I. Bezirk 1. Klasse - Saison 1907/1908 - 8. Spieltag - Sonntag 16.02.1908
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Spieldaten

Aufstellung

Köln 1899: A. Pauly – Reiff, Raffenberg – Ludwig, Rheindorf, Kuhl – Esch, Cl. Pauly, Bauwens, Heyden, Schwellenbach I

Alemannia Aachen: Segnitz – M. Breuer, Riechert – J. Boeven, Roolf, Essers – Schneiders, Leussler, H. Wollgarten, J. Wesché, K. Baurmann

Tore

0:1 Essers, 0:2 Leussler, 0:3 Wollgarten, 0:4 Leussler, 0:5 Schneiders, 1:5 Raffenberg

Schiedsrichter:

Haase (Bonn)

Zuschauer:

(u.a. 20 aus Aachen)

Besondere Vorkommnisse:

15 Minuten Unterbrechung nach 13 Spielminuten wegen starken Regens

16.2.1908: Cölner FC 1899 - Alemannia Aachen 1:5

Alemannia Meister im ersten Bezirk!

Berichte über gute Spiele müssen mit Begeisterung geschrieben werden. Deshalb setze ich mich schon jetzt, kaum 24 Stunden nach dem "grossen Ereignis" zum Schreiben hin, um wenigstens mit der Feder Alemannia zu dienen, nachdem mir ein widrig Geschick die Teilnahme am Spiele selbst versagt hat.

Versetzen wir uns einmal um 2 Tage zurück. Gabs da einen einzigen unter uns, der bestimmt annahm, wir würden K.F.C. schlagen? Ich glaube keinen! Allgemein war wohl die Ansicht: Wir verlieren. Ich selbst nahm an, wir würden nach gutem und ebenbürtigem Spiel vermittelst des bekannten Pechs knapp reinfallen. Dass unter normalen Verhältnissen unsere Mannschaft dem K.F.C. nichts nachgäbe, daran habe ich allerdings nie gezweifelt. Wenn man mit solchen An- und Aussichten in den Kampf geht, ist man einem siegesgewissen Gegner gegenüber immer im Vorteil; einen glänzenden Beweis dafür sollte das gestrige Spiel bringen, an dssen eigentliche Beschreibung ich nun gehe.

Während der ersten 13 Minuten hat Alemannia sichtlich etwas mehr vom Spiel. Dann zwingt ein durchdringender Platzregen den Schiedsrichter, Dr. Haase, Bonn, das Spiel für einige Minuten auszusetzen. NAch Wiederbeginn ist der Platz nur wenig verändert; K.F.C. macht einen Abstoss, und im gleichen Tempo wie vorhin gehts weiter. Riechert bekommt einen unglücklichen Schubs gegen die Nase und ist für einige Augenblicke indisponiert; zum Glück sind die Unsrigen meist noch im Angriff. Ganz sachte beginnt auch Köln gefährlich zu werden; Heyden zögert mit den Schuss schiesst dann daneben. Pauly II jagt einen Ball, der ruhig sitzen durfte, knapp neben die linke Stange. Schwellenbach schiesst von weitem, der Ball wird gegen die Querlatte getrieben, springt ins Feld und giebt dann Ecke, die irgend ein Schwarz-gelber virtuos wegköpft. Auch vor dem Kölner Tore ist inzwischen zeitweise Kirmes gewesen. Wollgarten schiesst flach; Pauly I wehr mit dem Fuss ab; J. Wesché schiesst scharf daneben. Schneiders centert scharf; J. Wesché und Baurmann reissen sich je ein Bein aus; umsonst, der Ball ist nicht zu kriegen. Wie so oft, kommt auch diesmal den Stürmern die Erleuchtung von den Läufern: Essers hebt einen von links kommenden Eckball mit der Aussenseite ins Tor. 1:0. So werden die Seiten getauscht. Bis jetzt ist nichts, aber auch rein garnichts entschieden. "Wenn wir nur den Vorsprung behalten," höre ich irgendwen von unsern Leuten sagen. Aber noch sind keine 5 Minuten verflossen, da hat Leussler aus kurzer Entfernung einen Ball mit verschiedenen sich widersprechenden Effets in die Torecke geschubst. "Jetzt können wir nicht mehr schwer verlieren," denkt jeder von uns. Als aber Wollgarten einen flachen Schuss in die Ecke dem Kölner Torwart Pauly ken kans gift, wie der Holländer sagt, da war an unserm Siege kaum zu zweifeln. Baurmann ging für Roolf, der teilweise Krampf kriegte, in die Mittellinie und half dort die Kölner Angriffe "stoppen." Damit aber niemand auf den Gedanken kam, Alemannia verteidigte mit 3 Toren in der Tasche, machten unsere Stürmer noch schnell 2 dazu. Zunächst liess Leussler, dem J. Wesché einen flachen Centerball vorlegte, den Ball mit dem Absatz ins Netz springen, und dann knallte Schneiders einen in bekannter Manier gegen die innere Kante der Querlatte, dass Torwächter und Ball vor Schrecken im Dreck lagen.

