Gegen Rechtsextremismus am Tivoli 

Im Leitbild von Alemannia Aachen sind die Werte des Vereins folgendermaßen festgelegt: „Wir stehen für Tradition und eine familiäre Gemeinschaft, in der sich alle wohlfühlen. Demokratische Grundrechte, -werte und Toleranz leiten ebenso unser Handeln im Verein wie unsere soziale Verantwortung für Stadt und Region. Mit einem respektvollen und gewaltfreien Umgang miteinander streben wir mit fairen Mitteln nach sportlichem Erfolg. Wir sind offen für Neues und Neue. Unsere Vereinsarbeit erfolgt transparent und bietet die Teilhabe aller Mitglieder im Rahmen akzeptierter demokratischer Strukturen."

Diese Werte sind kein leeres Versprechen, sondern ein fester Bestandteil unserer Identität. Wir leben sie jeden Tag und tragen sie stolz nach innen und außen. Alemannia Aachen distanziert sich ausdrücklich von jeglicher Form von Extremismus, insbesondere Rechtsextremismus. Unser Verein lebt Werte wie Toleranz, Respekt und Vielfalt und setzt sich für ein Umfeld im Verein ein, das frei von Diskriminierung Hass und Gewalt ist. Wir setzen uns für Organisationen und Initiativen ein, die Menschen unabhängig von Herkunft, Religion oder Hautfarbe helfen und eine soziale Gerechtigkeit fördern. 

Alemannia Aachen soll ein Ort sein, an dem jeder sein Zuhause findet und sich durch ein respektvolles Miteinander sicher fühlen kann. 

 

Berichterstattung Rechtsextremismus am Tivoli

Aufgrund anhaltender Berichterstattung zum Thema Rechtsextremismus und Alemannia Aachen haben wir uns dazu entschlossen, die Faktenlage zu klären. Dafür haben wir eine Anfrage an die Polizei Aachen gestellt.

Die Anfrage bezog sich auf den Zeitraum eines Jahres, also von März 2023 bis März 2024. Hier seht ihr die Ergebnisse, die in regelmäßigen Untersuchungszeiträumen aktualisiert werden. 

Frage 1: Haben Sie Kenntnisse von rechtsextremen Netzwerken, die bei Alemannia Aachen aktiv sind?

Hierzu antwortet die Polizei Aachen:

„Der Aachener Polizei liegen keine Erkenntnisse zu rechtsextremen Strukturen innerhalb der Aachener Fanszene vor.“

 

Frage 2: Gab es im Zeitraum März 2023 bis März 2024 Rekrutierungsversuche von Rechtsextremen in den Fankurven des Tivoli?

Dazu die Polizei Aachen:

„Der Aachener Polizei liegen auch keine Erkenntnisse zu Rekrutierungsversuchen mit politischem Hintergrund vor.“

 

Frage 3: Gab es im Zeitraum März 2023 bis März 2024 rechtsextreme Straftaten im und um den Tivoli herum?

"In Würselen wurde im Februar 2024 ein Graffiti mit Hakenkreuzen und dem Schriftzug „YC“ festgestellt und zur Anzeige gebracht", schreibt uns die Polizei Aachen. „Das Kürzel „YC“ könnte auf die Fangruppierung „Yellow Connection“ hinweisen. Da bislang jedoch kein Tatverdächtiger ermittelt werden konnte, bleibt eine konkrete Zurechnung zu einer Ultra-Gruppierung der Alemannia aber spekulativ. Darüber hinaus sind keine Straftaten in der laufenden Saison bekannt geworden.“

 

Frage 4: Vor über zehn Jahren gab es Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Ultragruppierungen, die teilweise auch politischen Charakter hatten. Gibt es noch Straftaten aufgrund dieser ehemaligen Rivalität und wie politisch schätzen Sie die Aachener Ultragruppierungen ein?

