Do, 25. September 2008

Emotionaler Abschied des Jeff Hartwig

Aachener Publikum feiert Ausnahmeathlet trotz nass-kaltem Wetter

Aber auch das tat der Feierstimmung auf dem Aachener Katschhof keinen Abbruch. Einer der Springer strahlte ganz besonders, noch mehr, als der spätere Sieger Brad Walker (5,70 Meter): Jeff Hartwig. Der amerikanische Rekordhalter genoss nach dem letzten Sprung seiner Karriere mehrere Minuten lang standing ovations und ließ sich einen Tag vor seinem 41. Geburtstag gebührend feiern.

Gefeiert wurde auf dem Aachener Katschhof schon Stunden vor dem Start der Top-Springer. Verantwortlich dafür waren mehr als 5000 begeisterte Zuschauer, die die nationalen und  internationalen Stars der Branche, die die Leichtathletik-Abteilung der Alemannia wieder einmal verpflichten konnte, nicht verpassen wollten. Denn nicht nur die deutsche Elite um Danny Ecker, Tim Lobinger und Alexander Straub hatte sich angekündigt, sondern auch der Weltjahresbeste Brad Walker, sein Landsmann Jeff Hartwig, sowie der niederländische Weltmeister des Jahres 2005, Rens Blom.

Bei der Anfangshöhe von 5,10 Meter stiegen der südkoreanische Olympia-Starter Yoo Kim, Nachwuchsspringer Hendrik Gruber, sowie Rens Blom, Tim Lobinger und Jeff Hartwig in den Wettkampf ein. Es wurde schnell klar, dass diese Höhe für keinen der Springer eine ernst zunehmende Hürde darstellen würde. Erst als die Latte 20 cm höher gelegt wird, mussten sich die ersten Athleten verabschieden. Yoo Kim und Hendrik Gruber verpassten es drei Mal die Höhe von 5,30 Meter zu passieren, Blom musste bis zum letzten Versuch zittern. Keine Probleme hatten Malte Mohr, Fabian Schulze, Lars Börgeling, Tim Lobinger und Jeff Hartwig.

Dass durch den stärker einsetzenden Regen die Bedingungen für die Springer schwieriger wurden, wurde bei 5,40 Meter deutlich. So mussten sich Rens Blom und Tim Lobinger vom nach wie vor begeistert mitfiebernden Aachener Publikum verabschieden, der beste Deutsche des Jahres 2008, Alexander Straub, rettete sich ebenso im dritten Versuch, wie Danny Ecker. Von der allgemeinen Verunsicherung und den widrigen Bedingungen ließ sich Jeff Hartwig nicht aus der Ruhe bringen: Im zweiten Durchgang überquerte der Amerikaner, der schon neun Mal die 6-Meter-Marke übersprungen hatte, die Latte ohne Probleme. Nach dessen Sprung musste die Veranstaltung jedoch unterbrochen, da die Sicht für die Athleten zu schlecht und die Tartanbahn zu nass geworden war. Den meisten Zuschauer war es egal, sie hielten auch bei prasselndem Regen den Athleten die Treue.

Als der Weltjahresbeste Brad Walker erstmalig zur Stange griff, hatte sich das Teilnehmerfeld fast halbiert. Dass sich der US-Boy für seine Katschhof-Premiere viel vorgenommen hatte, merkte man schon beim ersten Sprung. Ein wenig übermotiviert riss er die Latte, im zweiten Versuch übersprang er sie jedoch locker. Seine Rivalen hatten mit der Höhe von 5,50 Metern ihre liebe Mühe: Malte Mohr, die deutsche Nummer drei,  riss die Latte bei allen Versuchen, Richard Spiegelburg hatte sich bei der Landung seines zweiten Sprungs verletzt und verzichtete auf den letzten Durchgang. Während sich Fabian Schulze mit dem dritten Sprung im Rennen hielt, hatte Jeff Hartwig Anlauf zum letzten Sprung seiner Karriere genommen. Die Zuschauer mobilisierten noch einmal alle Kräfte: Sie klatschten und trampelten, der Katschhof bebte. Den 321. Sprung seiner Karriere über 5,50 Meter sollte Hartwig aber knapp verpassen. Mit standing ovations wurde die Stabhochsprung-Legende verabschiedet, vor den Umarmungen seiner Kollegen konnte er sich kaum retten.

Kurze Zeit später wurde auch der Wettkampf wieder aufgenommen. Fünf Springer waren bei 5,60 Meter noch im Rennen. Walker ließ die Höhe aus, vier Deutsche versuchten dem US-Boy den Titel noch abspenstig zu machen. Aber weder Danny Ecker, noch Fabian Schulze und Lars Börgeling sollte es auf der nassen Tartanbahn gelingen, die Latte zu überqueren. Lediglich Alexander Straub schaffte es mit einem wahren Kraftakt, sich für die nächste Höhe zu qualifizieren.

Brad Walker war nun gefordert. Er musste 5,70 Meter überqueren, sondern würde der beste Deutsche gegen den Weltjahresbesten triumphieren. Alexander Straub scheiterte und alles hing nun am Amerikaner. Im ersten Versuch riss er die Latte – es blieben nur noch zwei Chancen, um nach dem Sieg zu greifen. Walker behielt die Nerven und bei seinem zweiten Sprung überquerte er mit einem gewaltigen Satz die Latte. Der Wettkampf war endgültig vorbei, als Straub seinen letzten Versuch über 5,75 Meter verpatzte und auch der Amerikaner an der Höhe von 5,80 Meter scheiterte.

Die Siegerehrung vor dem durchnässten, aber immer noch gut gelaunten Publikum wurde schließlich zur großen Abschiedsgala für Jeff Hartwig. Zu den Klängen von „Bye, bye, my love“ von der kölschen Band Bläck Fööss legten Hartwigs Springerkollegen ein Tänzchen hin, die Zuschauer verabschiedeten sich mit wehenden weißen Taschentüchern von dem „Springer, der die Szene in den letzten zehn Jahren entscheidend geprägt hat“, so Danny Ecker. „Es war ohne Zweifel die richtige Entscheidung meine Karriere hier in Aachen zu beenden. Man kann diesen Tag nirgendwo besser feiern“, erklärte Hartwig sichtlich gerührt. Bis tief in die Morgenstunden wurde schließlich gefeiert: Aber nicht nur das Karriere-Ende eines tollen Springers und dessen 41. Geburtstag. Auch dass wieder einmal gelungene Event der Leichtathletik-Abteilung der Alemannia durfte sich feiern lassen.

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