Ligaklasse - Saison 1910/1911 - 16. Spieltag - Sonntag 19.03.1911
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Spieldaten

Aufstellung

Köln 1899: u.a. Esch, Umbach

Alemannia Aachen: ab ca. 10. Hennes – M. Breuer, Emunds – J. Boeven, Roolf, X. Baurmann – Wolff, Pohlmann, J. Wesché, Cl. Baurmann, Altenkamp (bis ca. 10. Torwart)

Tore

1:0, 1:1 Wolff, 1:2 Altenkamp, 2:2, 2:3 Wesché (88.)

Schiedsrichter:

Schröder (M.-Gladbach)

19.3.1911: Cölner FC 1899 - Alemannia Aachen 2:3

Wenig erfolgreich schien die Fahrt unserer I. Mannschaft am 19. März 1911 nach Köln zum Rückspiel gegen K.F.C. Durch das Ausbleiben Kurt Laumens, dem "private" Gründe den verhinderten Wirtz nicht vertreten liessen, standen wir vor der Aufgabe, noch in letzter Minute den elften Mann, womöglich noch einen Torwächter ausfindig zu machen. Unsere Erwägungen liefen schliesslich darauf hinaus, durch unseren steten Bahnhofsbegleiter Lang jr., "die Schwimm" zu benachrichtigen, mit dem Zuge 3:07 Uhr nach zu kommen; bis zum Eintreffen des Torwächters sollte Altenkamp als solcher verwandt werden.

Wie gedacht, so getan. Aber in dieser Aufstellung wollte es durchaus nicht klappen. Unser Gegner belagerte grösstenteils unser Tor, und es gelang ihm, schon in der ersten Minute bei einem Eckstiss ein Tor zu erzielen. Altenkamp konnte trotz bereits bewiesener Fähigkeit nichts daran machen. Ich glaube, es wurde ihm manchmal Angst und Bange, wenn Esch von links und Umbach von rechts den Ball vorbildlich vor die Mitte des Tores gaben, von wo aus er leicht hätte den Weg ins Tor nehmen können, wenn nicht unsere Verteidigung so ehr auf der Hut gewesen wäre. Zehn Minuten mögen wohl verflossen sein, als unter heftigem Huppsignal der elfte Alemanne und zwar die Schwimm zu unserer grossen Freude bereits umgezogen eintrat. Altenkamp wie uns allen war das nicht unangenehm. Noch weniger unangenehm empfangen wir die Glanzleistungen unserer Schwimm, mit denen sie sich gleich einführte. In ihrer ganzen Länge macht sie "der Fisch", am Boden, und in der Luft zeigte sie sich als Meister; Hinauslaufen und Ruhe bewahren konnte an diesem Tage nur "sie". Solche Fähigkeiten weckten unser Vertrauen und entfachten bei Alemannia: [...] frisches Leben.

Immer schneller wurde das Tempo und alsbald glichen wir durch einen Schuss Wolffs, der in scharfem Lauf Mitte und Verteidigung überspielt, aus. Ein Glanztor!

Ein solches konnte nicht lange darauf Altenkamp in ähnlicher Weise erzielen, und wir hatten somit einen uns noch mehr anfeuernden Vorsprung. Köln hatte bei uns auch die verschiedensten Versuche gemacht, weitere Erfolge zu erzielen. Trotz der schönen Zenterbälle von beiden Flanken konnten die Innenstürmer den Vorsprung Alemannias nicht wett machen. Was von Bällen nicht über oder neben das Tor geschossen wurde beförderten Wächter und Verteidiger ins Weite des Spielfeldes.

Nur ein Mal wollte das nicht so recht gelingen; bei einem Freistoss Kölns aus circa 20 m Entfernung will Emunds, der 1 m vor dem Torwächter steht, den Ball wegbefürdern, berührt ihn aber nur eben mit der Aussenseite seines rechten Fusses und lenkt unter Emundsschem Sonderlaut den Ball an Schwimm vorbei in das Tor. Na! Emunds musste ja schon für den K.F.C. etwas tuen, dass er das ber gerade beim Stande von 2:1 machte, um das Spiel auf 2:2 zu bringen, war uns doch peinlich.

