Fr, 5. Februar 2010

FSV Frankfurt: Minimalziel Relegation

Es hätte sein persönlicher Hattrick werden können. Zwei Mal führte Hans-Jürgen Boysen die Offenbacher Kickers von der Regionalliga in die Zweite Liga – und das dritte Ticket im Aufstiegsexpress war auch schon gebucht: Nach 12 Spieltagen lag der hessische Traditionsverein auf Platz 2. Ein Platz, der am Ende die Rückkehr in den bezahlten Fußball bedeutet hätte. Doch Boysen hatte einen anderen Plan. Und der sah vor, den Prozess „Zweite Liga“ zu beschleunigen. Auf die Boysensche Art. „Ich habe von meiner Vertragsklausel Gebrauch gemacht, weil ich eine neue sportliche Herausforderung annehmen möchte“, erklärte der 52-Jährige nach seinem überraschenden Rücktritt. Weniger überraschend kam zwei Tage zuvor der Rücktritt von Tomas Oral. Der Teamchef des FSV Frankfurt hatte nach acht sieglosen Spielen die Reißleine gezogen. Für Oral endete somit das Kapitel „Zweite Liga“, für Boysen sollte es erst richtig beginnen.

Doch von Liebe auf den ersten Blick kann keine Rede sein: Boysens Debüt ging mit einem 1:4 in Düsseldorf gründlich daneben. Die Hoffnung auf den Klassenerhalt lebte zwar durch zwei Siege aus den nächsten vier Spielen auf. Nach drei torlosen Partien riss der Kontakt zu den Nicht-Abstiegsplätzen aber ebenso schnell wieder ab, wie er gekommen war. Mut für das neue Jahr machte der Abstiegsgipfel gegen Koblenz zum Abschluss der Hinrunde, den die Frankfurter mit 1:0 für sich entschieden. Mit dem vereinslosen Daniel Ischdonat wechselte im Winter ein neuer Ersatz-Keeper an den Main, dazu kamen kurz vor Ende der Transferperiode Vlad Munteanu und Sascha Mölders. Allerdings hat sich der ehemalige Essener einen Mittelfußbruch zugezogen und fällt wochenlang aus.

Boysen lernte seine Truppe immer besser kennen und attestierte ihr eine gute Vorbereitung. Doch das erste Spiel im neuen Jahr hielt direkt den nächsten Dämpfer bereit: Mit 0:5 gingen die Hessen in Duisburg unter. Eigentlich verlor die Boysen-Truppe zwar „nur“ 0:4 – Schiedsrichter Marco Fritz sah den Ball, der nach einem Schlenzer von Christian Tiffert gegen die Latte geprallt war, aber hinter der Linie. Nach Berechnungen des Fernsehsenders „Sky“ war der aber 1,3 Meter vor der Linie. Die Frankfurter nahmen das Phantom-Tor mit Galgenhumor: Vor dem Heimspiel gegen Fürth lud der FSV seine Fans vor dem Stadion zu einem Wettschießen ein: Wer aus 18 Metern die Unterkante der Latte traf – der Ball musste selbstverständlich vor der Torlinie aufspringen – bekam seine Eintrittskarte gratis. Im Nachhinein erwies sich der vermeintliche „Glücksschuss“ aber nur als weiterer Baustein in einer Kette von Enttäuschungen. Denn die Boysen-Elf verlor auch das zweite Rückrundenspiel mit 0:5, diesmal gegen Greuther Fürth.

Für den besten Torjäger des FSV war das zu viel: Matias Esteban Cenci schloss sich noch am selben Abend dem Drittligisten SV Sandhausen an. Mit vier Treffern war der Angreifer im bisherigen Saisonverlauf der erfolgreichste Akteur, genauso wie in der vergangenen Spielzeit (acht Tore) und in der Aufstiegssaison (17 Tore). Boysen schickte ihn in den ersten Rückrundenpartien aber auf die Tribüne. „Er hat nicht ausreichend gut trainiert“, begründete der Trainer die Strafversetzung des Stürmers, der nun ebenfalls eine neue Herausforderung gefunden hat. Immerhin: Am 20. Spieltag stoppte der Klub vom Bornheimer Hang den Sturzflug nach 0:10 Toren und siegte in Paderborn. Mit 16 Punkten steht Platz 17 zu Buche, Konkurrent Koblenz belegt gleichauf den Relegationsplatz. Jetzt muss der FSV wieder zuhause ran, wo bisher erst ein Heimsieg gelang.

Ob Hans-Jürgen Boysen mit seinem Wechsel die richtige Entscheidung getroffen hat, wird sich vielleicht erst nach dem 34. Spieltag zeigen. Denn dann könnte es für den Tabellensiebzehnten in die Relegation gehen. Und wenn das Schicksal es besonders „gut“ mit Hans-Jürgen Boysen meint, dann hält es eine weitere Überraschung bereit: Ein Wiedersehen mit den Kickers aus Offenbach. Dann wäre am Main einiges los. Und die Herausforderung wäre endgültig perfekt.

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