Mi, 15. Dezember 2010

Premiere auf dem Kasernenhof

Am 16. Dezember 1900 bestritt die Alemannia ihr erstes Wettspiel gegen den belgischen Verein F.C. Dolhain

Mitte der 1890er-Jahre waren es Schüler, die das aus England stammende Fußballspiel erstmals in Aachen einführten. Schüler der Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums, des Realgymnasiums und der Oberrealschule veranstalteten regelmäßig Übungsspiele untereinander, gegen Schüler aus anderen Städten, Studenten oder den Aachener Turnverein. Pfingsten 1900 schloss man sich zur „Schülerspielvereinigung“ zusammen, die am 4. November 1900 ihr einziges Wettspiel mit 12:1 gegen eine Elf aus Aachener TV und F.C. gewann.

Im Dezember enstand aus der Schülerelf der „F.C. Alemannia“. Unter diesem Namen trat man am Sonntag, den 16. Dezember erstmals zu einem Spiel gegen einen anderen Verein an. Einen Pflichtspielbetrieb gab es zu dieser Zeit in Westdeutschland noch nicht, so dass man sich einen Gegner suchen musste und im 1898 gegründeten belgischen Verein F.C. Dolhain fand. Aufgrund der bereits rechts fortgeschrittenen Verbreitung des Fußballsports in Belgien und der guten Bahnverbindung Aachen-Lüttich trat die Alemannia in ihren ersten Jahren oft gegen Mannschaften aus dem Nachbarland an.

Austragungsort war der Hof der Marienthaler Kaserne an der Franzstraße. Das 1353 erbaute Karmeliterkloster wurde seit 1802 als preußische Kaserne verwendet. Die Aachener Schüler hatten das Gelände schon seit einigen Jahren als Übungs- und Spielstätte genutzt. Die Austragung von Wettspielen war nicht unproblematisch, die gegnerischen Spieler mussten von den 18 Vereinsmitgliedern auf Schleichwegen auf das Militärgelände gebracht werden. Auf dem Kasernenhof wurde das Spielfeld mit Fähnchen markiert, die in den Kiesboden gerammt wurden. Als Tore wurden Stangen aufgestellt, zwischen die jeweils ein Seil anstelle der Querlatte gespannt wurde. Auch die Fußballregeln unterschieden sich noch in vielen Punkten von den heutigen: Die Hosen mussten die Knie der Spieler bedecken, Auswechslungen waren verboten, zur Aufhebung von Abseits brauchte es drei statt der heutigen zwei Verteidiger, und der Torwart konnte in der gesamten eigenen Hälfte die Hände benutzen, durfte aber andererseits mit dem Ball in der Hand ins eigene Tor geschoben werden.

Die Alemannia gewann ihr Premierenspiel mit 6:0. Alle vier Tore in der ersten Halbzeit erzielte dabei Oktav Spennrath, der als Spielführer gleichzeitig Vorsitzender des Vereins war. Nachdem die Alemannia durch eine Verletzung ihres ältesten Spielers van Regteren geschwächt wurde, folgten im zweiten Durchgang noch zwei weitere Tore.

Die Marienthaler Kaserne wurde 1902 abgerissen, auf dem Gelände befinden sich heute Wohn- und Geschäftshäuser. Der bei Limbourg zwischen Eupen und Verviers beheimatete F.C. Dolhain spielt aktuell in der 4. Provinzklasse.

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