Wer kann der Mannschaft verdenken, dass sie bei 5:0 etwas auf ihren Lorbeeren ausruhte? So machten denn K.F.C. bei einer Gelegenheit, wo es leicht verhütet werden konnte, sein Ehrentor. Ein 6. Tor das Wollgarten schoss, war abseits.

Nun zur Kritik der Spieler!

Segnitz hatte nicht allzuviel zu tun. Anfangs hielt er einige leichte, später einige schwierigere Sachen mit bekannter Sicherheit. Riechert bot ein gutes, zuverlässiges Spiel, das fast an seine alten Zeiten erinnerte. Breuer verrichtete wieder Herkulesarbeit. Was soll ich viele Worte machen? Sein glänzendes Spiel ist uns allen ja bekannt. Ich kenne rheinische Fussballspieler ausserhalb Alemannia's, die Moritz Breuer für den besten westdeutschen Verteidiger halten. Dass J. Essers sich in der einen Saison, die er jetzt bestimmt in der I. spielt, unentbehrlich gemacht hat, weiss man am besten, wenn man gewöhnlich hinter ihm spielt. Er hielt am Sonntag, besonders in der zweiten Hälfte, was da kommen mochte. Roolf spielte in der bekannten aufopfernden und wirkungsvollen Weise, in der diesmal wohl sein bestes Spiel lieferte. * J. Bouvy wurde in der ersten Zeit schlecht mit Schwellenbach fertig; nachher ging er famos dazwischen. Er hat übrigens ein drückendes Erbe übernommen: Wer einen Spieler von der Klasse Karl Commers, der uns dazu noch in seiner besten Form verloren ging, ersetzen will, der hat Arbeit und Mühe genug. Dass Baurmann noch immer gut Läufer spielt, sah man in der zweiten Hälfte. Linksaussen hat er sich inzwischen eingespielt und giebt sich viel Mühe; zum wirklich erstklassigen Linksaussen fehlt ihm vor allem die Schnelligkeit. J. Wesché hat abgesehen von seienm Schuss, seine alte Form wiedergefunden. Wollgarten war gut; sein Tor war das einzige, das durch einen schönen Schuss erzielt wurde. Leussler's unermüdliches Wirken und schönes Kopfspiel erregten auch diesmal bei Freund und Feind Bewunderung; tadellos verstand er sich mit Schneiders, der seinerseits gut lief und centerte.

Dass K.F.C. keinen guten Tag hatte, kann unsere Siegesfreude nicht beeinträchtigen. Sein Spiel litt vor allem darunter, dass er schon beim Antreten den Sieg in der Tasche zu haben glaubte. So konnte es eintreffen, dass der erste Sieg, den Alemannia über K.F.C. errang, für diesen die schwerste Niederlage bedeutet, die er jemals auf seinem Platze erlitten hat.

(Josef Emunds; Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 5 / 1. März 1908)

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