Do, 4. Dezember 2014

"Ein knapper Sieg im Halbfinale"

Die Kolumne von Sascha Theisen zum Heimspiel gegen Wattenscheid

Verdammte Hacke! 2014 geht zu Ende, ein Jahr, in dem einiges ging und einiges nicht. Etwa diese Online-Petition – meine erste – die ich vor kurzem an den Start brachte und die alle deutschen Radiosender dazu bringen sollte, bis Ende des Jahres auf Andreas Bouranis „Ein Hoch auf uns“ zu verzichten, zählte nach einer gigantischen Social Media Kampagne meinerseits am Ende satte elf digitale Unterschriften. Eine Zahl, die fatal an den Erfolg der legendären „Pro-Hyballa-Gruppe“ erinnerte, die ich einst auf Facebook gründete, als Peter Hyballa seinerzeit seinen Hut am Tivoli nehmen musste und in der ich komplett alleine blieb. Na ja, kann ja nicht alles klappen. Und außerdem klappte 2014 ja schon so genug, wie der aktuelle Tabellenstand der Alemannia beweist. Grund genug also, Bilanz zu ziehen und die „Top-Drei“ der Alemannia-Momente 2014 noch einmal frei nach Horst Hrubesch Paroli laufen zu lassen. Wo, wenn nicht an dieser Stelle, sollte man dies tun. Also los geht´s:

Platz 3: Ein klares Ja!

Wenn mein Kleiner zum Training geht, stehen oft immer die gleichen Trikots zur Wahl. Barca, Celtic Glasgow oder das Thomas-Müller-Deutschland Trikot. Jedes für sich, wahrlich keine schlechte Wahl. Doch am meisten freut sich der alte Herr natürlich, wenn das Alemannia-Trikot aus dem Schrank geholt wird, damit die Trainingsnetze wackeln. Als ihn beim letzten Mal sein Mannschaftskollege Max am Trainingsplatz begrüßte und nach der Herkunft dieses – so viel musste er zugeben – schönen Trikots fragte, kam die Antwort knapp und bündig: „Das ist Aachen, Alter!“ Okay, dachte ich so bei mir – so kann man es natürlich auch sagen. „Wo spielen die?“ Knappe Frage, knappe Antwort: „Vierte Liga!“ Und als ich noch so denke, dass es die knappen Antworten sind, die das Leben doch eigentlich ganz schön einfach machen, setzt Max, der alte Wadenbeißer noch mal nach: „Und Du bist immer noch Fan von denen?“. Die Antwort war der Traum eines Vaters, eine der Sorte, für die sich all die Fußballstunden im Garten voller väterlichen Kommentatoren-Gehirnwäsche gelohnt hatten, all die Stadionwürste und all die Dramatik der vergangenen Jahre – die Antwort war so knapp, wie cool: „Ja!“ Nicht mehr, nicht weniger – einfach nur „Ja!“.

Platz 2: 1:0-Heimsieg

Als ich im Februar anlässlich des zehnten Jahrestages des großen DFB-Pokal Viertelfinales gegen den FC Bayern in die Katakomben des Tivoli eingeladen wurde, um an einem Talk zu diesem großen Ereignis teilzunehmen, freute ich mich mächtig und packte meinen alten Herrn ins Auto. Neben mir angesagt: Willi Landgraf, Kalla Pflipsen und Stephan Straub – eine illustre Runde auf deren Gesellschaft man sich natürlich freut. Allerdings stellte sich irgendwie schnell heraus, dass Kalla zwar noch stramme Waden dafür aber wenig Lust auf ein kleines Gespräch mit einem wie mir hatte. Viel mehr schien er auf die Position des Sportdirektors zu schielen und das wird man ja nicht, wenn man mit schrägen Fans spricht. Zudem schien sich auch Willi Landgraf nicht mehr wirklich an mich und seinen Besuch bei einer TORWORT-Lesung zu erinnern. Und als dann auch noch Moderator Robert Moonen zu Beginn des Talks munter alle Gäste überschwänglich vorstellte, nur diesen Theisen ausließ, war mir dann doch irgendwie klar, dass ich vielleicht gar nicht so viel verloren hatte auf dieser Bühne. Und trotzdem hatte der Abend doch noch einen echten Knaller für mich parat. Nämlich dann als es um das spätere Halbfinale der gleichen Pokal-Saison ging – ein weiteres Spiel, von dem man noch heute in feuchten Nächten träumt. Fast beiläufig beugte sich da Stephan Straub zu mir rüber und fragte mich mit ernster Miene „Wie ist das damals noch mal ausgegangen?“ Fast schon staatsmännisch und mit leicht debilem Lächeln klopfte ich dem guten Straubi auf die Schulter und flüsterte „Wir haben gewonnen, Stephan! Wir haben gewonnen – 1:0!“ Ein Glück war ich dabei an diesem Abend, an dem Kalla Pflipsen sich auf dem Weg zum Sportdirektor wähnte.

Platz 1: Nach drei Jahren gequirlter Scheiße

Klarer Fall: Als Dennis Dowidat an diesem eigentlich viel zu warmen Oktober-Abend am Höhenberg zum Schuss ansetzte und jeder schon bei der Ausholbewegung wieder in die Sitzschale zu sinken drohte, fiel in einem einzigen Moment ungefähr drei Jahre gequirlte Scheiße von denen ab, die eben genau diese drei Jahre in derselben gesessen hatten. Wie in Zeitlupe rollte das Leder, das Dowidats Mannschaftskollegen vorher aus jeder erdenklichen Lage meilenweit am Kölner Tor vorbei bugsiert hatten, in die äußerste Ecke des Netzes. Tor! 1:0! Auswärtssieg! Beim Tabellenführer! Der Rest war der totale Wahnsinn! Drei Väter warfen ihre Söhne über ihre Köpfe. 150-Kilo-Kerle lagen in den Armen von 50-Kilo-Pimpfen und hatten Tränen in den Augen. Es war kurz vor Schluss in diesem Spiel gegen Viktoria Köln und doch hatte man das Gefühl, dass man bei einem Anfang dabei war. Beim Beginn von etwas Besonderem. Nein – es gab keinen größeren Moment in diesem Jahr, selbst Mario Götze blitzte im Rückblick an Dowidats Ausholbewegung ab. Was für ein Augenblick, was für ein Tor!

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