz-gelb hatten längst die Oberhand auf der spärlich besetzten Tribüne gewonnen.

Das Spiel war jetzt im Prinzip gelaufen. Hafnarfjördur erwies doch als zu schwach, um noch einmal ernsthaft zurückzukommen. Unsere Elf schonte jetzt Personal und Kräfte für die kommenden schweren Aufgaben. Fünf Minuten vor dem Spielende erzielte dann der Gastgeber durch den eingewechselten Björnsson den Ehrentreffer. Das ließen die Schwarz-Gelben aber nicht auf sich sitzen und nach Flanke des alles überragenden Kai Michalke stellte Alex Klitzpera mit einem Kopfball den alten Abstand wieder her. In der Nachspielzeit setzte Reiner Plaßhenrich dann sogar noch einen oben drauf. Mit einem satten Schuss von der Strafraumgrenze stellte der defensiv sehr starke Mittelfeldspieler den auch in der Höhe verdienten Endstand her. Mit diesem Viertore-Vorsprung dürfte die Favoritenrolle für das Rückspiel eindeutig verteilt sein. Trotzdem darf unsere Mannschaft das Heimspiel in zwei Wochen im RheinEnergieStadion nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die treuen Fans - über zwanzigtausend werden trotz des deutlichen Hinspielergebnisses erwartet - haben auch im ersten UEFA Pokalheimspiel eine überzeugende Leistung verdient.

Zum Spiel

Wir haben gesagt, wir wollen den Gegner vorne zustellen und unter Druck setzen. Das hat Hafnarfjördur in der Saison bislang, glaube ich, noch nicht gekannt. Mit den zwei frühen Toren hat die Mannschaft das natürlich hervorragend umgesetzt, sodass wir uns eine sehr gute Ausgangsposition erarbeitet haben. Ich glaube, dass man Kai Michalke heute herausheben muss, nicht nur wegen seiner beiden Tore. In der Phase nach dem 3:0 und in der zweiten Halbzeit war er der Spieler, der am wenigsten kompliziert, sondern einfach gespielt hat und dadurch sehr effektiv war. Deswegen hat sich der Kai heute die Bestnote verdient. Heute werde ich sicherlich keine negativen Punkte anführen, wenn das Debüt auswärts 5:1 gewonnen wurde. Jeder hat uns vorher vor einer isländischen Mannschaft warnt, die auch ihre Qualitäten hat, die aber von uns heute sicherlich auch ihre Grenzen aufgezeigt bekommen hat. Wichtig war, dass wir den deutschen Fußball so vertreten haben, dass jeder gesehen hat, Alemannia Aachen kann auch in Europa Schlagzeilen schreiben. Ich denke, wir sind schon so überzeugt von uns, dass im Rückspiel nichts mehr anbrennt. Trotzdem wollen wir den daheim gebliebenen Fans Ihr Europapokal-Debüt geben. Ich hoffe, dass unsere Fans daraus eine schöne Party machen und wir dazu ein gutes Spiel. Dass wir nun die Gruppenphase erreichen werden, wird wohl erst zu realisieren sein, wenn man die Gegner kennt. Wir hoffen natürlich, dass wir jetzt die Crème de la Crème Europas mitbekommen, um uns dann auch auf der Ebene einmal zu zeigen.

Alexander Klitzpera

Den größten Teil des Spiels über war das sehr, sehr souverän. Oft ist es unangenehm, gegen so einen Gegner zu spielen. Da muss man immer hellwach sein. Das können wir jetzt erst einmal genießen. Am Sonntag haben wir das nächste schwere Spiel, aber ich glaube, daran denken wir jetzt noch nicht. Wir haben noch eine anstrengende Rückreise, sind mit unseren Fans in einem Flieger und da werden wir schon noch ein bisschen Spaß haben. Ohne unsere Fans wäre hier gar nichts los gewesen. Unter Europapokal-Atmosphäre stellt man sich natürlich schon etwas anderes vor. Wichtig war mir, mein erstes Europacupspiel zu gewinnen, und das haben wir hier geschafft. Dazu habe ich direkt auch noch ein Tor gemacht. Da habe ich auf die Flanke vom Kai spekuliert und ihn dann reingenickt. Das Trikot behalte ich mir natürlich, das ist ein besonderes.

Kai Michalke

Man hat von der ersten Minute an gesehen, dass wir das Spiel ernst nehmen. Mit den zwei frühen Toren kam natürlich die Sicherheit und dem Gegner wurde jeglicher Mut genommen. Das war ausschlaggebend. Kurz vor der Pause haben wir sogar noch einen nachgelegt. Dass es dann in der zweiten Halbzeit nicht so rund läuft, das darf halt nicht sein. Aber okay. Nach dem Gegentor haben wir noch mal zwei nachgelegt. Das war dann auch wieder eine gute Antwort. Jetzt wird erst mal jeder sehen, dass er zu Kräften kommt. Jeder freut sich auf das Spiel am Sonntag. Wir haben alle schon oft betont, dass wir alle super gerne zu Hause am Tivoli spielen. Auch wenn wir vielleicht mal ein bisschen müde sind, wissen wir, die tragen uns schon nach vorne. Wir hoffen, dass wir gegen eine mit Sicherheit starke Kölner Mannschaft mithalten können.

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