Gleich nach der Pause setzte das Spiel von neuem frisch ein, und zeitweilig brachte das schöne Zusammenspiel unserer Mannschaft die Zuschauer in Begeisterung. Trotzalledem konnten wir kein Tor erzielen, und dadurch liess scheinbar unser Eifer etwas nach. Die Flanken erhielten und gaben infolgedessen auch keine Bälle, und Köln besuchte immer wieder unser Tor, jedoch erfolglos. Gegen Schluss wurde bei uns das Tempo wieder schneller und auch unsere Angriffe wieder gefährlicher. Eine Zeit lang knallten wir nur so drauf los, wobei Kölns Torwächter und Verteidiger vielfach mit viel Glück jeden Erfolg verhinderten. Unsere ganze Mannschaft hatte das Gefühl: Wir müssen das Spiel gewinnen, und ein jeder spannte seine Kräfte zum Schlusse noch ein Mal an, seinem Vereine zum Siege zu verhelfen. "Noch 4 Minuten", verkündigt Schwimm. Köln gibt sich grosse Mühe und kommt gefahrbringend vor unser Tor, und nur mühevoll kann der Ball von der Verteidigung wegbefördert werden. Mit einem Mal fasst Joe Wesche der Eifer, ich müsste eigentlich sagen: "Da packte ihn die Wut, die Wuuuut", er geht von der Mitte aus mit dem Ball durch, umspielt den einen Verteidiger, springt mit dem Ball über den anderen, der zu Boden gefallen, hinweg und schiesst den Ball am Wächter vorbei in das Tor. Der langersehnte und verdiente Erfolg war da und der Sieg unser; denn gleich darauf verkündete die Pfeife des Schiedsrichters Schluss. Ein urkräftiges Hip Hip Hurrah zeugte von unserer grossen Freude, denen daheim wieder einen auswärtigen Sieg melden zu können.

Wie im allgemeinen bei uns gespielt wurde, habe ich schon gesagt. Hennes im Tor konnte nicht besser sein. Breuer glaube ich unter normalen Umständen die alte Glanzzeit vorhersagen zu können. Emunds müsste sich mit seinem Läufer noch besser verständigen; Angreifen u. Zuspielen könnten beide noch vervollkommnen. Roolf war auch auf der Höhe und arbeitete wie gewohnt ausdauernd, schnell und erfolgreich. Boeven betätigte sich so gut, als er konnte. Mit unseren Stürmern musste man im allgemeinen recht zufrieden sein. Sie waren hinter dem Ball her, brachten ihn gut vor, spielten einander genau zu und schossen auch ganz leidlich. Nur müsste das Abgeben manchmal etwas zeitiger geschehen. Nicht unerwähnt bleiben soll das Flankenspiel, das zeitweise recht ausgeprägt war und wodurch wir dem feindlichen Tor sehr oft gefährlich geworden sind. Ich möchte vorschlagen, sich etwas mehr darauf zu verlegen, denn ich verspreche mir viel davon. Ferner möchte ich nochmals auf die Gefahr aufmerksam machen, die darin liegt, dass unsere Stürmerreihe sich zu sehr auf Joe Wesche einspielt; wenn der einmal fehlt, klappt es vorne nicht. Pohlmann und Cl. Baurmann müssten sich viel öfter direkt zuspielen, zumal dies bei der starken Deckung, die Wesche stets hat, auch gefahrlos und aussichtsreich ist.

Solltes es uns gelingen, die noch ausstehenden Spiele gegen Dürener F.C. und F.C. M.-Gladbach zu gewinnen, so werden wir am Schlusse der Spielzeit mit 23 Punkten in 18 Spielen wahrscheinlich an 4. Stelle genannt sein, wohingegen wir im Vorjahre mit nur 16 Punkten an fünfter Stelle folgten.

Hoffen und tuen wir noch das beste.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 7 / 1. April 1911)

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