Mi, 18. August 2021

“Wir fangen an, etwas aufzubauen.”

Martin Bader im Interview vor dem ersten Heimspiel

Am 1. März hat Martin Bader die Aufgaben und Verantwortung als Geschäftsführer im sportlichen und kaufmännischen Bereich von Alemannia Aachen übernommen. Zum ersten Heimspiel und fast ein halbes Jahr nach seinem Antritt haben wir mit Martin über den bisherigen Weg der Alemannia, den neuen Trainer Patrick Helmes und die Ziele der jungen Saison gesprochen.

Martin Bader, der erste Auftritt der Saison endete mit einer knappen 1:2-Niederlage bei SC Preußen Münster. Der Siegtreffer für den Aufstiegsfavoriten aus Münster fiel erst in der 92. Minute. Wie hat Ihnen der Alemannia-Auftritt in Münster gefallen?

Mit dem Ausfall unseres Mannschaftsbusses auf der Anreise nach Münster verlief die Vorbereitung etwas anders, als sie eigentlich geplant war. Die Mannschaft hat das aber gut, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen, angenommen. Unter dem Strich haben wir zwei unterschiedliche Halbzeiten gesehen. In der zweiten Hälfte war die Dominanz von Münster sichtbar und dass wir erst am Anfang eines Weges sind. Sie konnten personell nachlegen, was in der Breite einen Aufstiegskandidaten mitbringen muss. Das war dann der Unterschied zu uns. Aber wir nehmen mit, dass wir lange Zeit mit unserer jungen Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von knapp unter 21 Jahren gegen ein Team wie Münster mithalten konnten. Ich denke, die mitgereisten Fans haben gesehen, dass jeder für jeden gekämpft hat. Das ist der Weg, den die Alemannia für die Zukunft bestreiten möchte.

Wie verlief aus Ihrer Sicht die Vorbereitung für die Mannschaft mit der letztlichen Zusammenstellung des Kaders zum ersten Training? 

Die Vorbereitung war von mehreren wichtigen Punkten geprägt. Einer war, dass wir zu Beginn der Vorbereitung den Kern der Mannschaft zusammen hatten - das ist uns gelungen, weil wir mit Patrick Helmes auch einen Trainer haben, der schon vor seinem offiziellen Start zum Juli in den Vormonaten unheimlich viel mit an der Zusammenstellung gearbeitet hat. Der Prozess lief immer unter der Prämisse der Wirtschaftlichkeit, weil eine Planbarkeit der Saison weiter äußerst schwierig ist. Wie viele Zuschauer letzten Endes dabei sein dürfen, ist pandemiebedingt nur schwer einzuschätzen. Wir verfügen, im Gegensatz zu vielen Mitkonkurrenten, nicht über Eigenkapital oder externe Geldgeber, die einen Etat ausgleichen, wenn weniger Zuschauer kommen oder geringe Sponsoreneinnahmen vorhanden sind. Das alles musste bei der Kaderplanung berücksichtigt werden. Der Etat ist in etwa derselbe, wie im letzten Jahr, mit dem Ziel, sportlich besser abzuschneiden. Wir haben den Kader reduziert und verjüngt. Dazu ist der Umbruch größer ausgefallen, als geplant, was den Umständen der vergangenen Saison geschuldet war. 

Wie wichtig war in diesem Kontext, schnell eine Mannschaft in den wenigen Wochen der Vorbereitung zu formen, die die von Ihnen und Patrick Helmes geforderten “Alemannia-Tugenden”, wie Leidenschaft, Willensstärke und Zusammenhalt umsetzt?

Wir wollten zügig eine Mannschaft auf den Platz bringen, um die spielerischen Ideen und taktischen Anweisungen von Patrick Helmes umzusetzen. Die galt es, als Team zu verinnerlichen. Unter dem Strich war die Vorbereitung aus meiner Sicht in den Testspielen und Trainingseinheiten so, wie wir uns das vorgestellt haben. Die Entwicklung steht am Anfang, aber wenn wir die weiteren Schritte so gehen, wie wir angefangen haben, ist das schon mal ein guter Start gewesen.

Zum ersten Heimspiel der Saison sind wieder Zuschauer zugelassen. Ein Drittel der Stadionkapazität darf unter Beachtung der Hygieneregeln zum Heimspiel gegen den FC Schalke 04 II wieder gefüllt werden, das entspricht knapp 9.000 Zuschauern unter der Beachtung von 3G. Wie intensiv war die Planung und Umsetzung des Hygienekonzepts?

