Mo, 27. September 2010

Was ist grün und stinkt nach Fisch...

Kolumne von Sascha Theisen

In der vergangenen Woche ist mein Sohn Carl fünf Jahre alt geworden. Völlig klar, dass er ein Alemannia-Trikot geschenkt bekommen hat – so wie in den Jahren davor auch. Mitglied am Tag der Geburt – keine Frage! Alemannia-Fahne über seinem Bett – ist der Papst katholisch? Gemeinsame Stadionbesuche – klare Sache, wenn wir seine Mama austricksen können.

Mit einem ausgefeilten Maßnahmenkatalog habe ich es bis jetzt ganz gut geschafft, den alten Väter-Traum vom gemeinsamen Verein am Leben zu halten. Mit vergleichsweise großem Aufwand, aber immerhin, schaffe ich es, Carl für einen relativ erfolglosen Verein zu begeistern, dessen Stadion 60 Kilometer entfernt von seinem zu Hause liegt. Den 1. FC Köln, dessen Schüssel gerade mal fünf Kilometer entfernt ist und der Carls Kindergarten-Kumpel vollständig assimiliert hat, konnte ich hingegen auf Distanz halten. Manchmal muss ich mir von meiner Frau zwar vorwerfen lassen, dass ich das unter Ausschaltung sämtlicher pädagogischer Regeln tue, aber das irritiert mich nicht. Und mal ehrlich: Was kann es schon schaden, wenn man einem Kind mit drei Jahren ein Lied wie „Alle Böcke beißen, nur der Kölner...“ beibringt und so letztlich auch ein paar gut funktionierende Weichen legt. Wie auch immer – Carl fiebert bemerkenswert mit, wenn Alemannia spielt und nimmt Niederlagen mit echter Größe. Und wenn wir im Garten kicken, möchte er entweder Deutschland oder Aachen sein. Was zum Geier kann daran pädagogisch falsch sein?

Nun hat mich der Sohnemann aber vor kurzem – kurz nachdem Alemannia in Karlsruhe mal wieder ziemlich deutlich den Hintern versohlt bekam – ein bisschen aus dem Konzept gebracht. Ziemlich unvermittelt konfrontierte er mich nämlich mit der Erkenntnis „Papi, Bremen – diesind auch ganz schön gut!“ Verdammt! Meine Erziehung war zum Bumerang geworden. Werder Bremen hatte am zweiten Bundesliga-Spieltag den 1. FC Köln geschlagen und wir hatten gemeinsam das Lied von den Böcken gesungen. Klassisches Eigentor, denn der Bremer Auftritt hatte Eindruck auf den Filius gemacht. Da half auch der Hinweis nicht, dass der Kapitän der Bremer früher mal bei Alemannia war. Ich hatte ein ernsthaftes Problem! „Wie? Wir sind doch Aachen-Fans!“ stammelte ich ziemlich durcheinander, woraufhin ich ein wohl verdientes „Aachen und Bremen, Papi“ um die Ohren gehauen bekam und gleich alleine gelassen wurde, weil die Brio-Eisenbahn im Wohnzimmer wohl interessanter war als eine ziemlich dämliche Fußball-Diskussion mit dem alten Herren.

„Jetzt musst Du was tun!“ Die ziemlich getragene Warnung von Carls Patenonkel, der am Tivoli direkt links neben mir sitzt, brachte es auf den Punkt. Nur was? So rein pädagogisch? Klare Sache: Ab zur Wurstbude, Bitburger ordern und Schlachtplan erstellen. Und Freunde, der läuft wie ein Länderspiel! Denn seit kurzem gibt es bei uns zu Hause einen neuen Lieblingssong. Der Herr des Hauses, und der bin immer noch ich, singt bei jeder noch so unpassenden Gelegenheit den guten alten Evergreen „Was ist grün und stinkt nach Fisch...“. Die ersten sechs Mal hat Carl noch müde gelächelt, doch irgendwann konnte er der eingängigen Melodie nicht mehr widerstehen und stimmte ein. Und außerdem: Wer will schon grün sein und nach Fisch stinken? Mission completed! Klar, dass meine Frau zwar immer noch mit den Augen rollt und mir einen ordentlichen Einlauf verpasste, aber was soll´s. Die hat auch keine Fahne über dem Bett.

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