Testspiele - Saison 1910/1911 - 11. Spieltag - Montag 05.06.1911  - 16:30 Uhr
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Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Wirtz – Ludwig, Riechert – K. Boeven, Walchenbach, X. Baurmann – J. Boeven, Baur, J. Wesché, Cl. Baurmann, Janser

Hamburger FC 1888: u.a. Lessig, Singer

Tore

0:1 Singer, 0:2 Lessig, 0:3, 1:3 Baur, 1:4 Lessig, 1:5 Singer

Schiedsrichter:

Hoffmeister (Düren)

Zuschauer:

(auf dem Sportplatz Tivoli)

Besondere Vorkommnisse:

J. Wesché vorübergehend verletzt ausgeschieden (ca. 30.–45.)

5.6.1911: Alemannia Aachen - Hamburger FC 1888 1:5

"Zu Pfingsten hatten wir uns wieder einmal nach Norddeutschland gewandt, und es war den rastlosen Bemühungen unseres I. Schriftwarts gelungen, den Hamburger Fussball-Club 1888 für den zweiten Feiertag hierher zu verpflichten. Schade, dass wir unsern recht sympathischen Gästen nicht mit unserer vollständigen ersten Mannschaft gegenübertreten konnten; ich glaube auch dieses Fussballjahr hätte mit einem recht interessanten Spiele geschlossen. Trotz und alledem muss man mit den Leistungen unserer Mannschaft: [...] im allgemeinen zufrieden sein. Ein jeder tat was in seinen Kräften stand.

Das Spiel war bis zur Verletzung Jo Wesches, der etwa 15 Minuten vor Halbzeit austrat, offen; man blieb sich keinen Gegenbesuch am Tor schuldig. Dass ausser den vielen Bällen, die vielfach mit grossem Pech teils über, teils neben das Ziel gingen, einer durch Baur den Weg ins Torgehäuse fand, war uns wohl zu gönnen. Unsere Gäste waren bis dahin schon drei Mal erfolgreich gewesen, und so brauchten wir für eine Verletzung der Höflichkeit nicht zu fürchten. Der Linksaussen, der Halblinke und der Mittelstürmer sind die Glücklichen, aber auch sicheren Schützen gewesen, die nach schönen Durchbrüchen die Tore erzielt haben. Nachdem Joe Wesche das Spielfeld verlassen, wollte unsren Stürmern ein regelrechtes Zusammenspiel nicht mehr gelingen und Hamburg drängte im Gegensatze zu unseren vereinzelten Durchbrüchen, mit allen Kräften, bis Herr Hofmeister vom Dürener F.C. die wohlverdiente Pause ankündigte.

Nach Seitenwechsel gingen die Unserigen, wieder mit Joe Wesche in der Stürmerreihe, frisch ans Werk; auch gegen Wind und Sonne spielend gelang es uns hin und wieder, den feindlichen Torwächter seine Sicherheit beweisen zu lassen. Hierin waren uns die Hamburger allerdings auch überlegen und Wirtz konnte trotz all seiner Kunst nicht verhindern, dass der Ball noch zwei Mal in unserem Tor landete. Bei so vortrefflichen Schützen wie Lessig (Linksinnen) und Singer (Linksaussen) war das nicht zu verwundern.

Die Pfingstreise unserer Gäste, die am Sonntag gegen Kölner F.C. 1899 mit 5:2 Toren gewonnen, ist mit einem Resultat von 10:3 Toren in 2 Spielen gewiss ein grosser Erfolg gewesen, und ihr erster Besuch im Rheinland hat einen recht günstigen Eindruck hinterlassen.

