Mo, 26. Mai 2008

"Anleihen sind ein neues Instrument"

Anleihen sind das tägliche Brot des Berliner Unternehmers Günter Jucho, der die Alemannia bei der Tivoli-Anleihe beraten hat. Im Interview erklärt der Experte, was die Merkmale einer Anleihe sind und warum Unternehmen sie ausgeben.

Nach der Rückkehr nach Deutschland arbeitete Jucho in verschiedenen namhaften Unternehmen. 1992 wechselte er nach Berlin, um dort sein Beratungsunternehmen zu gründen. Er hatte die verschiedensten Lehraufträge an der FH für Graphik und Design in München, an der FHW in Berlin und ist heute an der FU Berlin im Fachbereich Kommunikation tätig.

Herr Jucho, wie erklären Sie einem Laien in einfachen Worten, was eine Anleihe ist?


Vereinfacht kann man sagen: Eine Anleihe ist ein Kredit. Und zwar ein Kredit, den ein Unternehmen nicht bei einer Bank aufnimmt, sondern bei einer Vielzahl von Anlegern. Das Unternehmen verpflichtet sich während der Laufzeit der Anleihe Zinsen zu zahlen. Und nach Ablauf der vereinbarten Zeit wird das Kapital wieder zurückgezahlt.

Welche Gründe haben Unternehmen, eine Anleihe herauszugeben?


Das ist ganz unterschiedlich. Oft gehen Unternehmen heute zur Realisierung von Projekten nicht mehr zu einer Bank und machen dort eine Gesamt- finanzierung. Solche Finanzierungen setzen sich heutzutage aus verschiedenen Bausteinen zusammen. Die Anleihe ist ein solcher Baustein.

Und was haben die Anleger davon?


Der Anleger hat die Möglichkeit, Geld für eine bestimmte Zeit und zu einem festgelegten Zinssatz anzulegen, den er bei einer Bank auf dem Sparbuch nicht bekommen kann. Der Zinssatz ist regelmäßig deutlich höher.

Im Zusammenhang mit Fußballklubs hat man von Anleihen schon etwas gehört.

Das ist richtig. Es gab bisher zwei, beim 1. FC Köln im Jahr 2005 und bei Arminia Bielefeld im Jahr 2006. Industrieanleihen erfreuen sich momentan einer großen Popularität am Finanzmarkt.

Wie kommt es dazu?

So genannte Industrieanleihen ermöglichen mittelständischen Unternehmen eine angemessen verzinste Finanzierung unabhängig von Banken. Dem Anleger bietet sie eine Verzinsung, die regelmäßig attraktiver als ein Sparkonto ist. Sie ist ein fest verzinsliches Wertpapier, und wenn man das Unternehmen kennt, kann man es seinem Depot sehr gut beimischen.

Andere Fußballklubs sind mit ihren Aktien an die Börse gegangen. Wie unterscheidet sich dies von einer Anlageemission?

Wenn ein Fußballverein an die Börse geht, ist das natürlich mit sehr viel mehr Risiko verbunden. Die Kurse der Aktie können stark fallen, wie das ja leider schon in einigen Fällen passiert ist. Im Gegensatz dazu zahle ich bei der Anleihe einen gewissen Betrag und bekomme ihn nach einigen Jahren auch wieder zurück, immer vorausgesetzt, dass die Emittentin zu diesem Zeitpunkt zahlungsfähig ist.

Für den Anleger ist es zudem sehr einfach, bei einer solchen Anleihe zu partizipieren
.

Richtig. Man braucht normalerweise nur ein Depot. In Fall der Tivoli-Anleihe entfällt sogar das, denn es werden ja auch Einzelstücke ausgegeben, die man sich zuhause in die Schublade legt oder an die Wand hängt. Mit den Zinsabschnitten kann man sich dann jedes Jahr die Zinsen bei der Bank abholen.

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