Es war zunächst ungewöhnlich still auf dem Tivoli. Die Fans der Alemannia schwiegen die ersten zwölf Minuten während des Heimspiels gegen Jahn Regensburg und beteiligten sich damit am bundesweiten Stimmungsboykott vieler organisierter Fanszenen. Auch für den kommenden Spieltag haben die Fanszenen einen weiteren Stimmungsboykott angekündigt. Anlass hierfür sind Maßnahmen zur Stadionsicherheit, die Anfang Dezember auf der Innenministerkonferenz (IMK) diskutiert werden.
Die Ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder tagt mindestens zweimal im Jahr. Sie dient als Forum, um sicherheitspolitische Entwicklungen zu bewerten und gemeinsame Empfehlungen abzustimmen. Diese Beschlüsse sind zwar rechtlich nicht bindend, beeinflussen aber häufig die Gesetzgebung und Verwaltungspraxis. Mit Blick auf die Sicherheit in Fußballstadien drängt die IMK aktuell unter anderem auf KI-gestützte Sicherheitsmaßnahmen, personalisierte Tickets, eine Reduzierung oder Streichung von Gästekontingenten sowie die Einführung einer zentralen Stadionverbotsinstanz anstelle der etablierten lokalen Kommissionen.
„Die offiziellen Statistiken der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) der Polizei zeigen eindeutig, dass die Stadionbesuche in Deutschland sicher sind. Wir stimmen der Politik selbstverständlich zu, dass es keine Gewalt im Fußball geben darf. Die geplanten Maßnahmen, die auf der Innenministerkonferenz besprochen werden, erscheinen uns hierbei jedoch nicht zielführend und zum Teil sogar kontraproduktiv. Aus unserer Sicht tragen pauschale Sanktionen oder flächendeckende Personalisierungsmaßnahmen nicht dazu bei, das Sicherheitsniveau sinnvoll zu verbessern. Stattdessen besteht die Gefahr, bewährte Abläufe zu beeinträchtigen und große Teile der Fanszene unter Generalverdacht zu stellen. Wir können den Protest unserer Fans daher nachvollziehen und wünschen uns eine sachliche Debatte mit den politischen Entscheidungsträgern, um gemeinsame Lösungen zu finden“, erklärt Rachid Azzouzi, Geschäftsführer Sport der TSV Alemannia Aachen GmbH.
Die ZIS-Statistiken weisen in der Saison 2024/25 einen Rückgang der Verletzten bei Fußballspielen um 17 Prozent aus – bei gleichzeitig vier Prozent mehr Besucherinnen und Besuchern. Auch Umfragen unter Stadionbesucherinnen sowie -besuchern bestätigen die Sicherheit bei Fußballspielen.
Aus diesem Grund appellieren wir an die Verantwortlichen der Innenministerkonferenz, die geplanten Schritte gemeinsam mit den Verbänden, den Vereinen und den Fanvertretungen weiterzuentwickeln. Nur durch eine sachliche, partnerschaftliche Diskussion lassen sich Lösungen finden, die Sicherheit und Fankultur gleichermaßen schützen.
Wir unterstützen das angefügte Statement des Bündnisses Werner Fuchs Tribüne.
Diese Seite nutzt Cookies für Google-Analytics. Sie können Cookies akzeptieren oder ablehnen und Ihre Entscheidung jederzeit ändern.