Alemannia Aachen: Segnitz – Emunds, M. Breuer – J.? Boeven, Rolff, Essers – Wolff, Leussler, H. Wollgarten, J. Wesché, Sowden
Karlsruher FV: Dell – Gutsch, Breunig – Lieder, Förderer, Hollstein – Kächele, Schwarze, Fuchs, Dittus, Hüber
0:1 Schwarze, 0:2 Schwarze, 0:3 Fuchs, 0:4 Fuchs, 0:5 Dittus
J. Wollgarten (Alemannia)
(auf dem Sportplatz Tivoli)
Das grossartige Spiel unserer Mannschaft am 1. Pfingsttag liess auch für den 2. Tag das Beste erwarten. Wenn man auch wohl nicht auf einen Sieg gerechnet hätte, so kam die schwere Niederlage doch unerwartet. Offenbar hatte man unseren Spielern durch zwei so schwere an zwei aufeinander folgenden Tagen etwas viel zugemutet. Dies war jedoch nicht ausschliesslich die Ursache des Misserfolges. Viel Schuld daran trug auch Hubert Wollgarten, der nicht einsehen wollte, dass die Stürmerreihe mit Sowden in der Mitte unbedingt besser gewesen und nach Ansicht vieler, sicherlich nicht leer ausgegangen wäre. Geradezu unerklärlich ist es, dass er nicht noch während des Spieles zu dieser Überzeugung kam und selbst dann nicht mit Sowden wechseln wollte, als er in der ersten Hälfte wegen Nasenblutens eine Zeitlang aussetzen musste. Die grosse Uneigennützigkeit, die man bei den Engländern wie nie hatte bewundern können, sollte er sich doch endlich zum Vorbild nehmen.
Das Spiel war von Anfang bis Schluss äusserst schnell und blieb vollständig offen. Zunächst war unsere Mannschaft mehr im Angriff. Die grosse Unentschlossenheit vor dem Tore liess unsere Stürmer jedoch nicht zu einem Erfolg kommen. In schnellem Tempo ging der Ball von Tor zu Tor, sodass die beiderseitigen Verteidigungen ständig auf der Hut sein mussten. Erst etwa 7 Minuten vor Halbzeit erzielte Karlsruhe durch den Rechtsinnen das erste Tor. Segnitz versuchte den scharf geschossenen Ball um die Stange zu drehen, stand aber zu ungünstig und sah ihn von der Stange ins Netz springen.
In der zweiten Hälfte hatte der Gegner mehr vom Spiel, das an Schnelligkeit noch zunahm. Ein zweiter Erfolg, wieder durch Schwarze erzielt, feuerte die Karlsruher immer mehr an und als bald darauf der Mittelstürmer ein schönes Dribbeltor machte, war unsere Niederlage besiegelt. Ein scharfer Schuss Wollgartens wurde von Dell gut pariert. Unsere Mannschaft fiel immer mehr ab und die Schwarzroten gaben Segnitz Gelegenheit noch eine Menge guter Schüsse zu halten. Essers, der einen sehr schweren Stand hatte, vermochte die schnelle rechte Flanke nicht mehr zu halten, und noch zwei vom Rechtsaussen zur Mitte gegebene Bälle wurden von Fuchs bezw. vom Linksinnen schön verwandelt.
Die Niederlage in diesem Masse war unverdient. Unter regulären Verhältnissen hätten wir vielleicht 2 höchstens 3:1 verloren. Die Überlegenheit der Karlsruher hätte dann auch nur in der Stürmerreihe gelegen, die uns ein sehr wirkungsvolles Spiel zeigte. Sie verband schnelles Flankenspiel mit gutem Innenspiel und war sehr schusssicher. Die Läufer spielten zeitweise zu hoch, waren aber wie die Verteidigung sehr gut, Förderer als Mittelläufer ausgezeichnet.
Unsere Mannschaft spielte nicht, wie man es erwartet hatte, doch muss man ihr, wie schon gesagt, das schwere Spiel vom ersten Tag zu gute halten. Lobend zu erwähnen ist nur Segnitz, der durch sein glänzendes Spiel die MAnnschaft vor einer grösseren Niederlage bewahrte. Jos. Wollgarten versah sein Amt als Schiedsrichter nicht, wie man es von ihm gewohnt ist.
(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 12 / 6. Juni 1908)
Diese Seite nutzt Cookies für Google-Analytics. Sie können Cookies akzeptieren oder ablehnen und Ihre Entscheidung jederzeit ändern.