Fr, 7. Oktober 2005

Kein Typ wie Willi Landgraf

Im Portrait: Sascha Rösler

Dazu kam eine kleine Verletzung ganz zu Beginn des Trainings.

 

Konsequenz: Zum Saisonauftakt beim FC Erzgebirge Aue musste der Linksfuß auf der Bank Platz nehmen. Trotzdem war er nach der 1:2-Niederlage der Gewinner des Spieltages. Zur Halbzeit eingewechselt, hatte er den Ausgleich erzielt und war Initiator der wenigen Offensiv-Highlights der Alemannia. Die Fortsetzung der Geschichte ist bekannt. Fortan durfte Sascha Rösler die Position hinter den Spitzen jeweils vom Anpfiff an bekleiden und erzielte vier Tore in den ersten vier Spielen. „Nach dem Tor in Aue fiel mir vieles leichter“, erinnert sich der Offensiv-Allrounder. Mit dem sportlichen Erfolg lief auch die private Eingewöhnung deutlich besser. Warum das Wohlfühlen sich etwas langsamer einstellte, beschreibt der Blondschopf so: „Ich bin nun mal kein Typ, der einfach auf die Leute zugeht wie Willi Landgraf.“

Wer mit Sascha Rösler zu tun hat, der findet bald heraus, dass seine Zurückhaltung mit Arroganz so wenig zu tun hat wie der Tivoli mit Rhythmischer Sportgymnastik. „Eigentlich sehe ich mich selbst gar nicht als so zurückhaltend an. Nennen wir es so: Gerade in einer neuen Umgebung bin ich etwas unsicher“, sagt der 27-Jährige. Unsicherheit, die mit seinen Toren für die Alemannia gewichen ist. Dennoch hat Rösler bei seinem neuen Verein wohl stets das Negativbeispiel 1860 München im Kopf. Dort landete er nach seiner ersten Profistation beim SSV Ulm – und scheiterte. In Aachen fand er nach eigener Einschätzung eine durchaus vergleichbare Situation mit großem Konkurrenzkampf wie damals in München vor. „Heute bin ich älter und reifer. Im Inneren wusste ich schon, dass ich mich hier durchsetzen würde, weil ich die Fähigkeiten dazu habe“, sagt er. Dieses Selbstvertrauen besaß er bei 1860 noch nicht, er ließ sich ausleihen.

Dazu hat er heute eine andere Einstellung, sagt im Nachhinein, er hätte sich dort durchbeißen müssen. Dabei hat er schon in jungen Jahren eine erstaunliche Entschlossenheit an den Tag gelegt. „Ich wollte schon immer Fußballprofi werden“, erinnert er sich. Dafür brachte er Opfer. Mit 15 Jahren fuhr Sascha Rösler täglich mit dem Zug die 90 Kilometer nach Ulm zum Training, weil ihm klar war, dass er in einem kleinen Klub sein Ziel schwerer erreichen würde. „Auch wenn das neben der Schule eine riesige Anstrengung war: Für mich war klar, dass ich das mache“, erzählt er. Der Aufwand hat sich gelohnt. Mit 17 Jahren debütierte der Linksfuß im Regionalliga-Team des SSV Ulm. In den Jahren danach sollte dem Verein das Kunststück gelingen, ohne Unterbrechung von der Regionalliga in die Bundesliga zu marschieren. Sein damaliger Trainer Ralf Rangnick entwickelte sich zum großen Förderer von Sascha Rösler. „Er war wie eine Vaterfigur für mich“, beschreibt der Spieler das Verhältnis zum damaligen Trainer.

In Aachen hat Sascha sich eine Wohnung mitten in der Stadt gesucht. Schon in Oberhausen und Fürth habe er zentral gewohnt, auch wenn das – mit Verlaub gesagt – natürlich nicht dasselbe ist wie in Aachen. „Ich habe es lieber, rauszuschauen und da bewegt sich was“, erklärt Rösler den Grund. So sieht man die Nummer 30 der Alemannia dann auch ab und an in Aachener Straßencafés. „Wenn’s gut läuft, kann ich das schon genießen.“ Die Entspannung abseits des Platzes holt sich Rösler aber fast gezwungenermaßen. Eigentlich würde er nämlich auch in seiner Freizeit viel mehr Sport treiben. Als Jugendlicher war er ein talentierter Tennisspieler, gab die Filzkugel aber dann zugunsten des größeren Balles auf. Besonders wenn wie in den letzten Wochen alle drei, vier Tage ein Spiel ansteht, ist zusätzliche Belastung überhaupt nicht angesagt. Bei beiden Sportarten kommt aber eine dominante Eigenschaft des Sascha Rösler zum Tragen. Er kann nicht verlieren. „Das war schon als Kind schwierig. Es fängt schon beim Backgammon mit den Mitspielern an“, sagt er.

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