Noch einmal die Polizei Aachen:

„Nach Einschätzung der Aachener Polizei wurden die – teils politisch motivierten – Rivalitäten innerhalb der Ultraszene bereits vor über zehn Jahren beigelegt. Nach Wahrnehmung der Szenekundigen Beamten haben seither alle Fangruppierungen erfolgreich daran gearbeitet, politische Ansichten und Meinungen aus dem Stadion fernzuhalten. Es sind keine Fangruppierungen bekannt, die mit einer bestimmten politischen Gesinnung in Verbindung gebracht werden.

Entsprechende Straftaten im Zusammenhang mit einer Rivalität der Fangruppierungen sind seit 2013 nicht polizeilich bekannt geworden.“

 


 

Dieselben Fragen haben wir mit unserem Chef der Stadionsicherheit, Dr. Fadi Fattouh, sowie mit unserem Fanbeauftragten Stephan Braun besprochen:

Frage 1: Haben Sie Kenntnisse von rechtsextremen Netzwerken, die bei Alemannia Aachen aktiv sind?

Dr. Fadi Fattouh, Leiter unseres Veranstaltungs- und Sicherheitsmanagements:

„In ihren regelmäßigen Gesprächen und ihrer tiefen Verankerung in der Fanszene sind der Fanbeauftragte und die Sicherheitsbeauftragte in der Lage, ein umfassendes Verständnis für die Situation zu entwickeln. Durch ihre direkte Interaktion mit den verschiedenen Fan-Gruppen können sie sicherstellen, dass sie über mögliche rechtsextreme Tendenzen oder politisch motivierte Handlungen informiert sind. Basierend auf ihren Erfahrungen und Erkenntnissen können sie bestätigen, dass es innerhalb der Fanszene der Alemannia Aachen keine derartigen Strömungen gibt.“

 

Frage 2: Gab es im Zeitraum März 2023 bis März 2024 Rekrutierungsversuche von Rechtsextremen in den Fankurven des Tivoli?

Dr. Fadi Fattouh:

„Die polizeiliche Bewertung deckt sich mit unserer Datenlage. Rekrutierungsversuche konnten in dieser Zeit von uns nicht wahrgenommen werden.“

 

Frage 3: Gab es im Zeitraum März 2023 bis März 2024 rechtsextreme Straftaten im und um den Tivoli herum?

Dr. Fadi Fattouh:

„Unser Veranstaltungs- und Sicherheitsmanagement hat keine rechtsextremen Straftaten verzeichnen müssen.“

Ergänzung zu den vorgefunden Graffitis vom 13.04.2024 durch den Fanbeauftragten Stephan Braun: „Durch meine enge Verbindung in die Ultra-Szene und damit auch zur Yellow Connection kann auf Basis der geführten Gespräche ein Zusammenhang der Gruppierung zu diesen Schmierereien ausgeschlossen werden. Zudem ist anhand vieler bereits erfolgter Graffitis der YC belegbar festzustellen, dass die Art, Form und Design der sogenannten Streetart immer einer klaren Typologie entspricht, welche in keinster Weise den vorgefundenen Graffitis in Würselen entspricht."

 

Frage 4: Vor über zehn Jahren gab es Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Ultragruppierungen, die teilweise auch politischen Charakter hatten. Gibt es noch Straftaten aufgrund dieser ehemaligen Rivalität und wie politisch schätzen Sie die Aachener Ultragruppierungen ein?

Unser Fanbeauftragter Stephan Braun dazu:

„Es ist keineswegs so, dass es nur friedlich ist, weil die eine Fangruppe die andere verdrängt hat. Mitglieder der ehemaligen ACU kommen ins Stadion, sehen sich ohne Probleme unsere Spiele an und sind auch in der aktiven Fanszene integriert.“

 


 

Themen, die wir darüber hinaus aus aktuellem Anlass mit unserer Stadionsicherheit behandelt haben:

Handelt es sich bei der Aachener Hooligangruppe Boxstaffel 520 um eine rechtsextreme Vereinigung?

