Testspiele - Saison 1908/1909 - 12. Spieltag - Sonntag 21.03.1909  - 15:30 Uhr
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Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Laumen – M. Breuer, Emunds – J. Boeven, Pohlmann, Essers – Wolff, Leussler, H. Wollgarten, E. Pullen, Cl. Baurmann

ETB SW Essen: u.a. Sohns

Tore

1:0 Pullen, 2:0 Pullen, 3:0 Pullen, 4:0 Baurmann, 5:0 Pullen

Schiedsrichter:

Commer (Alemannia)

Zuschauer:

(auf dem Sportplatz Tivoli)

21.3.1909: Alemannia Aachen - Essener Turnerbund 5:0

Die letzten Spielresultate liessen die wenigsten auf einen Sieg unserer I. gegen den Essener Turner-Bund hoffen, dem sie sich schon zweimal beugen musste. Zudem waren bei unserer Mannschaft [...] der Torwächter und die linke Flanke Ersatz, während Essen vollständig antrat.

Aachen hat Anstoss und gelangt vor das feindliche Tor, der verwirkte Eckstoss bringt keinen Erfolg. Das Spiel bleibt nunmehr offen, vereinzelte Angriffe Essens geben unserer Verteidigung harte Arbeit, Laumen rettet mehrmals vorzüglich. Auch der Essener Torwächter erhält Gelegenheit, sein Können zu zeigen und vermag einigeg sichere Chancen durch rechtzeitiges Herauslaufen zu vereiteln. Unsere Stürmer machen ihm sonst die Arbeit nicht allzu schwer; Leussler schiesst ihm den Ball gerade in die Hände, Wollgarten jagt ihn neben die Stange oder tritt fehl, auch Pullen verzapft einige Kisten. Essens Hinterspieler schaffen immer wieder Luft, doch die schnellen Angriffe seiner Stürmer werden meist schon von unserer Verteidigung abgewehrt. Beiderseits wird zu wenig und dazu schlecht geschossen, so dass mit 0:0 die Seiten gewechselt werden.

Aachen hat nun die bessere Seite und spielt mit dem Wind. Essens Anstoss misslingt, und unsere Stürmer bedrängen gleich darauf wieder das gegnerische Tor. Die Hinterspieler Essens und dessen vorzüglicher Torwächter vereiteln anfangs jeden Erfolg. Doch Aachen zeigt sich allmählich überlegen und verlegt das Spiel immer mehr auf Essens Seite, während dessen Angriff matter wird. Endlich in der 12. Minute kommt Pullen zum Schuss und jagt das Leder unhaltbar in die rechte Ecke. Nun scheint der Bann gebrochen, unsere Stürmer reissen den Ball immer wieder an sich und Pullen kann noch zweimal einsenden. Das stachelt auch Baurmann an, er versteigt sich zu einem scharfen Schuss, und der Ball sitzt im Netz. Kurz darauf umgeht Pullen die Verteidigung und erhöht durch einen schönen Schuss die Torzahl auf 5. Alle Versuche Essens, wenigstens ein Ehrentor zu erringen, sind vergeblich; auch Aachen vermag ncihts mehr zu erreichen, und der Schlusspfiff setzt dem spannenden Kampf ein Ende.

Die Essener Mannschaft spielte aufopfernd und durchaus fair und hätte wohl 1 oder 2 Tore verdient. Der weiche aber doch gute Platz schien ihr ungewohnt zu sein, wodurch sich vielleicht das Abflauen des Angriffs in der 2. Hälfte erklärt. Die Verteidigung war der weitaus bessere Teil der Mannschaft, der Torwächter zeigte erstklassiges Können, die Hinterspieler und der linke Läufer waren ausgezeichnet. Die Stürmer waren zwar sehr schnell aber wenig schusssicher. Das Zuspielen von Flanke zu Flanke wurde zu oft und manchmal unnötig angewandt, das Zentern der Aussenstürmer war wenig plaziert. Die Innenstürmer zeigten wenig Zusammenspiel.

Auch bei uns war die Verteidigung besser als die Stürmer. Laumen im Tor war gut, er hatte zwar nicht übermässig viel Arbeit, rettete aber mehrmals durch zeitiges Herauslaufen. Breuer spielte zuverlässig wie immer, zäh und unermüdlich im Angriff, haute er manchen Ball schön heraus. Vielleicht könnte er öfters besser plazieren. Emunds versuchte sich bisweilen auch in der Spielweise seines Nebenmannes und dann immer mit Erfolg. Er sollte niemals warten, bis es ihm gelingt, den Ball abzufangen und dabei das Rückwärtslaufen zu üben. Je eher er angreift desto besser, der Erfolg zeigt es ja, und nahe am Tor kann auch der sicherste Tritt einmal versagen, was immer Gefahr bringt und meist nicht mehr gut zu machen ist. Von den Läufern war Boeven wieder der beste, es war eine Freude zu sehen, wie er seinen Aussenstürmer deckte und doch dabei die Unterstützung des Angriffs nicht vergass. Nicht so gut wie sonst was Essers, er scheint nachgelassen zu haben, oder er war gerade an dem Tage etwas müde. Zeitweise raffte er sich auf und wühlte wacker mit wie sonst. Mit Pohlmann konnte man zufrieden sein, seine Stärke liegt in der Unterstützung des Angriffs, namentlich ist sein genaues Abgeben zu loben. Die Stürmerreihe hatte gegen die Essener Verteidigung einen schweren Stand, so dass in der ersten Hälfte das Zusammenspiel nicht recht zur Geltung kam. Wie immer wurde viel zu wenig und schlecht geschossen. Nur Pullen machte nach Halbzeit eine Ausnahme, seine ersten 3 Tore waren scharfe unhaltbare Schüsse, beim 4. umging er geschickt die Verteidigung und plazierte in vollem Laufe noch scharf. Er verspricht sehr viel, und es wäre zu wünschen, wenn wir ihn noch lange behalten könnten. Wollgarten war nicht schusssicher, auch verfehlte er mehrmals den Ball. Er sollte sich nicht zu oft zu selbständigem Spiel verleiten lassen; wenn er zuspielt ist es nur zum Nutzen des Angriffs; so spielte er mehrmals Pullen den Ball schussgerecht zu. Unstatthaft ist es, wenn er Zurufe aus dem Publikum beantwortet, es macht dies einen durchaus unsportlichen Eindruck. Leussler und Wolff hatten den besten Mittelspieler gegen sich, wussten aber doch den Angriff immer wieder nach vorne zu bringen. Leussler zeigte die alte Form, Wolff zenterte zu wenig. Baurmann erhielt nur selten den Ball, gegen die schnelle Verteidigung Essens kam er nicht an.

Die Leitung des Spiels lag bei C. Commer in guten Händen. Er erledigte sich seiner Aufgabe zur Zufriedenheit beider Partein.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 7 / 1. April 1909)

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