Mi, 7. April 2010

Ein Trikot von Sport Witzky

Kolumne von Sascha Theisen

Mein erstes Fußball-Trikot bekam ich von meinem Vater als ich neun war. Wir kauften es in Düren, in einem Sportgeschäft, das „Sport Witzky“ hieß. Allerdings war es keines der deutschen Nationalmannschaft, sondern eines von Düren 99. Es hatte rot-schwarze Streifen und kam vollkommen ohne Schnick-Schnack aus. Bei Düren 99 hatte ich ein paar Wochen vorher eine im Nachhinein beeindruckend erfolglose Fußballkarriere begonnen. Es war damals üblich, dass man sich sein Trikot selbst kaufte. Trikots des Lieblingsvereins gab es damals noch nicht – Alemannia-Trikots sowieso nicht, aber auch das der Bayern oder ein Dress des damals noch erfolgreichen 1. FC Köln waren schlicht nicht zu kriegen. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten komplett verändert. Nicht nur, dass man die Hemden sämtlicher deutscher Vereine von der Ersten bis runter zur NRW-Liga problemlos bekommt – nein, auch echte Exoten wie das von Flamengo Rio de Janeiro oder den Boca Juniors aus Buenos Aires sind mittlerweile absolut kein Thema mehr. Klarer Fall von Globalisierung! Mich freut diese Entwicklung eigentlich, denn ich sammle Trikots. Grüne Deutschland-Trikots, alte Cosmos New York-Leibchen, Trikots mit Schatten- oder Nadelstreifen und natürlich sämtliche Alemannia-Trikots der letzten Jahre gehören zu den Schätzchen, die meinen Keller schmücken.


Keine Frage also, dass ich jedes Jahr dem neuen Alemannia-Trikot mit heißem Herzen entgegen fiebere. Manchmal war ich entzückt, oft brauchte ich aber auch eine volle Packung Aspirin, um mit dem Outfit klar zu kommen. Noch heute werde ich nachts manchmal schweißgebadet wach, weil ich nie den einst bei uns im Gespräch befindlichen Ailton im vielleicht hässlichsten Alemannia-Trikot aller Zeiten sehen durfte. Nur allzu gerne hätte ich mich zur Verfügung gestellt, Ailton persönlich mit der Hochdruckpistole in unser eng geschnittenes Bundesliga- Trikot – Marke: Surfer-Anzug – mit den angedeuteten Löwenkrallen rein zu schießen. Ailton wäre fraglos die schnellste Presswurst aller Zeiten gewesen. Unvergessen auch die Aston Villa-Kopie aus der Aufstiegssaison, die mit unseren Vereinsfarben ungefähr so viel zu tun hatte, wie Kevin Kuranyi mit einem Vollbart. Oder: Das Trikot aus der ersten Zweitliga-Saison nach dem Bundesliga-Abstieg, das Heiner Brand sicher mit Kusshand genommen hätte. Aber es gab auch echte Highlights in den letzten Jahren: beide UEFA Cup-Trikots in jedem Fall oder das schwarze Trikot in dem ein 19-jähriger Einwechselspieler einst Köln-Müngersdorf zum Emanuel-Krontiris-Stadion machte.

Wie ich darauf komme? Nun – im Alemannia-Shop werden gerade die Preise für unser aktuelles Trikot gesenkt. Das bedeutet: Die Planungen für den Nachfolger laufen schon auf Hochtouren. Im letzten Jahr freute ich mich mächtig, als ich vernahm, dass der neue Ausrüster Nike heißen sollte. Vom neuen Trikot war ich dann ein bisschen enttäuscht, war es doch nicht der erhofft große Wurf, sondern ein eher schon mal da gewesenes Design mit einem weißen Blatt Papier als Sponsor-Feld. „Hey, das kann doch nicht so schwer sein“, dachte ich damals und denke es diesmal rechtzeitig. Einfach mal in den Vereinsannalen blättern – gar nicht mal so weit zurück – vielleicht nur bis zur UEFA Cup-Saison. Presswürste und rot-blaue Designverbrechen von vorne herein ausschließen, gesunden Menschenverstand einschalten und schon ist der Bob in der Bahn. Und versprochen: Ich schwing die Hufe sofort zu Sport Witzky und hole mir das Teil.

www.torwort.de

Verwendung von Cookies

Diese Seite nutzt Cookies für Google-Analytics. Sie können Cookies akzeptieren oder ablehnen und Ihre Entscheidung jederzeit ändern.

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

Ablehnen Akzeptieren

Einstellungen

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

Ablehnen Akzeptieren
Cookie Einstellungen Historie

Historie

alles löschen Schließen