So, 9. November 2014

"Nur auf die eigene Leistung konzentrieren"

Vizepräsident und Aufsichtsrat Thomas Deutz im Interview

Hallo Herr Deutz, Sie sind im Aufsichtsrat der GmbH für alle Themen, die den sportlichen Bereich betreffen, zuständig. Wie muss man sich Ihre Arbeit vorstellen?

„Im Aufsichtsrat bearbeitet jedes Mitglied einen gewissen Themenbereich. Ich bin für den Sport zuständig und verstehe mich als Bindeglied zur sportlichen Leitung. In meiner Funktion bin ich in ständigem Dialog mit unserem Trainerteam. Wir arbeiten konstruktiv zusammen und stellen immer die Sache in den Vordergrund. Hier geht es nicht um persönliche Eitelkeiten, sondern ausschließlich um den bestmöglichen Erfolg für Alemannia Aachen.“

Wie lautet Ihr erstes Fazit?

„Wir sind im März mit dem „Team 2018“ angetreten, um den Klub wieder in ruhigere Gewässer zu führen. Nach der abgeschlossenen Insolvenz musste vieles neu geordnet werden. In der Mannschaft von Peter Schubert ist seit Januar eine deutliche Entwicklung zu sehen. Die Transfers, die wir in der Winterpause getätigt haben, waren absolute Glücksgriffe für die Alemannia. Mit Marcus Hoffmann und Rückkehrer Aimen Demai konnten wir zwei Spieler für uns gewinnen, die sich gleich zu tragenden Säulen innerhalb des Teams auf und neben dem Platz entwickelt haben. Aimen Demai hat vor der Saison ein weiteres starkes Zeichen gesetzt und seinen Vertrag langfristig verlängert. Erstmals konnte Trainer Peter Schubert im Sommer eine Vorbereitung mit einer kompletten Mannschaft absolvieren. Das zahlt sich jetzt aus.“

Hätten Sie mit diesem Saisonstart gerechnet?

„Die gesamte Vorbereitung lief konzentriert und professionell ab. Es gab keine Ausreißer nach unten und die Neuzugänge konnten allesamt integriert werden. Das Gerüst stand bereits und konnte weiter gefestigt werden. Die Vorzeichen waren gut und die Testspielergebnisse zeigten eine deutliche Tendenz.“

Tim Jerat bezeichneten Sie als „absoluten Wunschspieler“. Wie überzeugt man einen Zweitligakicker von der Regionalliga?

„Mit unseren finanziellen Möglichkeiten kommt man da nicht weit. Tim hatte Angebote von Zweit- und Drittligavereinen, aber er wollte zurück in die Nähe seiner Heimat. Zudem hat er sich von Beginn an mit dem Klub und unseren Zielsetzungen identifiziert. Er ist ein Vollprofi, der weiß worauf es ankommt, um erfolgreich Fußball zu spielen.“

Es wurden aber nicht nur gestandene Spieler verpflichtet. Die Alemannia hat sich auch aus dem eigenen Nachwuchs bedient.

„Das muss der Weg für die Zukunft sein. Ein Verein wie Alemannia Aachen, der ein Nachwuchsleistungszentrum betreibt, sollte sich immer das Ziel setzen, eigene Nachwuchskräfte an die Profimannschaft heranzuführen. In Aachen gibt es genug positive Beispiele. Mit Tobias Mohr, Marvin Brauweiler und Sebastian Wirtz haben jetzt gleich drei Jungs den Sprung aus dem Jugend- und Amateurbereich zu den Profis geschafft. Mit Kengo Fukudome ist zudem ein erfahrener Torwart aus der U23 hochgerückt.“

Die drei genannten Spieler kamen zuletzt zu ihren ersten Regionalligaminuten.

