Es geht weiter Schlag auf Schlag, schon am Samstag wartet die nächste Herausforderung auf die Alemannia: Die Reise führt nach Unterfranken zum 1. FC Schweinfurt 05. Wir haben uns die „Schnüdel“ angeschaut.
F wie Fackel: Eine solche zündete Schweinfurts Rechtsverteidiger Lauris Bausenwein am vergangenen Freitag im Saarbrücker Ludwigsparkstadion. Die Franken lagen beim Aufstiegsanwärter aus dem Saarland bereits mit 0:2 hinten, als sich Bausenwein nach einem ihm vor die Füße zurückgeköpften Freistoß „Was soll’s?“ dachte und den Ball aus gut 25 Metern einfach mal volley in Richtung Kasten der Gastgeber zurückschickte. Dass das Spielgerät dann perfekt zwischen rechtem Pfosten und Saarbrücken-Torwart Menzel einschlug, hätte Bausenwein vermutlich nicht erwartet – umso schlitzohriger blickte der 20-Jährige nach seinem gelungenen Kunstschuss zum 1:2-Anschlusstreffer drein. Am Ende half das wohl schönste Tor des vergangenen Spieltags allerdings nichts, Schweinfurt musste die sechste Niederlage im siebten Saisonspiel hinnehmen. Mit erst drei Punkten rangiert der Aufsteiger aus der Regionalliga Bayern damit aktuell auf dem letzten Platz der 3. Liga. Während die 05er alle drei bisherigen Heimspiele verloren, konnte immerhin auswärts neben drei weiteren Pleiten ein Erfolgserlebnis gefeiert werden…
C wie Charakter bewiesen: …und zwar am 5. Spieltag in Ingolstadt. Nachdem den Schweinfurtern in den vier vorangegangenen Liga-Partien noch kein einziger Treffer gelungen war, sollten es an diesem Tag gleich drei werden. Durch ein Eigentor ging die Elf von Aufstiegstrainer Victor Kleinhenz mit 1:0 in Führung, ehe die Schanzer um Trainerin Sabrina Wittmann den Spielstand zu ihren Gunsten beeinflussten und die Partie in ein 2:1 drehten. Doch die Gäste steckten nicht auf, Ex-HSV-Stürmer Manuel Wintzheimer stellte auf 2:2, alles war wieder offen. Als in der 70. Minute Schweinfurts Ekin Celebi mit glatt Rot vom Platz flog, sah jedoch alles danach aus, als hätte sich der Fußballgott an diesem Nachmittag für den FCI entschieden. Doch Pustekuchen: Die Kleinhenz-Elf blieb dran und erzielte drei Minuten vor Schluss durch Kristian Böhnlein tatsächlich in Unterzahl das 3:2. Die Schanzer konnten dem nichts mehr entgegensetzen und so ging das Duell der beiden jüngsten Trainer*innen der Liga – Wittmann und Kleinhenz sind beide 34, die Ingolstädterin jedoch einen guten Monat jünger – an den 05-Coach. Der erste Schweinfurter Sieg im deutschen Profifußball nach über 23 Jahren war damit amtlich.
S wie Spitzname: Jeder kennt ihn, doch kaum einer weiß, was er eigentlich bedeutet – der Spitzname des 1. FC Schweinfurt 05. „Schnüdel“ werden die Aufsteiger gemeinhin genannt und der Ursprung dieses Wortes sorgt nun seit dieser Saison auch unter den Fans der Drittliga-Vereine regelmäßig für Rätselraten. Zu tun hat es allerdings weder mit einem echten Schwein, noch mit einer leckeren unterfränkischen Backspezialität. Vielmehr bezieht sich der Begriff „Schnüdel“ auf das Spielgerät unseres heißgeliebten Sports – den Ball. Denn dieser, so schreibt das Portal „Würzburg erleben“, war vor 1920 an einer Stelle stets verschnürt, damit sich die Luft in seinem Innern halten konnte. So etwas wie Ventile gab es damals eben noch nicht. Die Stelle, an der der Fuß- oder Faustball verschnürt war, fühlte sich recht hart an und wurde „Zipfel“ genannt – oder im unterfränkischen Sprachgebrauch eben „Schnüdel“. Wer diesen Schnüdel übrigens beim Spielen mit dem Kopf oder den Füßen erwischte, ging ziemlich sicher mit blauen Flecken und Schmerzen nach Hause. Unpraktisch, dachte sich 1920 auch der Schweinfurter Fritz Stöcklein – und erfand den schnurlosen Ball. Das Wort „Schnüdel“ geriet dadurch lange in Vergessenheit, lebte aber vor einiger Zeit wieder auf und ist seitdem das Synonym für die Mannschaft von Schweinfurt 05, deren ehemaliges Mitglied Stöcklein war.
Spieler im Fokus: Johannes Geis. Seine Freistöße und seine Zweikampfstärke sind nicht erst seit der letzten Saison in Liga drei – damals noch für Unterhaching – gefürchtet. Zuvor stellte der 32-jährige Routinier sein Geschick nämlich deutlich weiter oben unter Beweis: Fürth, Mainz, Schalke, Sevilla, Köln und schließlich der 1. FC Nürnberg als Stationen bedeuten nicht nur Erstliga-, sondern auch Champions- und Europa-League-Erfahrung. Wie in Haching vergangene Spielzeit ist der zweimalige Zweitliga-Meister Geis auch in Schweinfurt unumstrittener Antreiber auf der Sechserposition und gehört zum absoluten Stammpersonal. Dass er nur in sechs der sieben bisherigen Ligaspiele auf dem Platz stand, liegt schlicht an seinem Platzverweis am zweiten Spieltag gegen Energie Cottbus. Und: Zwar schoss er keines der vier Schweinfurter Tore, bereitete aber zwei davon vor.
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