Auf unsere Mannschaft insbesondere auf die Ersatzleute komme ich in der nächsten Nummer zurück.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 12 ("13") / 16. Juni 1911)

In der Aufstellung [...] bot unsere Mannschaft ein gar buntes Bild. Dem Spielführer wäre bei seinem letzten öffentlichen Auftreten eine Erste mit Breuer, Roolf, Wolff, Pohlmann und Altenkamp in den Reihen lieber gewesen. Doch mit des Geschickes Mächten ist kein ewiger Bund zu flechten! Aber immerhin konnte man mit den Leuten aus der zweiten Mannschaft zufrieden sein, ja ich war sogar derart zufrieden, dass ich erkläre: "Die erste Mannschaft hatte in der zweiten vollwertigen Ersatz". Diese meine Ansicht, die wohl etwas befremdet, stütz sich auf meine Begriffe über die Leistungen der Ersten, die sich leider in ihren letzten Spielen gewaltig verschlechtert hat. Nach dem Spiele gegen Düsseldorfer F.C. in Düsseldorf, das wir am 12. März mit 3:1 Toren gewannen, hätte ich nie behauptet: "Unsere zweite Mannschaft hat in etwa vollwertigen Ersatz für die Erste". Damals konnten wir wenigsten noch etwas, aber in den Spielen gegen Schluss der Spielzeit wurde nichts mehr geleistet. Eine Erklärung hierfür ist wohl in der Unlust am Spiele selber zu suchen, die gegen Schluss der Spielzeit aufkam. Für die Zukunft möchte ich vorschlagen, die Mannschaft nach Beendigung der Ligaspiele, die doch vielfach bis Mai ausgetragen werden, nicht mehr allzuviel zu beschäftigen, zumal nicht gegen schwächere Vereine antreten zu lassen. Seit Gründung der Liga haben wir gerade hiermit sehr schlechte Erfahrungen gemacht.

Von den Ersatzleiten gefiel am besten Oscar Ludwigs, dessen Spiel Schnelligkeit, Aufopferung und Zähigkeit, sodann auch ernste Auffassung des Spieles zeigte. In den schwierigsten Lagen wusste er sich gut zurecht zu finden. Die Frage, ob angreifen oder nicht, die wohl eine der schwierigsten für einen Verteidiger ist, wusste er mit sichtbarem Erfolge zu lösen, und ich glaube ihm auch eine ganze Masse Taktik zutrauen zu dürfen.

Carl Boeven war seinem feindlichen Flügel, der den besten Teil der Hamburger Mannschaft ausmachte, nicht ganz gewachsen. Es heisst allerdings auch schon was, einem Lessig und Singer beikommen. Zu entscheiden ob Decken, Angreifen, Folgen, Stoppen, dem Verteidiger zuspielen oder den Ball nach vorne geben, Flanke wechseln u.s.w am Platze ist, kann ein Spieler vor allem als Zuschauer eines Wettspiels lernen. Vereinte Theorie und Praxis halte ich auch beim Fussballsport für das Beste.

Walchenbach dürfte die ihm sonst eigene Ruhe beim Spiel etwas mehr zur Geltung kommen lassen, und seine Fähigkeiten würden noch mehr zu Tage treten. Vor allem empfehle ich ihm ein kleines "Stopp-Training" zu machen. Dann wird er wohl fürderhin eine Aufforderung des Spielführers anstatt mit "Auch können" mit der Tat beantworten. Ein Mittelläufer muss für gewöhnlich den Ball auch einige Zeit halten, um für die Verteilung der Bälle die nötige Uebersicht über das Spiel gewinnen zu können.

Janser hat sich als Linksaussen bei uns schon länger bewährt, und ich kann auch bei ihm wie bei den vorerwähnten Spielern Schnelligkeit, Aufopferung und Interesse recht lobend hervorheben.

Sollte einer oder der andere von diesen Spielern nächste Saison für die erste Mannschaft aufgestellt werden, so bin ich sicher dass er sich leicht einspielen wird, zumal bei Beginn einer neuen Spielzeit die Mannschaften sich erst allmählich wieder auf die verlassene Höhe heraufarbeiten.

Baur, der Helfer in der Not, tat sein Bestes, ja er übertraf die anderen darin, dass er unser einziges Tor trat.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 13 / 1. Juli 1911)

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