Ligaklasse - Saison 1910/1911 - 8. Spieltag - Sonntag 18.12.1910  - 14:45 Uhr
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Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Wirtz – M. Breuer, Riechert – J. Boeven, Roolf, X. Baurmann – Wolff, Pohlmann, J. Wesché, Cl. Baurmann, Altenkamp

Köln 1899: u.a. Schwellenbach I, van Holthe, Heyden, Fellinger

Tore

0:1, 1:1 Wesché, 2:1 Wesché, 3:1 Pohlmann, 4:1 Baurmann, 5:1 Baurmann

Schiedsrichter:

Closterhalfen (Elberfeld)

Zuschauer:

(auf dem Sportplatz Tivoli)

18.12.1910: Alemannia Aachen - Cölner FC 1899 5:1

Auch am Sonntag, den 18. Dezember 1910, hatte der seit drei Tagen in Strömen niedergehende Regen noch nicht aufgehört, als unsere Mannschaft [...] dem K.F.C. 1899, der für Bauwens und Ludwig Ersatz eingestellt, gegenübertrat.

Von Anfang an brachte Aachen nach gutem Zusammenspiel das Kölner Tor recht oft in Gefahr, ohne jedoch ein Mal zu erzielen. Bei Köln wollte es nicht gleich klappen; der Sturm kam erst besser zur Geltung, als der Halblinke mit dem Mittelstürmer getauscht hatte und die Bälle von nun an besser verteilt wurden. Gefährliches Flankenspiel von Schwellenbach rechts und Heyden links machte der Aachener Verteidigung bei dem glatten Boden schwere Arbeit. Auch Kölns Hinterleute waren stark beschäftigt, und so ging der Kampf auf und ab ohne Erfolg auf irgend einer Seite. Endlich gelang es Köln, aus einem vor dem Alemannen-Tor entstandenen Gewühl heraus ein Mal zu erzielen, das leicht von dem im Tor lange stehenden rechten Läufer hätte verhindert werden können. Nicht lange darauf kamen aber auch wir zu einem Erfolge durch einen schönen Schuss Wesches, der uns den Weg wies, auf dem heute etwas zu machen war. Noch einmal konnte unser Mittelstürmer uns vor der Pause seine zur Zeit glänzende Form durch ein solches Tor beweisen. Pohlmann schien ihn seiner Schüsse wegen zu beneiden und trat auch einmal aus ungefähr 20m Entfernung einen Ball aufs Tor, der uns einen um 2 Tore weiteren Vorsprung brachte.

Nach der Pause liess der Regen nach; mit ihm aber auch der Eifer Kölns. Nur ab und zu noch kamen die Gegner vor unser Tor; Breuer und Riechert rückten der Mitte des Spielfeldes näher und näher und gaben auch hin und wieder einen Ball auf das stark bedrängte Kölner Tor. Schüsse und Kopfstösse wehrte die aufopfernde feindliche Verteidigung ab. Jedoch konnte sie es nicht verhüten, dass der Ball zwei Mal noch und zwar durch Clem. Baurmann im Torgehäuse landete. Köln konnte bei seinen einzelnen Durchbrüchen kein Tor mehr erzielen; und so musste es zum ersten Male in Aachen geschlagen mit einem Resultate 1:5 den Platz verlassen.

Unsere Mannschaft spielte vielfach gut zusammen, meiner Ueberzeugung nach lässt sich vor allem die Kombination der Stürmer untereinander noch weiter ausbilden. Altenkamp dürfte ruhig noch etwas feuriger werden und den Ball öfter zu erobern suchen. Hoffentlich stellt sich mit der Besserung seiner Muskelzerrung auch wieder das alte Schussvermögen ein.

Cl. Baurmann schien mir in der vorhergehenden Nacht etwas viel getanzt zu haben. Nach Fussbällen stand ihm besonders sein Kopf nicht, über den er die ihm hoch zugespielten Bälle zum Schaden des Zusammenspiels immer direkt weitergab. Ich möchte ihn bitten, vor dem nächsten Wettspiel einmal den viertletzten Abschnitt meines Berichtes über ads Spiel Bonns in Aachen durchzulesen. (N.-Blatt, 16.11.1910).

Joe Wesche war der Matador auf dem Felde; sein Schuss und sein Kopfspiel waren vorbildlich; auch verteilte er einwandfrei die Bälle nach rechts und nach links, und es kam ihm auch gar nicht darauf an, sich einen Ball bei der Verteidigung zu holen. Pohlmann spielt als halbrechter Stürmer noch immer zuviel Läufer; wenn er mehr in der Stürmerreihe blieb, würde er auch von seinem Schussvermögen grösseren Gebrauch machen können. Ich weiss ja selber, wie schwer es ist, Stürmer zu sein, wenn man jahrelang Mitte gespielt hat; aber ich möchte ihm dennoch den grossen Fehler unserer Stürmerreihe nochmals nennen: Zu wenig Zug nach vorne.

Wolff war in dem Spiel mit der Hochschule besser; ich möchte ihm anempfehlen, den Ball vor dem Zentern je nach der Lage in Kopf- oder Bauchhöhe zuerst zu stoppen, um ihn besser zur Mitte geben zu können. Auch tritt er meiner Ansicht nach bei einem Stosse viel zu nah an den Ball heran; das Bein steht zu senkrecht zum Ball. Seine Eigentümlichkeit, so viele Bälle beim Zentern manchmal recht weit neben dem Tor über die Linie zu treten, führe ich darauf zurück.

X. Baurmann arbeitete recht aufopfernd mit und entledigte sich seiner Arbeit auf dem Flügel Schwellenbach van Holthe zu aller Zufriedenheit. Auf einen Fehler möchte ich ihn aber aufmerksam machen. Ueberläuft ihn ein Gegner, so wirft er sich gewöhnlich von der Seite, ab und zu auch von hinten auf den Mann und hindert diesen einen Stoss auszuführen. In den meisten Fällen wird der Ball dann entweder von ihm selbstoder von seinem Gegner unberechnet gestossen, was unter Umständen für uns sehr nachteilig sein kann, zumal wenn die feindlichen Stürmer scharf hinter dem Ball her sind. Ich bin überzeugt, dass Baurmanns Spiel wesentlich vorteilhafter sein würde, wenn er den Ball fortbeförderte, bevor er den Spieler bei Seite geschoben hat. Den Ball im Augenblick des Stosses stoppen ist z. B. meist erfolglich. Der Gegner stolpert gewöhnlich dann über den Ball weg und man kann diesen bequem forttreten.

Roolf war, wie so oft, auch in diesem Spiel das Arbeitspferd; bei dem glatten Boden und seinem Gewicht wurde es ihm etwas schwer von der Stelle zu kommen.

Breuer und Riechert waren gut; nur hielt Riechert es etwas oft für nötig, seinen Nebenmann bei der Arbeits rechts zu unterstützen und vernachlässigte somit seine linke Flanke, wodurch Breuer vielfach auch dort rettend eingreifen musste. Ferner möchte ich Riechert an sein Spiel in Essen erinnern; da hat er angegriffen, da kam der Flügel nicht auf. Mit einem Worte: Es muss überhaupt links vielmehr angegriffen werden. Wirtz im Tor war wie immer gut.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 1 / 1. Januar 1911)

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