UEFA-Pokal Gruppenphase - Saison 2004/2005 - 1. Spieltag - Donnerstag 21.10.2004  - 18:15 Uhr
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LOSC Lille Metropole

Eine attraktive Aufgabe, aber auch ein verdammt schwerer Brocken: der OSC Lille, erster Gegner von Alemannia Aachen in der Gruppenphase des diesjährigen UEFA-Pokals, kommt mit besten Referenzen und breiter Brust ins RheinEnergieStadion: sechs Siege in Folge, Platz 2 in der französichen Elite-Liga, punktgleich mit Tabellenführer Olympique Lyon - das ist die derzeitige Erfolgsbilanz der Nordfranzosen. Auch die Generalprobe für den internationalen Wettbewerb verlief erfolgreich. Lille setzte sich am zurückliegenden Wochenende mit 2:1 gegen Bastia durch.

Die Erfolgsserie gibt den "Doggen" genügend Selbstver-trauen. "Es ist einfach wichtig, mit der Moral eines Siegers in die jetzt anstehenden Spiele gehen zu können", äußerte Mittelfeldspieler Geoffroy Dernis. Mit großem Respekt geht Lilles Trainer Claude Puel an die Aufgaben im UEFA-Pokal: "Auch wenn unsere Gruppe nicht mit großen Namen gespickt ist, es ist sicher die ausgeglichenste Gruppe. Und Alemannia Aachen ist dabei sicher für alle die große Unbekannte."

Lille ist der Shooting-Star dieser Saison in Frankreich. Die großen Erfolge des OSC liegen dagegen schon etwas zurück. 1946, gerade einmal zwei Jahre nach Vereinsgründung, errangen die Nordfranzosen den ersten von zwei Meistertiteln. Titel Nummer 2 fuhren sie 1954 ein. Hinzu kamen insgesamt fünf Pokalsiege (1946, 1947, 1948, 1953, 1955). Fünfmal ist der OSC Lille in seiner Vereinsgeschichte aus der ersten Liga abgestiegen, zuletzt 1997. Seit dem Wiederaufstieg im Jahr 2000 ging es jedoch stetig bergauf.

Auch international ist der Verein längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Zweimal kreuzten sich auf internationaler Ebene die Wege mit denen deutscher Vertreter. Und an diese Begegnungen haben die Franzosen keine guten Erinnerungen.

In der Saison 2001/2002 wurde der OSC Dritter in einer Champions League-Gruppe mit Deportivo La Coruna, Manchester United und Olympiakos Piräus, qualifizierte sich dadurch für den UEFA Cup und scheiterte dort unglücklich im Achtelfinale an Borussia Dortmund (1:1, 0:0). Im Sommer 2002 unterlag der OSC im UI Cup-Finale dem VfB Stuttgart mit 1:2 (1:0, 0:2).

In diesem Jahr schaffte Lille mit einem 2:0-Erfolg gegen die Portugiesen von UD Leiria über den "Umweg" UI Cup den Einzug in die UEFA Cup-Hauptrunde. Dort wurde in der ersten Runde der irische Vertreter Shelbourne FC mit 4:2 (2:2, 0:2) bezwungen.

Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Pinto, Michalke, Meijer, Rolfes, Plaßhenrich, Fiel, Sichone, Landgraf, Klitzpera, Blank, Straub / Trainer: Dieter Hecking

OSC Lille: Sylva Angbwa Tavlaridis Schmitz Tafforeau (17. Vitakic) Makoun Landrin (76. Dernis) Acimovic (76. Audel) Bodmer Brunel Moussilou / Trainer: Puel

Tore

1:0 Erik Meijer (67.)

Verwarnungen

  Cristian Fiel (16.),   Rafael Schmitz (34.),   Willi Landgraf (70.),   Erik Meijer (82.),   Philippe Brunel (84.)

Ecken

5 / 3

Abseits

3 / 6

Schiedsrichter:

Edo Trivkovic

Zuschauer:

20.352 (davon ca. 200 aus Lille; in Köln)

Wetter:

klar, 12°

Der Traum geht weiter

Wieder waren über zwanzigtausend Fans ins RheinEnergieStadion gepilgert, um den Schwarz-Gelben Heimspielatmosphäre zu vermitteln. Eine größere Zahl Gästefans blieb leider aus und es verloren sich kaum 200 OSC-Fans im Gästeblock. Von Beginn an zeigte Alemannia, dass sie keinesfalls gewillt war, das Kanonenfutter der Gruppe H abzugeben und spielte fleißig mit. Das Abtasten dauerte nicht lange und bereits nach vier Minuten strich ein Rechtsschuss von Kai Michalke nur knapp an der Querlatte entlang.

In der 9. Spielminute gab es dann eine gute Freistoßmöglichkeit für die Gäste, doch der Schuss von Philippe Brunel aus gut 18 Metern ging zwar über die Mauer, aber auch das Tor. Die Partie war abwechslungsreich und vor allem unsere Mannschaft zeigte einige schöne Kombinationen im Mittelfeld, der Schlüssel zum Torerfolg fehlte aber noch. Eine erste Ecke gab es für Heimmannschaft in der 12. Minute durch Sergio Pinto, die aber nichts einbrachte. Beim OSC Lille hingegen fielen fast alle Spieler durch eine sehr gute Technik am Ball auf, doch torgefährlich wurde der französische UI Cup-Sieger vorerst nicht. Nach einem unglücklichen Zusammenprall musste dann Lille Trainer Claude Puel früh wechseln. Für Grégory Tafforeau, der mit einer Kopfverletzung vom Platz getragen werden musste, kam der serbische Nationalspieler Milivoje Vitakic.

