Als alles verloren schien, sorgte der Trainer für das Happy-End. Die Kuriositäten des Amateurfußballs sind am 29. Spieltag der Mittelrheinliga um eine Episode reicher geworden. U23-Coach Sven Schaffrath, der aufgrund der akuten Personalnot seines Teams in der Schlussphase des Auswärtsspiels beim TSC Euskirchen selbst ran musste, erzielte mit einem Traumtor in der 90. Minute den Treffer zum 3:3-Endstand.
Gerne wird im Fußball die Floskel des „letzten Aufgebots“ angewandt. Ein Blick auf den Spielberichtsbogen sollte den eingefleischten Anhängern allerdings offenbaren, dass es das allerletzte Aufgebot war, mit dem die jungen Alemannen im Erftstadion ins Rennen gingen. Tim Lünenbach und Nazim Sangare waren am Vortag 90 Minuten lang in der Regionalliga zum Einsatz gekommen und Christophe de Sousa spielte bei seinem Debüt immerhin eine Halbzeit. Tobias Mohr hatte am Vormittag noch 75 Minuten in der U19 agiert. Auf der Bank saßen nur noch U19-Torwart Roy Flekken sowie für den äußersten Notfall Sven Schaffrath als Spielertrainer.
Bereits nach wenigen Minuten zog sich Tiago Santana eine Muskelverletzung zu. Der Portugiese, der im Winter zur U23 der Alemannia gestoßen war, biss bis zur 28. Minute auf die Zähne und musste dann vom Feld. Zu diesem Zeitpunkt führte Euskirchen durch Treffer von Thomas Leßenich (21.) und Peter Drosdziak bereits mit 2:0. Roy Flekken musste als Feldspieler ran und fügte sich gleich glänzend ein. Der 18-jährige Schlussmann bediente von der rechen Seite seinen U19-Teamkollegen Tobias Mohr, der aus 18 Metern mit einem platzierten Flachschuss den Anschlusstreffer erzielte (31.).
Nach einer Stunde verletzte sich Torschütze Mohr bei einem Zweikampf an der Seitenlinie. Auch er versuchte zunächst weiter zu spielen, war aber nach einem neuerlichen Foul zum Aufgeben gezwungen. Aachens letzte Option war Trainer Sven Schaffrath, der sein letztes Pflichtspiel vor über einem Jahr absolviert hatte. Da es einen Rückstand aufzuholen galt, ging der gelernte Defensivspezialist in den Sturm. Die Tivoli-Kicker wehrten sich nach Kräften und wurden in der 76. Minute belohnt. Nazim Sangare setzte im Strafraum nach und legte die Kugel für Masato Yoshihara ab, der aus zehn Metern zum vielumjubelten Ausgleich traf.
Mit diesem Ergebnis wäre das schwarz-gelbe Rumpfaufgebot sicherlich gerne nach Hause gefahren. Aber vier Minuten vor dem Ende segelte eine Flanke von der linken Seite in den Aachener Strafraum und Sebastian Kaiser erzielte per Kopf das 3:2 für Euskirchen. Es lief bereits die letzte Minute, als ein Schussversuch von Tim Lünenbach abgeblockt wurde und Yoshihara von der linken Seite noch einmal flanken konnte. An der Strafraumgrenze stand Sven Schaffrath. Ballannahme mit rechts und dann per Dropkick mit links zum 3:3 in den rechten Torwinkel – besser hätte es kein Stürmer der Welt machen können!
Sekunden danach war die Partie beendet. Die zweite Mannschaft der Alemannia ist damit seit acht Spielen ungeschlagen und verteidigte den 4. Tabellenplatz. Das letzte Spiel in dieser Saison steigt am kommenden Sonntag, 1. Juni um 15.00 Uhr auf dem Kunstrasenplatz am Tivoli gegen den TSV Germania Windeck. Sven Schaffrath wird dann (zunächst) wieder die Rolle des Trainers übernehmen.
