Ligakl. Rhein. Westkreis - Saison 1919/1920 - 5. Spieltag - Sonntag 5.10.1919
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Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Hennes – Schaps, Klein – Peill, J. Wesché, Korffmacher – Smeets, F. Schmitz, Leussler, Altenkamp, Vogeno

Tore

0:1 Vogeno, 1:1, 1:2 Schmitz, 2:2

Zuschauer:

"ansehnliche Menge" (davon "etliche Schlachtenbummler" aus Aachen

5.10.1919: CFC Preußen Crefeld - Alemannia Aachen 2:2

Der Wettergott war uns diesen Sonntag günstig gesonnen und entschädigte uns für den Dauerregen am Sonntag vorher durch schönes Wetter. Schon in aller Frühe machten wir uns in Begleitung etlicher Schlachtenbummler auf die Reise. Die Preussenmannschaft war uns von Pfingsten her noch in bester Erinnerung. Da sie auch in der neuen Spielzeit gute Ergebnisse erzielt hatte, waren wir uns wohl bewusst, dass unsere Mannschaft heute kein leichtes Spiel haben werde. Es war gewagt, auf Sieg, selbst auf Platz zu tippen. Nach einer Fahrt mit Hindernissen – zweimaliger Maschinenwechsel liess uns in Neuss den Anschluss verpassen und zwang uns, den Umweg über Obercassel zu nehmen – langten wir erst nach 5 Stunden in Crefeld an.

Für die lange Fahrt wurden wir am Nachmittag durch ein schönes Spiel reichlich entschädigt. Der nicht ganz ebene und etwas holperige Platz wies eine ansehnliche Zuschauermenge auf. Wie gewöhnlich hatte der Gegner Platzwahl, doch war der Nachteil für uns dieses Mal nicht gross; denn die Sonne brach nur ab und zu durch die Wolken hervor.

Unsere Mannschaft findet sich nach einer Weile zurecht. In flottem Wechsel greifen beide Parteien an. Korffmacher und Klein müssen einige Angriffe der rechten Flanke abwehren. Der bekannte gegnerische Mittelläufer fällt durch technisch und taktisch gutes Spiel auf und ist in der Abwehr wie als Stütze des Angriffs gleich gut. Das Spie ist vollständig offen. Bei Crefeld arbeiten beide Flanken sehr geschickt. Unser Innensturm, von Wesche tatkräftig unterstützt, leitet ebenfalls gute Angriffe ein. Etwa 25 Minuten nach Beginn flankt Smeets aus kurzer Entfernung vor Crefelds Tor. Es gibt ein böses Gedränge. Der Torwart liegt mit dem Ball ungefähr auf der Torlinie. Nach kräftigem Zusetzen von Altenkamp und Vogeno drückt letzterer den Ball ins Tor. Unser erster Erfolg entmutigt die Preussenmannschaft keineswegs. Eine Reihe gefährlicher Angriffe muss unsere Verteidigung abwehren. Einem guten Schuss des feindlichen Mittelstürmers in die untere linke Eecke folgt schon der Beifallsturm der Zuschauer, aber Hennes dreht den Ball in der letzten Sekunde noch zur Ecke. So wechseln Angriff und Abwehr auf beiden Seiten in schneller Folge. Vor beiden Toren gibt es heikle Lagen. Unsere Stürmer schiessen leider viel zu wenig. Leusslers Nebenleute vergessen, dass er selber nicht schiessen kann. Gute Lagen im Torbereich werden nicht ausgenutzt. Eine gute Einzelleistung des Crefelder Mittelstürmers, der geschickt die Verteidigung überläuft und mühelos einsendet, bringt nach etwa 35 Minuten Spielzeit den verdienten Ausgleich.

Nach dem Seitenwechsel sehen wir dasselbe ruhige, vornehme und fesselnde Spiel wie vorher. Der Kampf bleibt offen. Einen sichern Erfolg für uns sucht ein feindlicher Verteidiger durch Handschlag zu vereiteln, doch vergebens. Schmitz verwandelt den 11 m durch sichern Schuss in die bekannte Ecke. In der zweiten Hälfte spielen unsere Aussenläufer wirksamer. Leider findet sich Vogeno auf seinem ungewohnten Posten nicht zurecht. Sein Spiel ist ausserdem zu zaghaft, sodass gute Gelegenheiten nicht ausgenutzt werden. Smeets auf der andern Seite hält sich besser und spielt recht eifrig. Bald fällt das 2. Tor für Preussen, leider nicht einwandfrei. Der Ball wird von dem Linksinnen mit dem Arm reingehauen, was der betreffende Spieler gleich darauf Hennes bestätigte. Jedenfalls war es so geschickt und schnell gemacht, dass es schwer zu beobachten war. Leider hatte auch der Unparteiische es nicht bemerkt. Hennes muss noch wiederholt eingreifen. Er stellt sich immer sehr gut. Zum Ende hin fällt der gegnerische Mittelläufer etwas ab. Unsere Mannschaft hält das dauernd wechselnde Spiel gut durch. Altenkamp erinnert sich, dass ich ihm 2 Tore zugedacht hatte, und setzt Dampf auf. Aber er hat kein Glück bei einigen schnellen Durchbrüchen. Einen Prachtschuss, den er aus etwa 20 m schon vordem mal auf den Laden knallte, sah der Torwächter zu weit kommen.

Für das faire Spiel möchte ich der Preussenmannschaft an dieser Stelle Dank sagen. Sie verwirkte keinen einzigen Freistoss. Mit dem Spiel unserer Elf war ich im allgemeinen zufrieden. Hennes erntete wiederholt lebhaften Beifall. Die Verteidiger waren gut auf dem Posten, verschuldeten allerdings eine ganze Reihe Eckbälle. Wesché hat seine frühere Form wiedergefunden. Er ist das Rückgrat der Mannschaft. Seine Ballbehandlung ist ausgezeichnet. Seine Nebenleute hatten kein leichtes Spiel, befriedigten aber durchweg. Peill muss, wenn er den Ball verpasst hat oder wenn er überspielt wird, entschlossener nachsetzen. Sein Kopfspiel ist ungenügend. Genaueres Zuspielen würde der Stürmerreohe das Spiel wesentlich erleichtern. In dieser war Altenkamp der Beste, besonders in der zweiten Hälfte. Leussler spielte sehr eifrig und uneigennützig, doch versagte er häufig im entscheidenden Augenblick. Er hätte sich aus Sibirien ein Paar Schießstiefel mitbringen sollen. Schmitz bringt durch sein kraftvolles Spiel einen gesunden Zug nach vorne in den Sturm. Wenn er sich bestrebt, jede Gelegenheit aufs Tor zu schiessen auszunutzen, wird er uns nochzu manchem Erfolg verhelfen. Vogeno kommt für den Linksaussenposten nicht in Frage; Smeets gab sich redlich Mühe, nur fehlt ihm die nötige Technik um von seiner Schnelligkeit entsprechenden Vorteil zu haben.

(Vereinszeitung des A.T.V. 1847 – F.C. Alemannia E.V. / Nr. 1; Oktober 1919)

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