Fr, 11. November 2011

Erklärung der Sprecher der Fanbeauftragten

Nach den Vorfällen bei den DFB-Pokalspielen Ende Oktober fand eine breite öffentliche Diskussion über das Thema Gewalt im Fußball statt. Als Reaktion auf die Berichterstattung sowie Forderungen von Politik und Verbandsseite hat der Sprecherrat der Fanbeauftragten in Deutschland folgende Presseerklärung verfasst:

Presseerklärung

Es ist an der Zeit, dass sich die Praktiker zu Wort melden. Wir, die Fanbeauftragten, die täglich mit Fußballfans, problematischen wie unproblematischen, zusammenarbeiten, mit ihnen reden, ihre Probleme kennen und umgekehrt auch die Probleme kennen, die Vereine und die Polizei mit ihnen haben.

In den letzten Tagen und Wochen wurde die Berichterstattung aufgrund einer gestiegenen Zahl von einzelnen, nicht tolerierbaren Ausschreitungen, immer hysterischer. Nun hat sich sogar das Innenministerium zu Wort gemeldet und will den Fußball und seine Fans befrieden. Uns als Fanbeauftragte hat aber bisher noch niemand gefragt, lediglich kurze Sätze, schnelle Erklärungen sind in den meisten Medien in diesen Tagen gefragt. Dafür stehen wir aber nicht zur Verfügung, komplexe Probleme werden nicht durch einfache Antworten gelöst. Wir fordern an dieser Stelle Sachlichkeit ein, die Fakten sprechen nicht nur eine Sprache. Natürlich sind die Gewalttaten rund um den Fußball gestiegen und natürlich gibt es einzelne Vorfälle, die nicht nur uns völlig zu Recht Sorge bereiten. Aber noch immer sind die Fußballstadien in Deutschland sichere Orte, noch immer können Familienväter und –mütter mit ihren Kindern Fußballspiele besuchen. Manch Volksfest dürfte deutlich gefährlicher sein, ohne dass es hierfür Spezialeinheiten und ganzseitige Berichterstattungen über Ausschreitungen gibt.

Wir fordern aber auch unsere Fans – und hierbei vor allem die Ultras – auf, nicht weiter mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Jeder von euch kann es nachlesen ,die Hardliner erheben die Stimme und fordern Dinge, die eure Fankultur bedrohen. Sie können dies fordern, weil ihr es zugelassen habt, dass sich in euren Reihen Leute tummeln, denen es bevorzugt um ihren kurzfristigen eigenen Spaß und nicht um die wirklichen Inhalte und Ziele eurer Kultur geht. Kriminelles Handeln wie Überfälle, Angriffe auf Unbeteiligte, das Aufbrechen von Räumlichkeiten müssen endlich geächtet werden. Das könnt aber nur ihr gemeinsam tun, dafür müsst ihr eine gemeinsame Linie finden!

Wir verlangen aber auch von allen Institutionen, sich mit den Fans und auch mit uns Fanbeauftragten an einen Tisch zu setzen. Sei es vor Ort, regional und vor allem bundesweit. Andere Länder haben es negativ vorgemacht, wohin der Weg führt, wenn man Entscheidungen fällt, ohne die Fans einzubeziehen, ohne ihnen die Chance zu geben, sich positiv einzubringen. Wir Fanbeauftragte fühlen uns zur Zeit regelrecht übergangen, in den Vereinen wird mit uns geredet, auf Verbandsebene scheinen die Praktiker derzeit aber wenig gefragt zu sein. Die Vereine sind durch die Erklärungen vom 3.11. entmündigt worden, eine Diskussion findet nicht mehr statt. Das lässt uns mindestens ratlos zurück.

Für die Fanbeauftragten der Vereine die Sprecher

Julia Ebert (Werder Bremen), Thomas Weinmann (VfL Borussia Mönchengladbach), Rainer Mendel (1. FC Köln), Jörg Emgenbroich (Fortuna Düsseldorf), Jens Volke (Borussia Dortmund), Jürgen Bergmann (1. FC Nürnberg), Marc Francis (Eintracht Frankfurt), Ralph Klenk (VfB Stuttgart)

 

 


 


Am 8. und 9. November wurde die Thematik bei einer Tagung der Fanbeauftragten weiter besprochen und im Anschluss DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger sowie Ligapräsident Dr. Reinhard Rauball in einem Brief um ein Gespräch gebeten.

„Professionalisierung der Fanbeauftragten schreitet voran!“

Seit Beginn dieser Saison stellt jeder Verein der 1. und 2. Bundesliga mindestens einen hauptberuflichen Fanbeauftragten. Am 8. und 9. November 2011 trafen sich über 60 Mitglieder dieser Berufsgruppe zu einer gemeinsamen Tagung in Bremen, daran nahmen auch viele ehrenamtliche Fanbeauftragte der 3. Liga und Regionalligen teil. Werder Bremens Präsident Klaus-Dieter Fischer begrüßte die Experten und betonte dabei die Wichtigkeit der Fanbeauftragten. Fischer sprach hierbei von einem „Kampf gegen Windmühlen“, forderte die Kolleginnen und Kollegen auf, in diesem Kampf nicht locker zu lassen.

Fans, Vereine und lokale Behörden akzeptieren die Fanbeauftragten als erste, ernsthafte und wichtige Ansprechpartner. Es ist jedoch unabdingbar, dass diese Arbeit auch in den Verbänden, überregionale Behörden und Institutionen dieselbe Anerkennung findet. Gerade in der aktuellen öffentlichen Diskussion erwarten die Fanbeauftragten, dass dieses Expertenwissen direkt in die Lösungsvorschläge mit einbezogen wird. Deshalb haben die Fanbeauftragten entschieden, dass sie in den nächsten Tagen die Spitzen des Deutschen Fußballbundes (DFB) und der Deutschen Fußballliga (DFL) zu einem persönlichen Gespräch auffordern werden. Auch von der Politik wünschen sie sich eine stärkere Einbindung ihres Expertenwissens.

Es wurden hierzulande Standards geschaffen, um die der deutsche Fußball von anderen europäischen Ländern beneidet wird. Weitere Verbote, unsachliche Debatten und geradezu groteske Forderungen helfen nicht bei der Problemlösung, sondern schaffen nur weitere Konflikte.

Die Fanbeauftragten bieten ihre Stärken im Dialog, der Schaffung von Kompromissen und in der Deeskalation zur Lösungsfindung an. „Eine Taskforce zum Thema Sicherheit und Fans ohne Einbeziehung von uns Fanbeauftragten und auch der Fans selbst, kann keine tragfähigen Lösungen hervorbringen!“, so die einhellige Meinung der Fanbeauftragten.

Für die Fanbeauftragten der Vereine die Sprecher

Julia Ebert (Werder Bremen), Thomas Weinmann (VfL Borussia Mönchengladbach), Rainer Mendel (1. FC Köln), Jörg Emgenbroich (Fortuna Düsseldorf), Jens Volke (Borussia Dortmund), Jürgen Bergmann (1. FC Nürnberg), Marc Francis (Eintracht Frankfurt), Ralph Klenk (VfB Stuttgart)

 

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