Die erste halbe Stunde hatte gezeigt, dass Alemannia mithalten konnte, ja dass sie sogar in der Lage war, selber das Spiel zu bestimmen. Die große Chance zur Führung vergab Cristian Fiel, nachdem Erik Meijer eine weite Flanke von Simon Rolfes geschickt per Kopf abgelegt hatte. Im Strafraum verstolperte Cristian Fiel allerdings den Ball und Lille konnte klären (39.). Eine Direktabnahme wäre wohl die bessere Lösung gewesen (was sich jetzt sehr einfach schreiben lässt). Nachdem Cristian Fiel einen Freistoß über das Tor gezirkelt hatte, stockte den vielen Fans dann der Atem. Nach einem schnellen Pass aus dem Mittelfeld war auf einmal Matt Moussilou auf und davon, schoss aber freistehend rechts vorbei (43.). Es war die letzte nennenswerte Aktion vor der Pause. Die Zuschauer hatten ein kurzweiliges UEFA Cup Spiel gesehen mit leichten Feldvorteilen für unser Team.

Kurz nach Wiederanstoß dann Aufregung im Strafraum der Nordfranzosen. Nach einer Ecke hatte Erik Meijer aufs Tor geköpft und der Ball sprang Milivoje Vitakic auf der Torlinie an den Oberarm. Schiedsrichter Edo Trivkovic ließ weiterspielen, eine wohl richtige Entscheidung. Lille wurde jetzt stärker oder wurden die Schwarz-Gelben schwächer? Hatte das Tempo der 1. Halbzeit eventuell dann doch zu viel Kraft gekostet? Der französische Tabellenzweite hatte jetzt mehr vom Spiel, zeigte aber keine entscheidende Durchschlagskraft. Die Schwarz-Gelben überstanden diesen kleinen Durchhänger und vor allem die beiden "Laufwunder" Reiner Plaßhenrich und Simon Rolfes fanden wieder die Bindung zu ihrer Abwehr und zum Spiel. Die Minute der Entscheidung nahte.

Tony Mario Sylva faustete eine Freistoßflanke wie schon einmal in der 1. Halbzeit etwas unorthodox aus der Gefahrenzone und vor allem genau auf Willi Landgraf. Mit Gefühl hob unser Abwehrspieler den Ball wieder in den Strafraum. Simon Rolfes - nicht im Abseits - kam an den Ball und konnte quer ablegen auf Erik Meijer. Zwei Sekunden später zappelte das Leder im Netz, Erik Meijer hatte die völlig verdiente Führung erzielt. Der OSC Lille musste jetzt aufmachen, Trainer Claude Puel wechselte gleich doppelt und schob eine zweite Spitze nach vorne. Die nächste Torchance hatte aber wieder der einzige noch im Wettbewerb verbliebene Zweitligist. Einen Freistoß von Stefan Blank konnte der Nationalkeeper des Senegal und WM-Teilnehmer 2002 nicht festhalten, doch Moses Sichone vergab freistehend im Nachsetzen.

Das Spiel wurde nun immer spannender, Pokalcharacter kam auf und es folgte die einzige Fehlentscheidung des guten und sicheren Referees aus Kroatien. Nachdem Erik Meijer seinen Gegenspieler am Trikot gezupft hatte, revanchierte sich Jean Makoun mit einem heftigen Ellenbogenstoß, blieb aber unbestraft. Der OSC Lille drückte in den letzten Minuten noch einmal unsere Mannschaft in die eigene Hälfte zurück und Mannschaft, Trainer und Fans hatten noch einige kritischen Szenen im Strafraum zu überstehen. Aber auch jetzt und in den drei Minuten Nachspielzeit hielt Stephan Straub seinen Kasten sauber. Es war geschafft. Was nur Optimisten für möglich gehalten hatten, war eingetreten. Alemannia Aachen hatte den OSC Lille tatsächlich geschlagen - und das auch noch völlig verdient. Dieser Sieg öffnet natürlich jetzt ganz neue Perspektiven in der UEFA Cup Gruppe H. Das Rechnen hat begonnen.

Zum Spiel

Was soll ich zu so einem Spiel sagen? Es ging gegen eine wirklich gute französische Mannschaft, die wir ja auch beobachtet hatten. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich hatte schon ein bisschen Bedenken, ob wir gegen diese Mannschaft bestehen können, weil sie in Frankreich wirklich einen sehr guten Lauf haben. Aber ich muss meiner Mannschaft wirklich ein Riesenkompliment machen. Ich glaube, heute hat man keinen Klassenunterschied gesehen. Im Gegenteil. Wir haben über weite Strecken das Spiel bestimmt. Wir haben nicht viele Möglichkeiten zugelassen. Wenn, dann waren es unsere eigenen Fehler im Spielaufbau, was nicht immer zu verhindern ist gegen diese Mannschaften im internationalen, hohen Niveau. Ich bin natürlich glücklich und froh, dass wir die Gruppenphase mit einem Sieg beginnen konnten. Das haben die wenigsten erwartet. Jetzt haben wir drei Punkte, sind Tabellenzweiter und das sieht ja schon mal ganz gut aus. Ich glaube, noch mal ausdrücklich herausheben zu müssen, dass in der gesamten Mannschaft fast alle an die 100 Prozent herangekommen sind, die man braucht, um internationale Siege feiern zu können. Es ist für uns Neuland, genau wie für die junge Mannschaft vom OSC Lille. Ich glaube, dass meine Mannschaft nach anfänglicher Nervosität dem Druck standgehalten, gut gespielt und am Ende verdient gewonnen hat.

Claude Puel

Alemannias Sieg war verdient. Sie haben ein großes Spiel gezeigt. Es war eine gute Erfahrung für unsere junge Mannschaft. Wir haben zu keinem Zeitpunkt des Spiels unseren Rhythmus gefunden.

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