Da es laut Bewertung der Aachener Polizei keine politisch motivierten Fangruppierungen bei der Alemannia gibt, gilt dies auch für die Boxstaffel 520. Unsere Sicherheitsbeauftragte Laura Stockbrink sagt hierzu:

„Die Aachener Boxstaffel ist sicherlich keine rechtsextreme Gruppe. Wer sie kennt weiß, dass ein großer Teil der Mitglieder Migrationshintergrund hat. Die Mutmaßungen, die Boxstaffel führe im Stadion politisch motivierte Rekrutierungsversuche oder andere Aktivitäten durch, die unter Umständen eine strafrechtliche Relevanz hätten, weise ich konsequent zurück.“

In einem Artikel von ZEIT ONLINE wurde von einer Schlägerei im Aachener Fanblock während des Heimspiels gegen den FC Gütersloh berichtet.

Dazu Dr. Fadi Fattouh:

„Beim Spiel gegen den FC Gütersloh wurde eine körperliche Auseinandersetzung festgestellt. Ein Ordner meldete dies umgehend, so dass weitere Ordnungskräfte hinzukamen. Bereits bei Eintreffen war der Streit zwischen den Parteien beigelegt. Hierbei handelte es sich nicht um eine Auseinandersetzung zwischen den jeweiligen Gruppierungen der Fanszene, sondern um einen privaten Streit zwischen zwei Personen.“

Ebenfalls erwähnt wird ein Alemannia-Fan aus dem rechtsextremen Spektrum, der wieder häufiger auf dem Tivoli auftauche.

Hierzu Fanbeauftragter Stephan Braun:

„Besagter Fan war längere Zeit nicht regelmäßig am Tivoli, da er nicht mehr in der Nähe von Aachen lebt. Seit einigen Spieltagen ist er wieder häufiger zu sehen. Bisher wurden Stadionsicherheit und Polizei keine Rekrutierungsversuche bekannt. Wir sind uns der Situation sehr bewusst und beobachten sie aufmerksam.“

Es wird außerdem behauptet, dass Alemannia Aachen durch „laxen Umgang mit Problemfans“ auffalle.

Dr. Fadi Fattouh:

„Diese Aussage bezog sich auf die qualitative Arbeit der Einlasskontrollen. Alemannia Aachen hat die Bedenken des Westdeutschen Fußballverbands sehr ernst genommen und seit 2022 viel getan. „Insbesondere wurde eine Abteilung für Veranstaltungs- und Sicherheitsmanagement gegründet, die die Vernetzung der verschiedenen Funktionsstellen sicherstellt. Es ist also nicht korrekt zu behaupten, dass dies weiterhin ein ungelöstes Problem ist.“

Im Artikel von ZEIT ONLINE wird über eine Zusammenarbeit mit dem Verein Amici Vitae e.V. und Sparta Aachen geschrieben. Kooperiert Alemannia Aachen mit Rechtsextremen?

Dazu äußert sich Alemannia-Geschäftsführer Sascha Eller:

„Alemannia Aachen unterstützt verschiedene karikative Vereine bzw. Projekte in Aachen, nicht Einzelpersonen, die dahinterstehen. Der Alemannia geht es als Aachener Verein darum, den Menschen in Aachen zu helfen, die in Not sind – unabhängig von Herkunft oder Hautfarbe. Mit Amici Vitae e.V. unterstützt die Alemannia ein Projekt, das sich genau dafür einsetzt und den Ärmsten der Stadt hilft. Die Ergebnisse sind Woche für Woche auf den Straßen Aachens zu sehen.

Bei Sparta Aachen sind wir der Einladung des Inhabers Kasim Aras gefolgt, um über mögliche Kooperationen zu sprechen. Hier konnten wir einen Umgang mit Menschen verschiedenster Herkünfte wahrnehmen, rechtsextremes Gedankengut hingegen nicht.

