Sa, 5. April 2008

"Der Tivoli ist einfach Herrlich"

Gegner im Visier: VfL Osnabrück

Im Interview mit dem Tivoli Echo bilanziert „Pele“ Wollitz die vergangenen Spieltage und die glänzende Heimbilanz seiner Mannschaft in der Hinrunde,  erklärt, weshalb der VfL die Klasse halten wird und bekennt sich als Fan von Spielen auf dem Tivoli.

Herr Wollitz, Sie haben kürzlich gesagt, dass diese Saison für den VfL ein „Ritt auf der Rasierklinge“ ist. Können Sie uns drei gute Gründe nennen, weshalb Ihr Team diesen Ritt erfolgreich meistern wird und den Klassenerhalt sichert?

Also ich habe vom Ritt auf der Rasierklinge gesprochen, weil wir der letzte Aufsteiger waren, die kürzeste Pause hatten, den geringsten Etat in der Liga haben, die schlechtesten Trainingsmöglichkeiten und weil die Vergangenheit mit zwei Aufstiegen und direkten Abstiegen bei vielen im Hinterkopf war. Die drei guten Gründe, dass wir den Klassenerhalt schaffen, sind für mich Teamgeist, Hingabe und absoluter Respekt und Akzeptanz innerhalb des Vereins. Man darf nicht in Panik verfallen sondern muss Vertrauen haben.

Bis zur Heimniederlage gegen Wehen Mitte Februar musste sich der VfL Osnabrück seit Mai 2006 Zuhause nicht mehr geschlagen geben. Seitdem schwächelt Ihre Mannschaft insbesondere vor heimischer Kulisse. Wie können Sie den Schalter wieder umlegen?

Also ich würde nicht von schwächeln reden. Das Spiel gegen Wehen haben wir sicherlich verschenkt. Da haben wir nicht zu der Form gefunden, die nötig gewesen wäre. Man darf aber ja auch mal schlechte Spiele machen. Die anderen Spiele – insbesondere Zuhause – sind unglücklich gelaufen. Aber das macht uns nicht verrückt. Es gehört einfach dazu, dass du auch mal Heimspiele verlierst und auch mal eine längere Zeit Zuhause keinen Dreier holst. Für uns zählt nur, dass wir am Ende der Saison die Zweite Liga, die ja die beste aller Zeiten ist, mit unseren begrenzten Mitteln halten. Letztendlich zählt also nur, dass wir die nötige Punktzahl erreichen. Ob die Punkte Zuhause oder auswärts gesammelt werden, ist mir völlig egal.

Mit dem 1. FC Köln, Mainz 05 und der Spielvereinigung Greuther Fürth trifft der VfL in den verbleibenden Spielen auf Teams, die um die Aufstiegsplätze kämpfen. Was bedeutet dieses Restprogramm im Hinblick auf Ihr Projekt Klassenerhalt? Sind die Spiele gegen Favoriten vielleicht sogar ein Vorteil?

In diesen Spielen hat man grundsätzlich nichts zu verlieren, weil jeder erwartet, dass die Großen die Kleinen schlagen. Da liegt die Chance drin. In Spielen gerade gegen Spitzenmannschaften haben wir bisher immer sehr gut organisiert gespielt, gut mitgespielt und wir hatten immer Chancen. In der Hinrunde sind uns schon einige Überraschungen gelungen: Zuhause haben wir Köln und Freiburg geschlagen. Auch gegen Aachen haben wir einen Punkt geholt. Ich zähle Aachen bewusst dazu, weil sie auch als Aufstiegskandidat gehandelt worden sind. Auch gegen Gladbach haben wir in der Liga wie im Pokal immer gut ausgesehen. Und wenn man die Klasse halten will, dann muss man auch gegen vermeintlich bessere Mannschaften punkten. Ansonsten wird man das sowieso
nicht schaffen. Denn man kann nicht jedes Spiel gegen Gegner auf Augenhöhe gewinnen.

Die Arbeit beim VfL Osnabrück ist Ihre erste Station im Profi-Trainergeschäft. Wie fühlt es sich an, ein Zweitliga-Team zu trainieren?

