Testspiele - Saison 1919/1920 - 11. Spieltag - Samstag 1.05.1920
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Spieldaten

Aufstellung

VfvB Ruhrort: u.a. Tillmanns, Schmitz, Künzel, Vollmer, Kasimir

Alemannia Aachen: Hennes – Schaps, Walchenbach – F. Esser, F. Schmitz, Korffmacher – E. Laumen, F.? Fincke, J. Wesché, Fürguth, Cl. Baurmann

Tore

0:1 Fürguth (82.)

Zuschauer:

7.000 Künzel scheidet verletzt aus

1.5.1920: VfvB Ruhrort - Alemannia Aachen 0:1

Am schönen 1. Maientage gondelte folgende Mannschaft nach "Deutschland", um das Retourspiel gegen den V.f.v.B. auszutragen: [...]

Für Deppe, Altenkamp und Leussler musste Ersatz eingestellt werden. Die vierstündige Hinfahrt über Gladbach, Crefeld, Homberg verging schnell dadurch, dass wir alte Erinnerungen von der Münchener Tour auffrischten, welche wahre Lachsalven hervorrief. In Homberg "vor der Brücke" wurden wir von einem kleinen dicken Herrn, welcher sich im Laufe des Abends als "König Heinrich" entpuppte; herzlich begrüsst. Nachdem wir im Ruhrorter Vereinsheim ein gutes Essen sowie einen kuchenreichen Kaffee eingenommen hatten, begaben wir uns zum Sportplatze. Der Platz liegt schön eingezäunt, doch zwischen unzähligen Schornsteinen und Schächten. Ein Tor hatte einen ziemlich dunklen Hintergrund, was sich bei Finke sehr bemerkbar machte. Er konnte das Loch nicht finden. Nun einige Worte zum Spiel selbst:

Von ca. 5000 Zuschauern mit Ungeduld erwartet, erscheint unsere Mannschaft lebhaft begrüsst auf dem Platze. Die Hauptsympathie scheint von vornherein unser "Schwimm" zu haben, denn im Nu war er von unzähligen kleinen Knirpsen umringt. Als der gute Schiedsrichter Herr Wende aus Duisburg-Meiderich anpfiff, herrschte eine lautlose Stille. Es setzt ein Tempo ein, wie ich es seit langer Zeit nicht mehr gesehen habe. Beide Torwächter und beide Verteidigungen sind dauernd in Tätigkeit. Bei uns ist es Finke, Wesche und Baurmann, auf der anderen Seite Vollmer, Kasimir, welche immer und immer versuchen, etwas Zählbares zu erreichen. Man sieht wirklich schöne Momente, z. B. in der 12. Minute tritt Laumen die erste Ecke seines Lebens, einfach grossartig, Schmitz kommt ran gestürmt, nimmt den Ball mit dem Kopf an, und mit grossem Knall rettet die Torlatte. Ein anderes Mal nimmt Hennes dem bekannten Stürmer Vollmer 5 m vorm Tore den Ball vom Fuss weg. Einige schöne Angriffe Wesche-Finke wurden vom linken Verteidiger Tillmanns in feiner Art unterbunden. Schön war das Spiel der beiden Mittelläufer Schmitz und Künzel. Leider musste letzterer zum Schluss wegen einer Verletzung ausscheiden. Bis zur Pause hatten wir, trotzdem das Spiel für beide Parteien torlos verlief, etwas mehr vom Spiel. Nach der Pause kam unsere Mannschaft in den ersten 10 Minuten nicht so recht auf. Hennes musste häufiger eingreifen und trotzdem Kasimir und Vollmer sich die grösste Mühe gaben, war bei Hennes nichts zu machen. Er hielt die unglaublichsten Sachen. Man glaubte schon an ein unentschiedenes Spiel, doch unser Sturm wollte es anders. Angriff auf Angriff erfolgte, Finke haute 3 bis 4 mal drüber, endlich 8 Minuten vor Schluss wird die Spannung gebrochen. Ein Angriff Finke-Wesche bringt uns durch unseren Neuling Fürguth, welcher einen von Finke hochgehobenen Ball mit dem Kopfe verwandelte, den Sieg. Ruhrort macht mit 10 Mann spielende mächtige Anstrengungen, doch vergebens. Wir gewannen nach schönem Spiel verdient. Einiges über die Mannschaften:

Ruhrort verfügt über eine äusserst spielstarke Mannschaft, in der vor allen Dingen die Verteidigung, der Mittelläufer, die beiden Aussen, sowie der halbrechte Stürmer hervorragten. Von uns gab ein jeder sein Möglichstes. Hennes hatte einen Glanztag. Sogar Esser hielt seinen schweren Stand dem guten Linksaussen gegenüber. Laumen als Rechtsaussen war von den bisher versuchten der Beste. Immerhin stach er ab. Ich möchte Laumen empfehlen, doch Brille beim Spiele zu tragen, damit das häufige Glasverlieren und Suchen aufhört. Unser Neuling Fürguth "führte" sich "gut" ein. Vor der Pause war er etwas zaghaft, doch nachher gings schon besser. Noch etwas Schuss, und die Sache macht sich. Schaps und Walchenbach waren gut. Schmitz arbeitete wie immer gut und diesesmal auch lautlos. Er hatte häufiger Gelegenheit, gegen Künzel sein Spiel und Können zu zeigen. Keiner freute sich mehr über den Sieg wie gerade er. Korffmacher zeigte seinen anwesenden Kusinen, was Läuferspielen heisst. Clemens, Wesche und Finke waren sehr gut.

Nach dem Spiel wurde uns von den Ruhrortern etwas geboten, woran alle Alemannen, welche dabei waren, noch lange zurückdenken werden. Nur diejenigen, welche Zeuge dieser Freundlichkeit, dieser Geselligkeit und dieser Liebenswürdigkeit waren, können verstehen, wenn ich wünsche, dass unsere Mannschaft im nächsten Jahre den Besuch wiederholt. Die genussreichen Stunden, die uns Herr Dr. Friedemann durch seine vielseitigen Vorträge bereitet hat, sind für uns unvergesslich. Ebenfalls werden wir die Bekanntschaft mit dem "König Heinrich" nicht vergessen. Bis früh um ?????? hielt uns Musik, Tanz und Freunde zusammen. Man muss z. B. unseren Franz E. sowie seinen Liebling "Fritz" gesehen haben, um zu verstehen, wie gelacht worden ist.

Ich kann nicht umhin, dem V.f.v.B. Ruhrort auch auf diesem Wege nochmals den allerherzlichsten Dank für alles Dargebotene auszusprechen.

(Vereinszeitung des Aachener Turn- u. Sportvereins Alemannia 1847 / Nr. 6; Juni 1920)

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