„Für alle war die Umstellung im Sommer groß, doch man merkt, wie sie sich mehr und mehr an das neue Niveau herangearbeitet haben und auf ihre Chance warten. Im Spitzenspiel bei Viktoria Köln sind die Jungs unbekümmert und voller Selbstvertrauen aufgetreten, das hat uns sehr gut gefallen. Für die Spieler selbst war es wichtig zu sehen, dass das Trainerteam ihnen vertraut und sie mit Einsatzzeiten für die Trainingsarbeit belohnt.“

Sie sprechen die Partie bei Viktoria Köln an. Anschließend war oft das Wort „Leidenschaft“ zu hören. War dies vielleicht der Unterschied zur Viktoria?

„Es war von der ersten bis zur letzten Minute zu spüren, dass unser Team den Sieg unbedingt wollte. Vielleicht am Ende einen Tick mehr als der Gegner. Den Aufschrei, als Dennis Dowidat den Ball Minuten vor dem Ende in die Maschen drosch, konnte man vermutlich noch auf der anderen Rheinseite hören. Was die Mannschaft während der 90 Minuten abgeliefert hat, war schon sehr gut. Auch die Zuschauerunterstützung hat uns letztendlich zu diesem eindrucksvollen Erfolg getragen.“

Mit dem Sieg beim Spitzenreiter konnte Alemannia punktemäßig aufschließen. Werden die Saisonziele jetzt nach oben korrigiert?

„Vor der Saison haben wir ausgegeben, einen einstelligen Tabellenplatz erreichen zu wollen. Wir liegen somit voll im Soll und sollten uns nur auf unsere Leistung konzentrieren, die wir Woche für Woche abrufen müssen. Die Mannschaft macht das bisher sehr gut. Inklusive der Testspiele gegen die Bundesligisten aus Köln und Leverkusen haben wir seit Juli nur eine Niederlage kassiert – ein sehr guter Wert, der zeigt, wie stabil wir auftreten. Zudem stellen wir mit nur elf Gegentreffern die zweitbeste Defensive der Liga und das heimstärkste Team der Regionalliga West. Wir tun gut daran, uns weiter zu konzentrieren und jeden Tag für unseren Verein zu arbeiten, dann werden wir sehen, wohin uns dies führt!“

Andere Klubs haben den Aufstieg offensiv als Ziel kommuniziert. Seitdem Sie im Amt sind, befassen Sie sich mit der aktuellen Aufstiegsregelung und stehen mit dem Verband im Dialog. Können sich die Fußballfans Hoffnung machen, dass der Regionalligameister künftig direkt aufsteigt?

„Da müssen wir vielen Fußballfans gleich die Hoffnung etwas nehmen. Kurzfristig wird die momentane Regelung nicht gekippt werden können. Viele Vereine, darunter auch die Alemannia, stehen in stetigem Austausch untereinander. Auch mit dem Verband findet ein ständiger Dialog statt. Über eine Änderung der Aufstiegsregelung wird nicht vor dem nächsten ordentlichen DFB-Bundestag, der Im Herbst 2016 stattfindet, abgestimmt. Die Umsetzung würde dann erst zur Saison 2017/18 erfolgen. In der Regionalliga West gibt es einen Konsens darüber, dass der Aufsteiger aufsteigen muss.“

Mit großen Schritten gehen wir auf die Winterpause zu. In der abgelaufenen Spielzeit hat die Alemannia gute Erfahrungen mit Transfers in der zweiten Periode gemacht. Wird auch diesmal nachgelegt?

„Transfers in der Winterpause sind nicht ganz einfach und müssen wohl überlegt sein. Bringen Sie das Mannschaftsgefüge durcheinander? Hilft der Spieler sofort weiter? Das sind Fragen, die wichtig sind, um den Erfolg nicht zu gefährden. Einen Spieler zu finden, der dann noch finanzierbar ist, stellt eine große Herausforderung dar. Einen Wintertransfer würden wir kategorisch nicht ausschließen, aber wenn wir auf dem Transfermarkt aktiv werden, müssen alle Faktoren passen.“

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