Ligakl. Rhein. Westkreis - Saison 1919/1920 - 10. Spieltag - Sonntag 30.11.1919  - 13:30 Uhr
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30.11.1919: FC 1894 München-Gladbach - Alemannia Aachen 0:1

Gewaltige Zuschauermassen umlagerten den schönen Sportplatz des Gladbacher F.C., ein erfreulicher Beweis, welcher Beliebtheit und welches Ansehens sich unser Verein in Gladbach erfreut.

Unsere Mannschaft war sich des Ernstes des Spieles wohl bewusst, und als Hennes im Umkleideraum prophetisch, mit verzückt zum Himmel erhobenen Augen und Händen orakelte: Zwei Tore unserer Stürmer bringen uns den Sieg!, da gelobten sich 5 Mann, eines davon wenigstens für sich zu buchen.

Der Beginn des Spieles war nicht ermutigend; denn Gladbach war, ohne dem Tore gefährlich zu werden, 15 Minuten im Felde überlegen, obwohl Altenkamp als Erster freistehend einen Torschuss anbrachte. Dann hatten sich die Unsrigen gefunden und es begann ein Spiel, das überaus reich war an Wechsel und an dramatischen Augenblicken. Kennzeichnend allerdings blieb bis zum Schluss, dass die Gegner häufiger dem Torwart auf den Leib rückten, während unsere Stürmer mehr, allerdings nicht besonders gut, schossen. Altenkamp hatte sich mit Baurmann bald verstanden, während Finke sich auf seinem ungewohnten Posten nicht zurechtfand. Trotzdem war es Unrecht, ihn während der zweiten Hälfte vollkommen als 5. Rad mitlaufen zu lassen. Merkwürdigerweise war bei beiden Mannschaften die ganze linke Seite die bessere, womit aber nicht gesagt sein soll, dass die rechte nicht genügt hätte. Schaps z.B. rettete in der 1. Halbzeit einmal im allerletzten Augenblicke, und Esser stellte sich schön, um vom Gegner abgewehrte Bälle nicht zu dessen Sturm gelangen zu lassen, woran es Korffmacher anfangs fehlen liess. Altenkamp spielte etwas faul, während Leussler in vorbildlicher Weise zurückging, um sich den Ball zu holen.

Keiner Partei war das Glück hold.

Die zweite Halbzeit brachte eine Verschärfung des Tempos und für die ersten 20 Minuten ein verändertes Bild: Wir drängten stark. Altenkamp hatte sich meine ihm in der Pause eingeflüsterte Ermahnung zu Herzen genommen und zeigte, dass er ein blendender Kombinationsspieler ist, wenn er will. Auch Korffmacher hatte sich zugänglich gezeigt. Die zweite Minute schon brachte den Erfolg, den Schmitz als Einzelleistung errang. Mit einem Gegner prallte er zusammen, sprang siegreich über ihn hinweg und trat aus kurzer Entfernung über den Verteidiger hinweg den Ball ins Tor. Wer den nun einsetzenden Beifall hörte, fragte sich verwundert, ob er etwa irrtümlich in Aachen sei. Doch verrieten ihm Eingeweihte, dass ein grosser Teil der Zuschauer aus Gegnern des Platzvereins bestehe, die die hässliche Eigenschaft besässen, ohne jeglichen sportlichen Anstan jeden Misserfolg des F.C. Gladbach zu bejubeln, sodass sich ein auswärtiger Verein auf den Beifall nicht allzuviel einzubilden braucht.

Weitere Erfolge blieben uns versagt aus dem oben angeführten Grunde und weil die gegnerische Verteidigung hocherstklassig war (s. 8 Verlusttore in 10 Spielen). Dass aber auch die Unserigen sich das Tor rein hielten, heisst allerhand; dennGladbach wollte mit aller innewohnenden Wucht – und die ist bekannt – wenigstens den Ausgleich erringen. Ein Kopfball ging an die Querlatte, und Hennes wurde mehrmals zu Fall gebracht, brachte aber stets von Beifall umbraust den Ball in sichere Entfernung. Einen gefährlichen Schuss lenkte er über die Stange, die gut getretene Ecke wurde ungefährlich gemacht. Da schien plötzlich das Glück in Gestalt des wohlbeleibten Schiedsrichters den Gladbachern zu lächeln. Bei einem Vorstoss des Rechtsinnen brachte Korffmacher diesen, mit seinen langen Beinen aus- und um ihn herumgreifend zu Fall, m. E. in durchaus einwandfreier Weise. Elfmeter! Doch die wahre Fortuna lächelte uns und entschied: Drüber! und damit war das Spiel zweier gleichwertiger Gegner für uns geonnwn, ein Spiel an dem auch die Lobredner früherer Zeiten helle Freude haben mussten. Soll ich Wesche besonders loben? Er war mit sich sehr zufrieden wie der Verlauf des Abends bewies, und das sagt viel. Auch einige andere gerieten so nach und nach vor – Freude ausser sich. Krauthausen soll eine Zeit lang im Belagerungszustand gewesen sein, und selbst Jupp W. lächelte, als er spät abends in Aachen-W. begrüsste: [...]

(Vereinszeitung des Aachener Turn- u. Sportvereins Alemannia 1847 / Nr. 3; Dezember 1919)

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