Gott sei Dank sind wieder Fans zugelassen. Es ist das Salz in der Suppe, wenn man Fußball spielt. Als junger Fußballer im Kindesalter träumt man davon, vor vielen Zuschauern zu spielen. Das kann positive Energien freisetzen, daher freuen wir uns sehr auf die Rückkehr der Fans. Das Hygienekonzept dafür ist sehr umfangreich. In Abstimmung mit der Aachener Stadion Beteiligungsgesellschaft, der Stadt Aachen und der StädteRegion ist ein Konzept erarbeitet worden. Die Organisation stellt eine Herkules-Aufagbe für unser Team dar, weil bis zuletzt auch die Kontaktnachverfolgung und die klare Platzzuweisung notwendige Faktoren waren. Wir machen das alles mit Nachtschichten, weil es uns wichtig ist, so viele wie möglich im Stadion zu haben. Zum einen, weil es wirtschaftlich enorm bedeutend ist, und zum anderen, und das ist besonders wichtig für den sportlichen Erfolg - weil diese junge Mannschaft die Unterstützung der Fans braucht. 

Der Dauerkarten-Zähler auf der Alemannia-Webseite steht bei über 2.000. Das ist ein starkes Zeichen der Fans an ihre Alemannia…

...das ist eine absolute Sensation. Bevor der Verkauf los ging, habe ich mir natürlich Gedanken gemacht, wo der Verkauf zum Start der Saison stehen könnte. Nach der letzten Saison war dieser Stand nicht zu erwarten. Dass wir jetzt über 2.000 Dauerkarteninhaber haben, ist ein Vorschuss an die Mannschaft und an uns, den wir nicht hoch genug anrechnen können. Dafür wollen wir uns jetzt schon bedanken. Die Mannschaft möchte in den nächsten Wochen und Monaten zeigen, dass sich dieser Schritt für die vielen treuen Fans gelohnt hat. 

Ist das auch schon der “Lohn” der ersten Wochen und Monate mit Ihnen als Geschäftsführer und dem neuen Trainerteam um Patrick Helmes, was sie vermitteln möchten?

Wir haben von vornherein gesagt, dass wir mit Realismus, Respekt und Demut die Aufgabe angehen. Das sind wichtige Parameter, um etwas aufzubauen. Die Realität in der Regionalliga West ist, dass ein Aufstieg in diesem Jahr nicht realistisch ist. Es gibt sechs, sieben Mannschaften, die ihre Hausaufgaben viel früher gemacht haben. Aber was wir machen können ist, dass wir die Menschen, deren Herz für diesen Verein schlägt, wieder mit einer jungen, hungrigen Mannschaft abholen. Diese Jungs sollen langfristig an den Verein gebunden werden - dafür haben sie zwei oder drei Jahre Vertrag. Auch unser Trainer ist in dieser Konstellation länger an die Alemannia gebunden. Wir fangen an, etwas aufzubauen. Das wird ein längerer Weg, es wird sicherlich auch Ausschläge geben, ob negativ oder positiv. Aber davon lassen wir uns nicht abbringen. Nur wenn wir von Anfang offen unseren Weg kommunizieren, können wir ihn auch gemeinsam gehen. Mit der Art, wie Patrick Helmes spielen lassen möchte und wie die jungen Burschen auftreten, wollen wir Highlights setzen. Wir werden den ein oder anderen Gegner ärgern, so wie wir es bis zur 92. Minute in Münster auch schon geschafft haben. 

Patrick Helmes ist jetzt anderthalb Monate auch offiziell bei der Alemannia. Wie läuft der Austausch mit ihm?

Im Prinzip läuft der so, wie ich es nicht anders kenne. Es ist ein großer Vorteil, dass Patrick Helmes jahrelang Bundesliga gespielt hat. Er kennt die Bundesliga-Abläufe, die wir gemeinsam leben. Wir tauschen uns tagtäglich von der ersten Minute an über den sportlichen Bereich und darüber hinaus aus, ob es um die Gestaltung der Kabine im Design des alten Tivoli geht oder dass man die Fans mehr mit einbindet. Wir wollen professionell arbeiten und das vorleben. Das Trainerteam ist jeden Tag da. Patrick ist der erste und der letzte. Das lebt er vor und das strahlt auf seine Mannschaft ab. Das ist der Maßstab, den wir vorgeben - ein Zeichen an die Jungs für die nächsten Aufgaben, von der Videoschulung bis zum athletischen Training. Alle ziehen mit.

Das bisher kommunizierte Saisonziel lautet “besser abschneiden als letzte Saison”. Eine Tabellenplatzierung wollen Sie aber nicht ausgeben?

Mit Reden ist noch keiner besser geworden. Wir wollen eine Mannschaft auf dem Platz haben, die mit Physis und Tempo den Tivoli beackert und auswärts alles gibt, die vermeintlich Großen ärgert. Eine Tabellenplatzierung ist am Ende das Ergebnis von ganz vielen, verschiedenen Punkten. Und diese Punkte wollen wir tagtäglich verbessern. Die Mannschaft soll sich verbessern. Dafür braucht es Ruhe und Zeit - im Verein und Umfeld. Die Facetten dieses Vereins zu optimieren, sind mir viel, viel wichtiger, als jetzt einen Spruch rauszuhauen, wo wir am Ende landen werden.

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