Klar ist, dass wir uns als Alemannia Aachen ausdrücklich von Menschenhass, Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und politischen Strömungen extremistischer Art distanzieren. Wir setzen uns aktiv für Toleranz, Vielfalt und Demokratie ein. Es ist uns ein Anliegen, diese Werte zu wahren und zu fördern, sowohl in unserem Verein als auch in der Gesellschaft insgesamt.“

 


 

Die Ergebnisse noch einmal zusammengefasst:

  1. Der Aachener Polizei liegen keine Erkenntnisse zu rechtsextremen Strukturen innerhalb der Aachener Fanszene vor.
  2. Der Aachener Polizei liegen keine Erkenntnisse zu Rekrutierungsversuchen mit politischem Hintergrund vor.
  3. Es gab ein Hakenkreuz-Graffiti mit dem Schriftzug „YC“, eine konkrete Zurechnung zu einer Ultra-Gruppierung der Alemannia bleibt aber spekulativ. Darüber hinaus sind keine politisch motivierten Straftaten bekannt geworden, die im Zusammenhang mit der Fanszene Alemannia Aachen stehen oder stehen könnten.
  4. Es sind keine Fangruppierungen bekannt, die mit einer bestimmten politischen Gesinnung in Verbindung gebracht werden.

 

Alemannia Aachens Präsident Andreas Görtges zeigt sich mit den Ergebnissen zufrieden: „Für uns ist das natürlich nichts Neues. Als Vereinsführung sind wir durch die gute Arbeit der Stadionsicherheit immer auf dem aktuellen Stand. Davon abgesehen fahren Mitglieder des Präsidiums regelmäßig mit auf Auswärtsfahrten – ich selbst sehe mir die Spiele sowohl auswärts als auch am Tivoli am liebsten auf den Stehplätzen an. Gäbe es rechtsextreme Tendenzen, hätten wir das längst bemerkt und Gegenmaßnahmen ergriffen.“

Der Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier befürwortet Alemannias Schritt, diese Ergebnisse zu veröffentlichen: „Ich finde es sehr wichtig, dass die Verantwortlichen der Alemannia sich klar und unmissverständlich von allen extremistischen Strömungen distanzieren. Solchen Tendenzen müssen wir alle konsequent Einhalt gebieten und deutlich machen, dass menschenverachtende und extremistische Gesinnungen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Hier sind wir alle gemeinsam gefragt: Politik, Gesellschaft, Sportvereine – aber insbesondere auch jeder Einzelne von uns! Klar ist aber auch: Unsere Haltung darf sich nicht nur in Satzungen, Leitbildern o.ä. wiederfinden, sondern muss konsequent gelebt werden – auch im Stadion! Vielfalt, Gemeinsamkeit und Teamgeist … Tugenden, die unsere Alemannia in dieser Saison auszeichnen – und hoffentlich zum verdienten Aufstieg führen – sind kennzeichnend für eine offene und tolerante Gesellschaft, die wir in der StädteRegion Aachen so sehr schätzen. Das lassen wir uns von niemandem nehmen!“

Dr. Michael Ziemons, Dezernent für Soziales, Gesundheit und Digitalisierung der StädteRegion Aachen, ergänzt: „Mit dem Benefiz-Spiel zugunsten der Erdbebenopfer in der Türkei haben wir eine Alemannia-Führungsriege erlebt, die spontan über die Grenzen von Religion und Nationalität hinweg geholfen hat. Das bleibt uns in guter Erinnerung. Mit der Unterstützung des Fanprojektes bleiben wir zusätzlich verlässlicher Partner im Bestreben der Alemannia, Menschen zu begegnen, die den Fußball für Gewalt oder Extremismus instrumentalisieren wollen“.

Die Stadionsicherheit von Alemannia Aachen wird jedenfalls weiterhin dafür sorgen, dass der Tivoli ein Ort bleibt, an dem sich Menschen wohl fühlen.

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