Do, 21. Januar 2010

St. Pauli: Mit Hurra-Fußball ins Oberhaus?

Der FC St. Pauli hat sich in der Spitzengruppe festgebissen und liegt mit Platz 2 auf Aufstiegskurs. Prinzipien sind Holger Stanislawski wichtig. Das hat er schon als Spieler beim FC St. Pauli vorgelebt und als Trainer setzt er diese Linie nahtlos fort. Er legt großen Wert auf Taktik und Disziplin und sieht sich deshalb selbst als „liebenswerten Diktator“. Seine Ausbildung zum Fußballlehrer hat er als Jahrgangsbester abgeschlossen, weil er aber nicht nur seinen Spielern alles abverlangt, sondern auch sich selbst. Er ist ein Arbeiter, wie sie ihn im hohen Norden lieben: Mit 110-prozentigem Einsatz und klaren Vorstellungen. „Ich gewinne auch in der kommenden Saison lieber 5:4 als 1:0“, gab Stanislawski seinen Schützlingen in der Sommerpause mit auf den Weg. Der Hinweis kam an, mit Hurra-Fußball hat sich der FC St. Pauli in der Spitzengruppe festgesetzt und die Herzen der Fußball-Fans im Sturm erobert.

41 Treffer erzielten die Hanseaten in der ersten Hälfte der Saison – die Torfabrik der Liga lief ständig auf Hochtouren. Allen voran zwei Spieler, die in den vergangenen Jahren noch das schwarz-gelbe Trikot trugen, machten immer wieder auf sich aufmerksam: Marius Ebbers und Matthias Lehmann. Ebbers glänzte mit bisher 11 Treffern als gnadenloser Vollstrecker, Lehmann sicherte sich den durchschnittlichen Kicker-Notenbestwert von 2,74. „An erster Stelle steht das Kollektiv, die Gemeinschaft. Es funktioniert, vieles passt. Hinzu kommt, dass wir sehr gute Transfers getätigt haben. Insbesondere Matthias Lehmann spielt extrem stark, aber auch die Jungen haben gestochen: Kruse, Naki, Daube. Und sie geben den Alten einen Schub: Marius Ebbers und Fabio Morena spielen eine hervorragende Saison“, stellte Stanislawski im Winterinterview mit dem Kicker zufrieden fest. In die Kategorie „hervorragend“ fiel auch das glückliche Händchen des Hamburger Urgesteins: St. Pauli stellte in der Hinrunde die meisten Jokertore, die Bankdrücker waren nach Einwechslungen zehn Mal erfolgreich. Die Hälfte aller Tore gingen dabei auf das Konto eines einzigen Spielers, der nicht nur seinen Trainer immer wieder verblüffte: Rouwen Hennings. Bei seinen drei Einsätzen von Beginn an blieb er torlos, als Joker kam er dagegen auf fünf Treffer. Eine noch lupenreinere Bilanz besitzt nur Nachwuchsakteur Nils Pichinot, der bei seinem einzigen Spiel am ersten Spieltag den 2:1-Siegtreffer gegen Rot Weiss Ahlen erzielte und den Hamburgern einen gelungen Auftakt bescherte. Am Ende der Hinrunde hatte die Stanislawski-Elf nicht nur die meisten Treffer auf dem Konto. Mit 33 Punkten belegte sie auch Platz 2 – und setzte damit gleichzeitig das erste kleine Ausrufezeichen Richtung Bundesliga. Die Bodenhaftung hat ihr Trainer dadurch nicht verloren, die Zielsetzung für die Rückrunde bleibt bescheiden: „Wir wollen ähnlich viele Punkte holen wie in den ersten 17 Spielen. Ob es dann reicht, hängt dann auch von anderen Mannschaften ab.“ An das „sehr erfolgreiche Jahr 2009“ knüpften die Kiez-Kicker auch im neuen Jahr an. 2:0 gewannen sie zum Rückrundenauftakt bei Rot-Weiss Ahlen. Im Kader dabei waren die beiden Winter-Neuzugänge: die U-19-Europameister Richard Sukuta-Pasu und Bastian Oczipka, die auf Leihbasis von Bundesliga-Tabellenführer Bayer Leverkusen an die Elbe wechselten. „Wir hatten beide schon lange für die kommende Saison auf dem Zettel, mussten aber jetzt handeln, um sie zu bekommen. Beide sind hochqualifizierte Perspektivspieler. Sie passen voll in unser Profil“, rechtfertigte Stanislawski die längerfristig ausgelegten Ausleihgeschäfte (beide Verträge bis Juni 2011). Denn den bisher eingeschlagenen Weg wollen die Hanseaten auch in der Rückrunde fortführen: Die jungen, hungrigen Spieler sollen von der Erfahrung der älteren Mitspieler profitieren. Jugend forscht einmal anders. Das ist auch ein Detail der Arbeit von Holger Stanislawski – und der Erfolg gibt ihm Recht.

 

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