Do, 29. Dezember 2005

"Die Mannschaft hat sich stabilisiert"

Dieter Hecking über die richtige Mischung und ein wichtiges Trainingslager

„Wir sind voll im Geschäft“, sagt Dieter Hecking. Der Coach betont aber auch: „Wir haben noch nichts erreicht.“ Im Interview spricht der Alemannia-Trainer über die Hinserie, die Startschwierigkeiten der Alemannia und die Entwicklung der Mannschaft.

 

Herr Hecking, Ihre Mannschaft hat die Hinrunde als Herbstmeister beendet. Wie fällt das Fazit des Cheftrainers aus?

Wir sind voll im Geschäft, haben mit der Herbstmeisterschaft aber noch nichts erreicht. Die Mannschaft hat in den ersten zehn Spielen einige Probleme gehabt, sich aber danach stabilisiert. Wir gehen mit allen Chancen, unser erklärtes Saisonziel zu erreichen, in die Rückserie.

Beim Blick auf die gesamte Liga, wie würden Sie den Verlauf der bisherigen Spielzeit charakterisieren?

Die Zweite Liga ist sehr ausgeglichen, in diesem Jahr ist keine Überfliegermannschaft dabei. Jedes Team muss immer 100 Prozent abrufen, um seine Spiele zu gewinnen.

Gab es bisher eine Schlüsselstelle, einen Moment, der besonders wichtig war?

Das Trainingslager in Hoenderloo war sehr wichtig. Die Mannschaft ist dort enger zusammengerückt, wir haben eine gute Aussprache gehabt. Im Mannschaftsgefüge haben wir kleine Veränderungen vorgenommen. Seitdem läuft es runder.

Es bedurfte einer längeren Anlaufphase, ehe das Team richtig in Tritt kam. Sie selbst haben lange nach der richtigen Mischung gesucht. Wie haben Sie diesen Prozess erlebt? War Ihnen immer bewusst, dass sich die Qualität des Kaders durchsetzen würde?

Wir haben die richtige Mischung auch deshalb nicht gefunden, weil wir ausgerechnet in der wichtigen Phase der Vorbereitung Leistungsträger nicht dabei hatten. Wir konnten den Findungsprozess dann aber im Verlauf der Vorrunde abschließen. Ich war mir der Qualität des Kaders sicherlich zu jeder Zeit bewusst und habe gehofft, dass sich die Qualität durchsetzt. Es gab stellenweise auch ein paar Zweifel im Verlauf der Vorrunde, doch die sind mittlerweile so gut wie verschwunden.

Ein Wort zu den Neuzugängen. Wie bewerten Sie ihre Entwicklung nach rund sechs Monaten?

Matthias Heidrich nimmt mittlerweile bei uns eine wichtige Rolle ein. Er besticht vor allen Dingen durch  seinen Einsatz und seine Teamfähigkeit. Bernd Rauw ist mit Sicherheit bisher hinter den Erwartungen zurückgeblieben, von ihm haben wir uns mehr versprochen. Er hat jetzt das Problem, dass sich andere Spieler auf seiner Position in den Vordergrund gespielt haben. Goran Sukalo hat bereits gezeigt, wie wichtig er mit seiner Ballsicherheit sein kann. Erwin Koen ist nach seiner guten Vorbereitung in ein Loch gefallen. Von ihm erhoffen wir uns in der Rückserie deutlich positivere Akzente als in der Vorrunde. Mit Sascha Rösler ist uns natürlich ein wirklich toller Transfer gelungen. Es war nicht zu erwarten, dass er nach seinen letzten Monaten in Fürth bei uns so einschlagen würde. Er glänzt mit seinen vielen Torvorlagen, ist einer der sich quälen kann und ist mittlerweile ganz wichtig für die Mannschaft. Mirko Casper hat eine sensationelle Entwicklung genommen. Er besticht durch seine Ruhe in kritischen Situationen, verliert selten den Überblick. Er hat den Schritt vom Amateur- zum Profifußball sehr gut vollzogen. Und Marius Ebbers war drauf und dran Stammspieler zu werden und wurde dann durch eine Magen- und Darmgrippe zurückgeworfen. Marius wird in der Rückrunde sehr, sehr wichtig für uns werden.

Jan Schlaudraff und Laurentiu Reghecampf haben sich mit etwas Verspätung als echte Verstärkungen erwiesen. Warum zeigen sie erst mit Verzögerung ihre wahre Stärke?

Gerade an diese beiden Spieler war die Erwartungshaltung von außen sehr hoch. Aber auch die beiden brauchten etwas Zeit, um sich im neuen Umfeld zurechtzufinden. Mittlerweile haben beide gezeigt, dass sie absolute Verstärkungen sind und jederzeit Spiele entscheiden können.

Auffällig war, dass es Probleme immer dann gab, wenn vermeintlich schwächere Gegner sich weit zurückgezogen haben. Oft ging dann die spielerische Linie verloren. Musste Ihre Mannschaft erst lernen, sich selbst zu vertrauen?

Gerade in dieser Phase hatten wir selber noch nicht die Sicherheit in unserem Spiel, wie sie momentan vorhanden ist. Wir haben uns schon im Spielaufbau unnötige Ballverluste erlaubt und so auch schwächeren Mannschaften die Gelegenheit zum Kontern gegeben.

Sie haben einmal gesagt, dass man das aktuelle Team nicht mit dem aus der Vorsaison vergleichen und ihm die Gelegenheit geben solle, sich ein eigenes Gesicht zu verschaffen. Wie würden Sie diese eigene Identität beschreiben?

Im vergangenen Jahr haben wir nach DFB-Pokalfinale und UEFA-Cup von der Euphorie gelebt. Das Team hat gerade in der Vorrunde überragende Spiele abgeliefert. Die jetzige Mannschaft hat diese Highlights nicht. Die neue Identität ist, dass wir in manchen Situationen ruhiger und abgeklärter wirken als noch in der letzten Saison, wo wir oftmals im Hurra-Stil Spiele entscheiden wollten – das ist mal gelungen, aber in einigen Partien auch schief gegangen.

In der vergangenen Saison verschlief die Alemannia den Start in die Rückrunde komplett. Wie gehen Sie ab Januar in die Vorbereitung, um das zu verhindern? Welche Lehren kann man aus dem schwachen Frühjahr 2005 ziehen?

Wir hoffen natürlich, dass wir mal einen besseren Rückrundenstart hinlegen, wofür es natürlich keine Garantie gibt. Die Lehren sind, dass wir dieses Jahr wieder ins Trainingslager fahren. Wir werden eine sehr harte, kurze Vorbereitung haben, in der wir die Mannschaft so hinbekommen wollen, dass sie den physischen und psychischen Anforderungen der Rückrunde gewachsen ist.

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