Fr, 29. Januar 2010

Tarzans jüngster Spross

FCK-Keeper Tobias Sippel im Portrait

Tarzan hatte schon wieder einen geformt. Es ist schon ein paar Jahre her, dass sie sich beim 1. FC Kaiserslautern Sorgen um die Torhüterposition machen mussten. Eine gefühlte Ewigkeit hütete ihnen Gerald „Gerry“ Ehrmann, den sie auch „Tarzan“ nennen, dieser menschliche Wandschrank, auf dem Betzenberg das Tor. Und als Ehrmann in Rente ging, sorgte er – nun als Torwarttrainer – in Windeseile selbst für seine Nachfolger. Es kann kein Zufall sein, dass seitdem mit Nationaltorwart Tim Wiese (Werder Bremen), Roman Weidenfeller (Borussia Dortmund), Florian Fromlowitz (Hannover 96) und nun Tobias Sippel (U21-Europameister) vier Kerle im Kasten standen, die nicht nur im wörtlichen Sinne Format haben. Irgendwie hat man das Gefühl, als habe Ehrmannin den letzten zehn Jahren mehr Klassetorhüter herausgebracht als andere Nationen seit dem WM-Gewinn 1966. Aber nun gut. „Das ist sicher kein Zufall“, sagt auch Tobias Sippel. Sippel ist die aktuelle Nummer 1. Auch im deutschen Nachwuchs. Er ist der jüngste Ehrmann-Spross und die Worte sind bewusst so gewählt.

„Wir haben fast ein familiäres Verhältnis“, sagt Sippel nämlich. Natürlich ist Ehrmann ein harter Hund, ein strenger Vater, wenn man so will. Auch wenn der Betzenberg pickepacke voll besetzt ist, kann Sippel seinen Torwarttrainer hören. Und im Training kennt Ehrmann wie früher auf dem Feld keine Gnade. „Das Training ist hart, aber das muss es auch sein. Bei großen Patzern wird er natürlich deutlicher, aber Angst muss man vor ihm keine haben“, sagt Sippel. Große Patzer sind bei ihm ohnehin selten. Wie bei seinem Team. Der 1. FC Kaiserslautern spielt bislang eine bärenstarke Saison. Die Abwehr um Martin Amedick und den Brasilianer Rodnei steht sicher und ist noch dazu unerhört torgefährlich, das Mittelfeld ist lauf-, kampf- und spielstark, und im Angriff gibt es mit Erik Jendrisek, Adam Nemec, Srdjan Lakic oder auch Sidney Sam scharfe Waffen. Folgerichtig steht der 1. FC Kaiserslautern an der Tabellenspitze. Und will dort bleiben. Torwart Sippel hat eine ganz simple Begründung für die Erfolgsgeschichte vom Betzenberg. „Wir sind eine verschworene und geschlossene Truppe und verstehen uns nicht nur beim Fußballspielen sehr gut. Das Miteinander beim FCK klappt derzeit auf fast allen Ebenen. Außerdem passen wir auch altersmäßig recht gut zusammen. Der Zusammenhalt im Team ist einfach sehr groß“, sagt er. Fußball kann so einfach sein. Aber Sippel erzählt nur eine Seite der Erfolgsgeschichte. Er hätte auch davon berichten können, dass der 1. FC Kaiserslautern sehr eingespielt wirkt, dass die viel zitierten Mechanismen, die Laufwege, jede Kleinigkeit in einer Vielzahl von Spielen stimmte. Und das obwohl mit Marco Kurz ein neuer Trainer das Sagen hat. Oder gerade deswegen? Wer will das schon so genau sagen? Tobias Sippel erzählt über Kurz jedenfalls: „Er ist ein junger Trainer und weiß ganz genau, wie er mit uns arbeiten muss. Er passt zu unserem jungen Team und findet immer die richtigen Worte – ob nach einem Sieg oder nach einer Niederlage.

Die Mischung aus Respekt und direkter Ansprache, aus harter Arbeit und nötiger Regeneration stimmt.“ Dennoch üben sie in der Pfalz, von wo aus in der Vergangenheit doch allzu häufig markige Worte zu vernehmen waren, vornehme Zurückhaltung. Von „Aufstieg“ reden nur die Medien. Die Spieler haben eine eigene Rechnung. „Wir handhaben es so, wie über die gesamte Spielrunde schon: Wir denken von Spiel zu Spiel. Wir wollen sowieso jedes Spiel gewinnen und offensiver kann ein Ziel doch nicht sein. Bis zum Ende der Saison ist es ohnehin noch lange hin“, sagt Sippel. Er will seinen Beitrag zum Erfolg leisten. Angetrieben von „Tarzan“ Ehrmann. In seinen Bewegungen und Aktionen erinnert er dabei manchmal an Leverkusens Nummer 1. Das weiß er. „Ich denke, dass ich insgesamt ein moderner Torwart bin. Heutzutage wird erwartet, dass ein Schlussmann auch mitspielt, teilweise – um es überspitzt zu formulieren – die Libero-Position bespielt. Dieses moderne Torwartspiel gelingt derzeit wohl René Adler am besten, aber ich glaube, dass auch ich das ganz gut beherrsche. Auch auf der Linie habe ich Stärken, es gibt aber noch einiges zu lernen und wir arbeiten hart an allen Schwächen“, sagt er. Adler ist die Nummer 1 in der Nationalmannschaft. Und Sippel? „Im Fokus steht derzeit nur der FCK“, sagt er. Und dann ruft ihn Tarzan. Vom Trainingsplatz.

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