Testspiele - Saison 1908/1909 - 8. Spieltag - Samstag 26.12.1908  - 14:30 Uhr
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Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Riechert – M. Breuer, Emunds – J. Boeven, K. Baurmann, Essers – N. Creutz, Leussler, H. Wollgarten, J. Wesché, A. Wesché

Tore

1:0 Wesché, 2:0 Breuer, 2:1, 2:2

Schiedsrichter:

O. Levy (Köln)

Zuschauer:

600 (auf dem Sportplatz Tivoli)

26.12.1908: Alemannia Aachen - Kickers Offenbach 2:2

Am ersten Feiertag langte auch Offenbach schon an. Da die meisten unserer Mitglieder durch die Familie in Anspruch genommen waren, blieb die gewohnte Massenabholung aus; doch liessen einige eifrige Vereinspatrioten es sich nicht nehmen, den Herren noch am Abend und am folgenden Morgen die Stadt zu zeigen. – Am Nachmittag des zweiten Tages traten sich in Tivoli bei hartgefrorenem Boden und schneidender Kälte vor etwa 600 Zuschauern die beiden Mannschaften gegenüber. Die Schilderung des Spiels überlasse ich einem zufällig anwesenden Zuschauer aus Brüssel.

Die akademischen Ferien bedingten für Alemannia auf dem Mittelläufer. und Rechtsaussenposten Ersatz. Die Aufstellung ist daher wie folgt: [...]

Es ist grimmig kalt; der Beesuch daher nur mittelmässig. Der hartgefrorene Boden ist gefährlich, die Kickers haben den Vorteil, von zu Hause an einen harten, steinigen Platz gewohnt zu sein. Das ist leicht zu merken, denn während die Heimischen offenbar alle Vorsicht gebrauchen, gehen diese gleich mit ziemlicher Verve vor und beherrschen anfänglich das Feld, wie man so sagt.

Aber als nach einem der seltenen Angriffe Alemannias durch Joe das erste Tor fällt, so etwa in der 20. Minute, dreht sich das Blatt, und Aachen bleibt vorzugsweise im Angriff. Breuer bringt durch einen mehr scharfen als gezielten Strafstoss das Score auf 2:0. Damit geht man in die Pause, und niemand zweifelt mehr an einem Reinfall der Süddeutschen. Die Mannschaft Alemannias wohl auch nicht, nach ihrem Spiel in der zweiten Hälfte zu schliessen. Zugegeben, dass der Boden allerhand Mässigung erheischte, aber die Vorstellung war doch nun wirklich zu schlapp. Offenbach dagegen setzt alles dran und hat bis zum Schlusspfiff ausgeglichen. Und jedermann war nachher der Ansicht, dass Alemannia mit dem Resultat hoch zufrieden sein müsste.

Die Mannschaft der Gäste repräsentierte sich im Gegensatz zu ihren Gegnern als ein Ganzes, als eine energische und spieltüchtige Elf, ohne besondere Heroen, aber auch ohne auffällige schwache Punkte. Das sind keine Muster, nein beileibe nicht, dafür spielten sie vor allem schon mal viel zu hoch, aber stets beachtenswerte Gegner, auch für die nunmehrigen Exchampions des 1. westdeutschen Bezirks, die nach der Karlsruher Lehre diesen süddeutschen Outsider unbedingt ernster nehmen mussten.

Um kurz von der Mannschaft Alemannias zu sprechen, konstatiere ich zunächst das tadellose Spiel Riecherts. Das erste Tor gegen ihn, ein schwacher aber placierter Schuss, kam ihm wohl zu unerwartet, unhaltbar war der nicht. An dem zweiten, brillant in die rechte obere Ecke geköpften Ball war wirklich nichts zu machen. Im übrigen hielt er, was aufs Tor kam, und das warnicht wenig, mit sicherer Ruhe. Nur scheint es mir, als ob er das Hinausgehen aus dem Tor etwas übertreibt. Breuer und Emunds waren gut, ohne gerade Lorbeeren zu pflücken. Breuer bewahrt nicht immer die erwünschte Kaltblütigkeit, und Emunds zögert bisweilen. Bouvy soll nur einen schlechten Tag gehabt haben. Das darf er sich aber nicht angewöhnen. Es dürfte sich kaum jemand finden, der nach so langer Pause noch so annehmbar spielt wie C. Baurmann. J. Essers hat längst nicht mehr die Form, die er z.B. zu Anfang der vorigen Saison zeigte. Auch ist er bisweilen so leichtsinnig. Die grosse Pleite der Stürmerreihe ist allein nicht auf A. Esche (der nun schon so an die 3 Jahre aushilfsweise auf dem linken Flügel spielt) und N. Creutz (der gab, es er hatte) zurückzuführen. Auch die drei grossen Kanonen in der Mitte versagten gänzlich. Das Wieso und Warum und die Abhülfe festzustellen ist Sache anderer Leute, die mehr Gelegenheit haben, die Spiele zu verfolgen. Ich stelle nur fest, dass das Stümerspiel am 2. Weihnachtstag im wesentlichen nichts weiter als ein hülfloses Herumtappen war. – Das Spiel wurde kunstgerecht geleitet von Herrn O. Levy, Köln, der auch bei einigen Holzereien in der bekannten weihnachtlichen Friedensstimmung verharrte.

Dem Spiel schloss sich eine kleine Sitzung in Neu-Tivoli an. Der Abend entführte uns einen Teil der Gäste, die Mehrzahl hielt bis Sonntag Morgen aus. Wir wollen hoffen, dass sich Offenbach des Besuchs in Aachen stets gern erinnern und dem Rückspiel mit gleicher Spannung entgegen sehen wird wie Alemannia.

(Wilhelmi / J. Emunds; Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 2 / 16. Januar 1909)

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