Ligaklasse - Saison 1909/1910 - 8. Spieltag - Sonntag 14.11.1909  - 15:00 Uhr
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14.11.1909: Alemannia Aachen - FC 1894 München-Gladbach 2:5

Wie fast in jedem Ligaspiel, so trat auch heute Alemannia wieder mit Ersatz an; diesem ist aber keineswegs die Niederlage zu verdanken. [...]

Die Niederlage war eine verdiente, wenn auch das Resultat etwas zu hoch ist. Die Gladbacher Mannschaft hat sich zu ihrem Vorteil sehr verändert. Exakter Schuss, Kombination und vor allem eine gute Taktik. Trotzdem vermisst man bei der Mannschaft das technisch flotte, elegante Spiel, das das Publikum so sehr wünscht. Man merkt einzelnen Spielern an, dass nicht Veranlagung, sondern eisernes Training die Ursache ihres Könnens ist. Löhmer war wirklich gut, aber er verscherzt sich die Sympathie der Zuschauer durch sein Redetalent. Schuhmacher, der repräsentative Mittelläufer, fiel durch sein Kopfspiel auf und war auch sonst die treibene Kraft der Mannschaft. Nur ihm verdanken es die Gladbacher Verteidiger, dass sie nicht aus dem Rahmen der Gesamtmannschaft hervortraten.

Die Alemannen zu kritisieren, ist für mich eine heikle und undankbare Sache. Der Torwächter hätte meines Erarchtens zwei Bälle halten müssen, er schützte sein Heiligtum stellenweise vorzüglich, aber es fehlt das beständig sichere Spiel. Breuer dürfte unter seiner sonstigen Form gespielt haben, er dribbelte zuviel. Riecherts Spiel war sicher und elegant. Ihm fehlt ein Lauftraining, sonst könnte man ihn zu den besten Verteidigern Rheinlands zählen. Gute Ballbehandlung als Läufer zeigte Boeven I, er ist sicher der zuverlässigste Spieler der Mannschaft, der nie unter Form spielt. Und nun zu dem schuldigen Teil der Mannschaft: Dem Sturm, kein Schuss (ausser Wesche), im Felde Ueberkombination, deshalb kommt der Ball nicht vorwärts. In der zweiten Hälfte passten sich die Stürmer nicht den Stössen ihrer Verteidiger an, die Gladbacher Läufer hatten daher leichtes Spiel. Hier können sich unsere Spieler den Gegner zum Muster nehmen. Die Stürmer wussten stets genau, wie weit Löhmer oder die Verteidiger beim Abstoss etc. traten und nahmen demgemäss ihre Stellungen ein. Wesche hatte entschieden Pech im Schiessen; Leussler war eifrig und erfolgreich hinter dem Ball her, nur hinterlässt seine Spielweise den Eindruck, als wäre er längere Zeit ausser Training gewesen. Den anderen Stürmern fehlt der Torschuss, besonders das Schiessen im Laufen. Toni scheint übertrainiert zu sein; eine andere Erklärung wüsste ich nicht für sein schlechtes Spiel. Das Spiel war scharf, und dazu der Schiedsrichter schlecht. Man konnte es dem Publikum nicht verübeln, wenn es ihm "Ovationen" darbrachte, die ihn vielleicht zur Erkenntnis seiner Befähigung führen. Wir hoffen, dass mit dem Eintritt Wollgartens ein frischer Zug in den Sturm, wie auch in die Mannschaft kommt. Dann werden auch die Schwarzseher in der Alemannia (wir haben derer schon viele) gerade so viel Gefallen oder Achtung an dem Spiel ihrer Ersten haben, wie vor der nach der Schablone eines Engländers trainierten Mannschaft ihrer Nachbarstadt M.-Gladbach. Ein Spielfreund.

Anm. der Schriftleitung. Mit Vergnügen veröffentlichen wir vorstehende Kritik eines "Spielfreundes", der jedoch absolut sachverständig ist, da er selbst in einer Ligamannschaft spielt.

Der Spielverlauf ist mit wenigen Worten gegeben: Unsere Mannschaft ist in der ersten Hälfte meistens überlegen, jedoch hält Löhmer die schärfsten Schüsse (teilweise mit viel Glück). Nach Seitenwechsel das umgekehrte Bild, Gladbach kommt immer mehr auf, bei uns vielfach zerfahrenes Spiel. Dazu kommt die Entmutigung, bewirkt durch die merkwürdigen Entscheidungen des Schiedsrichters, der bei uns alles, beim Gegner aber manches nicht sah. Auf diese Weise wurden für uns 2 Tore nicht gegeben, während Gladbach 1 Tor buchen konnte, welches genau so fiel, wie eines der uns nicht gegebenen, nämlich nachdem vorher "Hand" gemacht, aber nicht abgepfiffen worden war. Schlechtes Spiel infolge von Entmutigung ist ja erklärlich, sollte jedoch bei einer Ligamannschaft nicht vorkommen.

Gladbach ist übrigens, soviel ich bis jetzt gesehen habe, die einzige Mannschaft im Rheinland, die Tore ihrer Stürmer ostentativ beklatscht. Das Beifallspenden sollte man doch den Zuschauern überlassen.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 23 / 1. Dezember 1909)

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