Grundsätzlich ist es nichts anderes als eine Regionalliga-Mannschaft zu trainieren. Nur die Aufmerksamkeit der Medien ist eine andere. Das Medien- und Sponsoreninteresse ist einfach größer. Und natürlich auch das Zuschauerinteresse. 

Bruno Labbadia hat im Interview mit dem Tivoli Echo einmal gesagt, dass für ihn der Job als Trainer der zweitschönste Beruf nach dem als aktiver Fußballer ist. Wie beurteilen Sie das als langjähriger Fußballprofi und jetziger Coach?

Das würde ich genauso unterschreiben. Zu 100 Prozent. Was Schöneres als Fußballprofi zu sein, gibt es einfach nicht.

Matze Heidrich hat über sie gesagt, dass er manchmal den Eindruck hat, dass Sie sich gerne selbst einwechseln würden?

Das stimmt. (lacht) Ich bin innerlich nach wie vor Spieler.

Mit weit über 300 Zweitligaspielen kann man Sie zweifelsohne als alten Hasen der 2. Liga bezeichnen. Inwieweit können Sie Ihren Spielern etwas von dieser Erfahrung weitergeben?

Weil ich selbst Spieler war, kann ich mich zu 100 Prozent in meine Spieler versetzen. Ich habe dadurch für viele Dinge mehr Verständnis und auch Mitgefühl, aber kein Mitleid. Denn das gehört nicht ins Profigeschäft. Am Ende des Tages zählen im Fußball einfach Ergebnisse. Deshalb muss man auch abwägen. Aber durch meine Offenheit den Spielern gegenüber  wissen sie immer, wo sie bei mir dran sind. Ich taktiere nicht rum, sondern sage ganz klar, was Sache ist. Ich bin da ganz ehrlich. Ich denke, dass ich ein sehr ausgeprägtes Verhältnis zu meiner Mannschaft habe und ich glaube, dass das auch ein Grund dafür  ist, dass wir noch keinmal auf einem Abstiegsplatz gestanden haben.

Mit Matze Heidrich haben Sie einen ehemaligen Alemannen im Kader. Was schätzen Sie an ihm?

Er ist ein absoluter Führungsspieler und erfüllt das, was wir uns von ihm als erfahrenem Spieler erwartet haben. Und nicht nur auf dem Platz sondern auch außerhalb. Er ist ein absoluter Charakterspieler im positiven Sinne, ein absoluter Teamspieler, ein Spieler, der Verantwortung übernimmt, sich durch absolute Bescheidenheit auszeichnet und für uns menschlich und sportlich sehr wertvoll ist. Er ist ein Spieler, der sich zu 100 Prozent mit der Sache identifiziert. Auf einen Punkt gebracht: Wir sind rundum glücklich, dass wir ihn haben.

Das nächste Auswärtsspiel bestreitet der VfL am Tivoli. Was erwarten Sie sich von der Partie?

Ich freu mich einfach darauf. In dieser Saison habe ich mir auch schon einige Spiele der Alemannia angesehen. Zuletzt war ich beim Derby gegen Gladbach. Ich muss sagen, dass war eine tolle Stimmung mit diesem fantastischen Publikum. Dieses reine Fußballstadion, wo man noch die Bratwurst riecht, wenn man auf dem Platz ist, finde ich einfach herrlich. Ich freue mich auf ein Fußballspiel mit offensivem Visier, wie ich das nenne. Weil wir sicherlich offensiv spielen werden und auch die Aachener vor heimischem Publikum nach vorne spielen müssen. Ich wünsche mir natürlich, dass wir gewinnen, weil wir die Punkte einfach für den Klassenerhalt brauchen. Aber für die anderen Spiele wünsche ich der Alemannia viel Erfolg, weil ich sehr bewundere, was in Aachen aufgebaut wurde.

Verwendung von Cookies

Diese Seite nutzt Cookies für Google-Analytics. Sie können Cookies akzeptieren oder ablehnen und Ihre Entscheidung jederzeit ändern.

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

Ablehnen Akzeptieren

Einstellungen

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

Ablehnen Akzeptieren
Cookie Einstellungen Historie

Historie

alles löschen Schließen