Sa, 23. Februar 2008

Fußballschuhe im Ofen

Gegner im Visier: SV Wehen Wiesbaden

Lange musste Hans Hankammer auf diesen Moment warten und dann wäre er auch noch fast ins Wasser gefallen. Es war ein schöner Moment, denn der Präsident des SV Wehen Wiesbaden konnte den ersten Sieg seiner Mannschaft in der neuen BRITA-Arena bejubeln. Bis dato waren alle Heimsiege – auch der gegen die Alemannia – in die erste Saisonphase gefallen, in der der SVWW noch in der Frankfurter Commerzbank-Arena spielen musste, weil ins Wiesbaden noch die Bauleute am neuen Stadion werkelten. Nun also der erste Sieg, ein souveränes 3:0 gegen Erzgebirge Aue, im neuen, eigenen Stadion. Benannt nach Hankammers Unternehmen – ein führender Hersteller von Wasserfiltern. Und genau Wasser hätte das Spiel beinahe scheitern lassen, denn das war – sozusagen ganz ungefiltert – in die Technik der Flutlichtmasten eingedrungen und einige Lampen waren ausgefallen. Die dunklen Flecken auf dem Rasen konnten das helle Strahlen des Präsidenten nach dem Schlusspfiff aber nicht mehr beeinflussen. „Das war ein sehr schöner Sieg, der sich genauso anfühlt wie ein Sieg auf dem Halberg“, sagt er.

Auf dem Halberg haben sie noch im letzten Jahr gespielt. Der SV Wehen nahm die Regionalliga im Sturm. Ein „Dorfverein“ gelang der Sprung in den Profifußball, der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Die Geschichte des SV Wehen 1926 Taunusstein, der nun als SV Wehen Wiesbaden firmiert und eben dort – in Wiesbaden – spielt, ist vor allem die Geschichte von Hans Hankammer, ihrem Präsidenten. Doch während andere starke Männer in Hankammers Position gerne in der Öffentlichkeit das Zepter schwingen und den großen Zampano markieren, meidet Hankammer das Rampenlicht wie der Teufel das Weihwasser. „Ich muss nicht in der Öffentlichkeit stehen. Mir ist wichtig, dass der Verein erfolgreich Fußball spielt und das möglichst mit allen Mannschaften“, sagt er.

Hankammer ist nicht der Präsident der Profimannschaft sondern des gesamten Vereins. Auch das ist nicht selbstverständlich. Aber es ist die logische Konsequenz der Beziehung des Mannes zu seinem Fußballvereins. Hankammer hatte nämlich nie viel mit Fußball am Hut. Er hat nicht spielen dürfen, weil sein Vater wollte, dass er etwas Anständiges lernt. Heute führt er erfolgreich ein Unternehmen. Eines Tages hat der Papa sogar ein paar Fußballschuhe, die sich der ungehorsame Sohn besorgt hatte, in den Ofen gesteckt.

Hankammer erinnert sich sehr lebhaft an diese Episode. Fußball habe er deswegen eben nie gespielt. „Aber ich hatte immer Freude am Fußball und fühle mich in der Welt sehr wohl.“ Seinem Sohn wollte er den Zugang zum Fußballfeld denn auch nicht versperren, und der führte ihn zum SV Wehen. Als Vater des Spielers. Zunächst hat er die Mannschaft an den Wochenenden begleitet. Eines Tages wurde er dann angesprochen, ob er nicht mehr für den Verein tun wolle, und Hankammer wurde Vorsitzender des Vergnügungsausschusses. „Danach wurde ich ins Präsidium gewählt“, erinnert er sich. Aber: „Es lief am Anfang nicht so wie ich mir eine gute Vereinsarbeit vorstelle, und ich warf wieder hin.“ Nach einem halben Jahr konnte der Verein ihn aber wieder zurück gewinnen. Nun ist er seit mehr als 25 Jahren Präsident. Der Aufstieg wurde pünktlich zum 25-jährigen Amtsjubiläum gefeiert.

Nun als das Projekt 2. Bundesliga. Der SV Wehen hat all denen, die die große Pleite auf und neben dem Platz prognostizierten, bisher die richtige Antwort gegeben. Die Mannschaft steht mit 29 Punkten auf einem formidablen Platz 8. Das hatte kein Experte so vorausgesehen. Spieler wie Ronny König, Bakary Diakité, Benjamin Siegert, Sandro Schwarz oder Maximilian Nicu galten als gescheitert oder perspektivlos. Nun spielen sie starke Partien in Serie. Und neben dem Platz gaben sich die Skeptiker die Klinke in die Hand, die das Bündnis mit der Stadt Wiesbaden als Sackgasse sehen wollten. Doch Hankammer glaubte immer an den Erfolg dieses Modells. „Wiesbaden ist eine Sportstadt. Die Volleyballdamen spielen Bundesliga, die Handballer ebenso – nur Fußball hat noch gefehlt. Außerdem wäre der Spielbetrieb in der 2. Fußball-Bundesliga au­f dem Halberg in Taunusstein Wehen gar nicht möglich gewesen. Wir waren also durch den sportlichen Erfolg gezwungen, nach Wiesbaden zu gehen“, erzählt er und liest stolz die Zahlen vor, die Erfolg des Umzugs wirtschaftlich untermauern: „In der vergangenen Regionalliga-Saison hatten wir einen Zuschauerschnitt von 900, jetzt liegen wir bei fast 9.000.“

Doch Hans Hankammer ist kein Mensch, der sich ob dieser Zahlen zufrieden zurücklehnt. Und überhaupt, der größte Erfolg ist für diesen Mann der Sieg der Mannschaft auf dem Rasen. „Das ist ein Traum, hinter dessen Verwirklichung aber harte Arbeit steht. Wir haben seit Jahren darauf hingearbeitet, diesen Traum zu verwirklichen. Dass es nun geklappt hat, macht mich sehr stolz und glücklich, wobei ich nur einen kleinen Beitrag zum großen Ganzen geliefert habe.“ Sein Lob gilt stattdessen Teamchef Christian Hock, Sportdirektor Uwe Stöver oder auch dem kaufmännischen Geschäftsführer Dr. Markus Irmscher. „Ich halte mich aus der operativen Führung des Vereins heraus. Es ist mir aber wichtig, nah an der Mannschaft dran zu sein und auf Missstände hinzuweisen“, sagt Hankammer.

Mit seinem Team arbeitet Hankammer natürlich auch an neuen Zielen. „Ich habe mir im Leben immer hohe Ziele gesetzt. Ziele sind wichtig, denn wenn sie keine mehr haben, bedeutet das Stillstand und mittelfristig Abstieg“, sagt er und träumt stattdessen vom Aufstieg in die 1. Bundesliga. Vielleicht ja schon zum 30. Jahrestag seines Präsidentenamtes. Doch auch über dieses Jahr hinaus wird der Name Hankammer dem SV Wehen Wiesbaden erhalten bleiben. Denn Sohn Markus – der, der Hans Hankammer zum SVW brachte – ist nicht nur bei BRITA in die Fußstapfen des Vaters getreten, er ist auch Vizepräsident des SV Wehen Wiesbaden. Und gemeinsam wollen die Hankammers noch viele große Erfolge auf der Tribüne der BRITA-Arena feiern. Am besten ganz frei von Wasserschäden und Flutlichtproblemen.

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