Mo, 21. Juni 2010

Junger Trainer, viel Energie

Der neue Mann ist emotional und liebt offensiven Fußball

Den Bildband mit dem Titel „Die Nebenplätze im deutschen Fußball“ wird Peter Hyballa erst mal nicht herausbringen. Genug Material dafür hätte er. „Wir haben mit den Jugendmannschaften meistens direkt neben den großen Stadien gespielt. Irgendwann habe ich zu meinem Co-Trainer gesagt: Ich will aber da rein“, erzählt der 34-Jährige. Die kleine Anekdote beschreibt sehr gut die Zielstrebigkeit und den Ehrgeiz des neuen Alemannia-Coaches, die auch die Journalisten im Presseraum der Alemannia am Montag zu spüren bekamen.

Peter Hyballa, 34, wird neuer Cheftrainer bei der Alemannia. Der jüngste Trainer im Profifußball, einen Titel hat „der Neue“, wie er sich selbst vorstellte, schon mal sicher. Eine Erfahrung, die er schon kennt. „Ich war immer der Jüngste“, sagt er. Das Alter spielt für ihn aber keine vordergründige Rolle. Eher schon die Erfahrung als Coach, und davon bringt er reichlich mit. Der erfolgreiche bisherige U19-Coach von Borussia Dortmund hat klare Vorstellungen von seiner künftigen Aufgabe am Aachener Tivoli: „Ich freue mich riesig darüber, diese Chance hier bei der Alemannia zu erhalten. Ich bin ein emotionaler Trainer und passe daher sehr gut in diesen emotionalen Verein. Alemannia ist ein cooler Klub. Ich will diese Mannschaft mit attraktivem Offensivfußball nach vorne bringen“, fand Hyballa klare Worte. Der Vergleich zu Thomas Tuchel liegt nahe, ausgerechnet gegen ihn und dessen Mainzer verlor Hyballa mit dem BVB im letzten Jahr das Finale um die Deutsche Meisterschaft.

Bereits Ende März war Erik Meijer auf den ehrgeizigen jungen Mann gestoßen, der aber bei Rot-Weiß Essen unterschrieb. Das Engagement beim Ruhrgebietsclub scheiterte jedoch am Lizenzentzug der Essener am 4. Juni. Am gleichen Tag nahm Meijer wieder Kontakt zu Hyballa auf. Recht schnell wurde ihm klar, dass Hyballa zu 100 Prozent zur Alemannia passt: „Ich habe in den vergangenen Wochen nicht nach einem großen Namen gesucht. Ich war viel mehr auf der Suche nach einer Person, die sich mit dem Verein identifizieren kann. Peter hat keine 300 Bundesligaspiele auf dem Buckel, aber er passt zu uns und spricht die Sprache der jungen Leute“, so Meijer. „Es ist schon seit längerer Zeit mein Traum, endlich im Profibereich arbeiten zu können. Der geplatzte Vertrag mit Essen war wie ein harter Sturz auf den Hinterkopf. Als jedoch kurze Zeit später der Anruf der Alemannia kam, fühlte ich mich sehr geehrt. Da musste ich nicht lange überlegen, um ja zu sagen. Ich bin stolz, hier zu sein“, meint Hyballa.

Ein junger Trainer, eine junge Mannschaft: Die Voraussetzungen für eine neue Saison mit anderem Fußball sind damit sicher nicht die schlechtesten. Für Hyballa sei es wichtig, ein gepflegtes Flachpass-Spiel zu entwickeln. „Ich lege viel Wert darauf, Chancen zu kreieren, ohne die Bälle immer lang und hoch nach vorne zu schlagen. Die Mannschaften, die ich bis jetzt trainiert habe, zeichneten sich immer durch Offensivfußball aus. Nicht umsonst haben wir auch mit der U19 des BVB in der vergangenen Saison die meisten Treffer der Liga erzielt“, berichtet er. Die niederländische Fußballschule – seine Mutter stammt aus Rotterdam – liegt Hyballa nahe. Er hat sogar schon ein Buch mit dem Titel „Mythos niederländischer Nachwuchsfußball“ verfasst. „Ein schmales 4-3-3 oder ein 4-4-2 mit Raute“ hat der gebürtige Bocholter auf die Frage nach dem bevorzugten Spielsystem anzubieten. Die Erwartungen des Aachener Publikums kennt er bereits: „Wenn ich mit dem Catenaggio kommen würde, hätte ich wahrscheinlich schnell ein Problem mit dem Publikum“, sagt er. Dabei ist der Offensivgeist keinesfalls der neuen Umgebung geschuldet: „So habe ich schon immer spielen lassen.“ Nicht zuletzt diese Ausrichtung war eines der wichtigsten Kriterien für Meijer.

Am kommenden Montag wird der Coach beim Trainingsauftakt die Mannschaft kennen lernen, parallel steht die Wohnungssuche auf dem Programm. „Noch habe ich nicht viel von der Stadt Aachen gesehen, aber das wird noch kommen. Wichtig ist mir, sehr nahe am Trainingsplatz zu wohnen, da wir uns dort die meiste Zeit über aufhalten werden“, deutet Hyballa bereits auf seine Philosophie der konzentrierten Arbeit hin. Die teilt auch Erik Meijer: „Weder bei mir, noch bei Eric van der Luer oder bei Peter Hyballa warten Kinder zuhause, die abends noch ihren Papa sehen wollen. Wir sind ein junges Team mit sehr viel Energie und wir wollen viel Spaß miteinander haben. Und Spaß heißt für mich Erfolg.“

Die wichtige Personalentscheidung des Sportdirektors wird auch vom Aufsichtsrat befürwortet. „Wir stehen voll hinter der Entscheidung von Erik Meijer“, sagt der Vorsitzende Dr. Meino Heyen, der Hyballa eine Auswahl echter Lambertz-Printen überreichte. „Damit er gleich etwas von Aachen kennen lernt.“

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