Sophomore Blues

 Nach seinem Wechsel vom Noch-Zweitligisten Alemannia Aachen in die Bundesliga zu Bayer Leverkusen startete er voll durch, erarbeitete sich einen Stammplatz, diktierte auf Anhieb das Spiel aus dem Mittelfeld heraus und erzielte beeindruckende sieben Tore. Stark. Einfach stark. Doch in diesem Jahr fielen die Tore seltener und die starken Spiele wurden rarer. „Das ist eben das gern zitierte schwierige zweite Jahr. Mir fehlt die Konstanz“, sagt Simon Rolfes. Sophomore Blues eben. Doch in seiner Stimme klingt die Botschaft mit: Das geht vorbei, ich werde hart dafür arbeiten.

Mit der mangelnden Konstanz ist Simon Rolfes auch so etwas wie das Spiegelbild seiner Mannschaft. Der Werksklub erlebte in der Hinrunde eine bemerkenswerte Achterbahnfahrt. Starke Partien wechselten mit katastrophalen Leistungen. Im Uefa-Cup-Spiel gegen Tottenham forderten die Fans bereits den Abschied von Trainer Michael Skibbe und Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, zwei Wochen später lagen sie sich in den Armen und feierten das Weiterkommen auf der internationalen Bühne. So schnell kann es gehen, erst recht, wenn die Erwartungshaltung über Jahre gestiegen ist. „In Leverkusen ist der Erfolgsdruck schon groß. Die Leute erwarten, dass du international dabei bist“, sagt Rolfes. Während er in Aachen den Uefa-Cup als „großes Geschenk“ erlebte, gehört er in Leverkusen zum sportlichen Standard. Und dass die Mannschaft dieses Ziel, auch im nächsten Jahr dabei zu sein, noch nicht aus den Augen verloren hat, verdankt sie ihrem fulminanten Schlussspurt vor der Winterpause.