Testspiele - Saison 1913/1914 - 3. Spieltag - Sonntag 12.10.1913  - 15:30 Uhr
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Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Karg – Walchenbach, M. Breuer – Janser, Laumen, Schroeder – Vogeno, H. Wollgarten, Blum, Altenkamp, Cl. Baurmann

ETB SW Essen: u.a. Bollmann II

Tore

0:1, 1:1, 1:2, 2:2 Wollgarten, 2:3, 2:4

Schiedsrichter:

Esser (Eschweiler)

Zuschauer:

(auf dem Sportplatz Tivoli)

Besondere Vorkommnisse:

Karg hält Elfmeter (nach dem 2:2 oder 2:3)

12.10.1913: Alemannia Aachen - Essener Turnerbund 2:4

Was den Spielen gegen die sympatische Mannschaft des Essener Turnerbundes stets eine besondere Note gab, der ungewisse und trotzdem nach spannendem Verlauf unverhoffte Ausgang, – den scheinbaren Widerspruch wird sich der Leser aus den früheren Bewegungen mit Essen erklären – konnte man von dem heutigen Spiel eigentlich nicht erwarten. Unserer Mannschaft [...] musste selbst der eingefleischteste Optimist (man entschuldige das Fremdwort) eine glatte Niederlage vorhersagen, da unsere beiden Kanonen Hennes und Wesche fehlten und Essen in seiner stärksten Aufstellung antrat, vielmehr antreten wollte, denn der Rechtsaussen war Ersatz (sogar in Kleidung). Trotzdem war der Spielverlauf wieder ein Beispiel für das oben gesagte, denn erst in den letzten 10 Minuten entschied sich der Kampf zu Gunsten der Besucher.

Die erste Spielhälfte war nämlich wider alle Voraussicht nichts weniger als ein Kampf zweier an der Spitze ihrer Kreisliga marschierenden Ligamannschaften. Beiderseits fehlte der richtige Zusammenhang, und wenn auch beider Tore verschiedentlich in Gefahr kamen, so richtig warm wurde man nicht. Nach der Pause setzte aber Essen Dampf auf, und schon nach kurzer Zeit sass der Ball nach schönem schnellen Zusammenspiel der Essener Stürmer unhaltbar in unserem Netz. Das rappelte auch die Unsrigen auf, und Karg's Vis-à-vis erhielt einige Arbeit. Er konnte schliesslich, nachdem er mehrere Bälle gut gehalten, einen wohlpatzierten Schuss nicht mehr erreichen. Nun kam der bekannte Kampf um die Führung (um einen allbeliebten Ausdruck auch hier zu verewigen). Essen entschied ihn schnell zu seinen Gunsten, ohne aber mit Wollgarten zu rechnen, der kurz nachher den Ball durchspielte und so täuschend auf die rechte Torseite zielte, dass sich der Torwächter schleunigst in diese Gegend warf, während der Ball "gemütlich" (wie man zu sagen pflegt) die andere Torecke aufsuchte. Es war eine wohlüberlegte und mit brausendem Beifall belohnte Leistung. Wer sollte nun gewinnen? Beinahe glaubte man an ein Gleichspiel, als der Halblinke Essens eine schöne Flanke des Rechtsaussen aus der Luft zwischen unsere Pfosten knallte. Inzwischen hatte Karg einen Elfmeterstoss gut abgewehrt, musste aber gegen Schluss des Spiels, infolge eines Missverständnisses zwischen Schröder und Breuer einen sonst leichten Ball durchlassen.

Essen besitzt noch immer eine ausgeglichene Mannschaft. Die Läuferreihe verdient besonderes Lob, besonders der "beinahe internationale" Bollmann II. Gut war auch die Verteidigung, nicht zuletzt der Torwächter. Die Stürmerreihe ist äusserst schnell und schussfreudig, das Zusammenspiel ist zeitweise bestechend, jedoch die Schussicherheit noch sehr verbesserungsfähig.

Nur das zuletzt gesagte von der Schussicherheit gilt auch von unserem Angriff, der noch immer an der mangelhaften Besetzung des wichtigsten Postens des Mittelstürmers krankt, und in jedem Spiel an dieser Stelle einen anderen Mann sah. Heute war es Blum, der sich alle Mühe gab, aber mangels hinreichender Übung (beinahe hätte ich training gesagt, was unserem "Amerikaner" ja geläufiger ist) nicht viel ausrichten konnte. Vogeno scheint sich wieder aufzurappeln, er gab schöne Flanken, von denen eine zum 1. Tor führte. (Ob das an den neuen Fussballschuhen lag?) Wollgarten wird von Spiel zu Spiel besser, vor allem in der Zusammenarbeit mit seinen Nebenleuten, wobei ihm seine vorzügliche Balltechnik sehr zu statten kommt. Altenkamp und Cl. Baurmann hatten gegen den besten Läufer Essens einen schweren Stand, mit ihrem Spiel konnte man jedoch im allgemeinen zufrieden sein.

Die Aussenläufer mussten gegen den guten Essener Angriff hart arbeiten, gaben aber beide ihr bestes her. Schröder gefällt mir als Läufer besser als auf jedem anderen Posten, man sollte ihn, wenn irgend möglich, dort belassen. Janser zeigte sein gewohntes überlegtes Spiel. Es ist immer eine wenig dankbare Aufgabe, einen guten Spieler vertreten zu müssen, denn Mannschaft und Zuschauer stellen die gewohnten hohen Anforderungen. Das musste auch Laumen empfinden, der als Ersatz für Wesche trotz mangelnder Schnelligkeit immerhin annehmbares Spiel zeigte und vor allem gut abgab. Die Verteidigung stand auf gewohnter Höhe. Walchenbach vorbildlich im Eifer und schnellem Eingreifen. Breuer schien mir weniger sicher als sonst, wenn er auch seinen Mann stand. Karg war in derselben Lage wie Laumen, machte seine Sache aber gut.

Im ganzen hat sich die Mannschaft wider Erwarten gut gehalten. Jedoch muss ein aufmerksamer Beobachter seit Jahren die Feststellung machen, dass andere Mannschaften uns an Schnelligkeit und Spieleifer meist überlegen sind. Da ist jeder unermüdlich, man sieht keinen Spieler teilnahmslos im Felde herumstehen, wenn er gerade den Ball nicht hat oder ihn verfehlt. In dieser Beziehung könnte bei uns noch manches gebessert werden. Vor allem ist eine durchgreifende Ausbildung im Laufen erforderlich. Das beste Beispiel hierfür ist Clemens Baurmann, dessen Laufstil und Schnelligkeit sich überraschend änderten, nachdem er einen Sommer hindurch etwas Leichtathletik betrieben hatte. Ich will nun diese alte Wunde nicht wieder aufreissen, auch nicht vom Ausgehen am Vorabend des Wettspiels reden, aber bei jedem Spiel unserer Ligamannschaft kommen mir diese Gedanken. Im übrigen haben öfters regelmässige Besucher unserer Wettspiele mit gegenüber gleiche Äusserungen getan.

Zum Schluss möchte ihn nicht unerwähnt lassen, dass das Spiel, wie man es zwischen beiden Mannschaften von jeher nicht anders gewöhnt ist, einen durchaus einwandfreien Verlauf nahm, und dass seine Leitung durch unseren Bezirksobmann, Herrn L. Esser, Eschweiler, in besten Händen war.

(Nachrichtenblatt des F.C. Alemannia, Aachen e.V. / No. 11; November 1913)

 

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