Di, 26. Februar 2013

Gläubiger des Stadions in Aachen geben keine Zusage über Nutzung für kommende Saison

  • Die Hauptgläubiger des Tivoli-Stadions fordern fast zwei Millionen Euro jährlich vom Verein
  • Wie ein externes Gutachten aus März 2012 allen Beteiligten am Tivoli in Aachen klar aufgezeigt hat, kann der Verein unterhalb der 2. Fußball-Bundesliga maximal die Betriebskosten für die Nutzung an Spieltagen bezahlen
  • Fußballverein Alemannia Aachen ist deshalb gezwungen, sich eine neue Spielstätte zu suchen, Stadt Jülich hat dem Verein bereits ein Angebot gemacht

 

Aachen, 26. Februar 2013 Die Sanierung des im vorläufigen Insolvenzverfahren befindlichen Fußballvereins Alemannia Aachen ist stark gefährdet. Grund dafür ist, dass der Verein für die kommende Saison 2013/14 weder für die vierte noch für die dritte Liga ein Stadion nachweisen kann, in dem der Verein seine Meisterschaftsspiele durchführen kann.

Für den Nachweis benötigt die Alemannia für die weitere Nutzung des Stadions die Zusage der Hauptgläubiger der Stadion GmbH, allen voran der Stadt Aachen und das Land NRW, die über die Zukunft der Spielstätte zu entscheiden haben. Eine Entscheidung über die Nutzung wird aber nach Angaben dieser Gläubiger nicht vor Mitte März getroffen, obwohl der Verein bis zum ersten März für den Lizenzantrag zur 3. Liga beim DFB eine Spielstätte angeben muss.

„Ohne Spielstätte kein Spielbetrieb, ohne Spielbetrieb keine Alemannia Aachen mehr“, bringt Professor Rolf-Dieter Mönning, vom Gericht bestellter vorläufiger Sachwalter der Alemannia Aachen GmbH, den aktuellen Stand auf den Punkt. „Wir aber geben die Alemannia noch nicht auf und suchen deshalb händeringend nach einer neuen Spielstätte in der Umgebung von Aachen“, sagt Sanierungs-Geschäftsführer Michael Mönig. Die Stadt Jülich hat dem Verein bereits ein Angebot für die Nutzung des dortigen Stadions gemacht, das von den Verantwortlichen der Alemannia derzeit geprüft wird. Aber auch andere Spielstätten-Optionen sind möglich.

Mönning und Sanierungs-Geschäftsführer Michael Mönig haben am Montag den Gläubigern des Stadions erste grobe Finanzplanungen für die Saison 2013/14 übergeben und dabei auch die ersten Sanierungserfolge dargestellt. „Wir haben aufgeführt, dass wir in nahezu allen Bereichen die Kosten deutlich gesenkt haben“, sagt Mönning. So haben die Spieler auf durchschnittlich 50 Prozent ihres Gehalts verzichtet, im Personalbereich wurden kurzfristig eine Millionen Euro gespart und Verlustbringer wie der Klömpchensklub wurden geschlossen. Auf der anderen Seite konnten kurzfristig neue Sponsoren gewonnen werden.

Nur aufgrund dieser Sanierungserfolge und der dadurch möglichen Fortführung des Spielbetriebs ist der Verein überhaupt in der Lage, die Kosten zu tragen. „Wir haben noch keine endgültigen Planungen, arbeiten aber mit allen Mitteln daran, selbst in der vierten Liga zumindest die durch die Nutzung des Stadions an Spieltagen entstehenden Kosten zu übernehmen“, sagt Sanierungs-Geschäftsführer Michael Mönig. Sollten die Umsätze widererwartend höher ausfallen als geplant, sei man selbstverständlich auch bereit, mehr zu zahlen. Das aber reicht den Hauptgläubigern des Stadions nicht. Sie fordern für die weitere Nutzung des Stadions einen jährlichen Betrag von fast 1,8 Millionen Euro. „Diese Summe ist für Alemannia nicht zu stemmen“, sagt Michael Mönig.

Das muss allen Beteiligten aufgrund eines externen Gutachtens auch spätestens seit März 2012 klar sein. Dieses Gutachten wurde von Alemannia Aachen, der Versicherungsgesellschaft AachenMünchener und der Stadt Aachen beauftragt. Darin heißt es, dass Einnahmen für die Geldgeber des Stadions, die über die Betriebskosten hinaus gehen, unterhalb der 2. Bundesliga definitiv nicht zu erwarten sind. Dies gäben die in der dritten Liga zu erwartenden Einnahmen nicht her. „Und natürlich erst recht nicht für die vierte Liga“, sagt der vorläufige Sachwalter Mönning, der von Amts wegen auch die Gründe der Insolvenz untersuchen muss. „Die Stadt kann doch nur dann Geld einnehmen, wenn hier weiter Fußballgespielt wird. Je höher klassig Alemannia spielt, desto höher die Einnahmen“, so Mönning weiter. Die Zusammenarbeit beispielsweise von der Stadt Düsseldorf und dem Verein Fortuna Düsseldorf hätten gezeigt, wie das Modell funktionieren kann.

Laut Gutachten vom März 2012 sei selbst für die zweite Bundesliga eine Refinanzierung des Stadions auf Dauer nur schwer möglich. „Diese Risiken müssen den Beteiligten bei der Umfinanzierung des Stadions bewusst gewesen sein“, sagt Mönning. Wenn es jetzt politischer Wille der Stadt sei, von den Entscheidungen nichts mehr wissen zu wollen und damit die Sanierung des Vereins zu verhindern, müssten die Verantwortlichen der Stadt das klar sagen. „Wir müssten das akzeptieren und unsere Planungen darauf abstimmen“, sagt Mönning. Fußball auf dem Tivoli wird es dann aber nicht mehr geben.

 

Über das bisherige Insolvenzverfahren

Die Verantwortlichen der Alemannia Aachen GmbH hatten am 23. November 2012 beim zuständigen Amtsgericht in Aachen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Der Antrag wurde für ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung formuliert. Das Gericht hat diesen Antrag angenommen und daraufhin Professor Rolf-Dieter Mönning zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Eigenverwalter ist Rechtsanwalt Michael Mönig, der wenige Tage vor Insolvenzantrag vom Aufsichtsrat der Alemannia zum Sanierungs-Geschäftsführer berufen wurde.

Mönig und Mönning arbeiten nun gemeinsam an dem  Ziel, Alemannia Aachen zu sanieren und den Fußballverein in der höchstmöglichen Liga spielen zu lassen. Als realistisch wird ein Neustart in der 4. Liga gesehen. Aber auch der Verbleib in der 3. Liga ist weiter eine mögliche Option, die beide Sanierungsexperten aufrecht erhalten möchten. Voraussetzung dafür ist es unter anderem, dass Alemannia Aachen die Saison zu Ende spielt, sportlich den Abstieg verhindert, das Insolvenzverfahren erst nach dem letzten Spieltag eröffnet wird, die Sanierung über ein Insolvenzplanverfahren vor dem Saisonbeginn 2013/2014 abgeschlossen wird und der Verein vom Deutschen Fußball Bund (DFB) die Lizenz für die 3. Liga erhält.

Erste Schritte zur Sanierung wurden bereits erfolgreich genommen: So konnte unter anderem der Spielbertrieb bis heute aufrecht erhalten werden und man hat beim DFB einen detaillierten Liquiditätsplan eingereicht, mit dem die Verantwortlichen die Finanzierung bis zum Ende der Saison im Juni 2013 nachgewiesen haben. Möglich wurde dies unter anderem, weil die Verantwortlichen seit November 2012 neue Sponsoren hinzu gewinnen konnten und auf der anderen Seite die Kosten deutlich gesenkt haben. Dabei haben die verbliebenen Spieler freiwillig auf durchschnittlich 50 Prozent ihres Gehalts verzichtet und die Beschäftigtenzahl in der Verwaltung wurde auf die Gegebenheiten in der 3. Liga angepasst.

Neben der Profimannschaft sind in der Alemannia Aachen GmbH auch die Fußball-Jugendmannschaften ab der U 13 organisiert. Mönig und Mönning haben das Augenmerk der Sanierung deshalb auch klar auf die Interessen der mehr als hundert Jugendlichen gelegt, die auch künftig bei Alemannia Aachen Fußball spielen sollen.

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