Ligakl. Rhein. Westkreis - Saison 1919/1920 - 16. Spieltag - Sonntag 22.02.1920  - 15:00 Uhr
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Spieldaten

Aufstellung

Eintracht M.Gladbach: Boldini – Gerdes, S. Jäger – Deuß, Siemes, Nix – Wartmann, Essers, Oster, H. Kallen, Jäger

Alemannia Aachen: Hennes – Schaps, F. Schmitz – Walchenbach, J. Wesché, Korffmacher – E.? Deppe, F.? Fincke, Leussler, Altenkamp, Cl. Baurmann

Tore

0:1 Altenkamp (37.), 1:1 Jäger (45.)

Schiedsrichter:

Plomp (Kleve)

Zuschauer:

7.000 (darunter "viele Schlachtenbummler" aus Aachen; auf dem Sportplatz an der Volksgartenstraße)

22.2.1920: Eintracht München Gladbach - Alemannia Aachen 1:1

Von den zahlreichen Zuschauern – die Zahl wurde auf etwa 7000 geschätzt – und sicherlich von den vielen Schlachtenbummlern wird es niemanden gereut haben, trotz des kühlen Wetters Zeuge dieses Spieles gewesen zu sein, von dem die bekannte Gladbacher Sportzeitung berichtete, dass es das schönste und spannendste Spiel gewesen sei, das in dieser Spielzeit in Gladbach ausgetragen worden ist.

Unsere wackere Ligaelf trat in stärkster Aufstellung wie folgt an: [...]

Das Spiel beginnt mit Leusslers Anstoss gegen den Wind und bringt uns gleich einen Eckstoss ein, der von Baurmann gut gegeben, aber nicht verwandelt wird. Unsere Mannschaft kommt eher in Schwung als die des Platzvereins, der Kampf ist offen und schnell. Durch gutes Abwehrspiel der Läuferreihen und der Verteidiger werden vorerst gefährliche Lagen vor den Toren vermieden. Auf beiden Seiten wechselt gutes Dreiinnenspiel mit gutem Flankenspiel. Finke fällt durch geschicktes Kopfspiel angenehm auf. Den gefürchteten Linksaussen Jäher hält Walchenbach in Schach. Gladbachs Tor kommt wiederholt in Gefahr, doch der sichere, gezielte Schuss bleibt aus. Eintrachts rechter Läufer jagt einen scharfen Ball seitlich gegen den Torkasten. Nach etwa 35 Minuten Spielzeit nimmt Altenkamp den von Baurmann vorgebrachten Ball gut an und schiesst ihn in spitzem Winkel innen gegen die rechte Torstange. Der Torwächter fängt den Ball noch auf, doch der Wink des Unparteiischen lässt an dem 1. Erfolg für uns keinen Zweifel aufkommen. In der letzten Minute der ersten Halbzeit zieht Eintracht gleich. Schaps will eine Ecke verhüten, indem er versucht, den nachsetzenden Jäger zu sperren; doch dieser umgeht ihn und schiesst auch nächster Nähe für Hennes unhaltbar ein.

Das oben angeführte Urteil des Gladbacher Berichterstatters gilt hauptsächlich von der 2. Spielzeit. Beide Mannschaften sind mit grösstem Eifer bestrebt, den Sieg zu erzielen und führen ein äusserst schnelles, wohl durchdachtes Spiel vor. MAn sieht prachtvolle Einzelleistungen. Leussler versteht es ausgezeichnet, trotz des hervorragenden Spieles des gegnerischen Mittelläufers, sich immer wieder frei zu stellen. Eifrig und flink wie immer leitet er manchen gefährlichen Angriff ein. Auch Finke gibt Proben seines Könnens, doch findet er beim Gegner wenig Entgegenkommen. Eintrachts Läuferreihe zeigt sich als der beste Teil der Mannschaft. Im Sturm glänzt Esser, einer der westdeutschen Auserwählten der Pokalmannschaft. Einen scharf geschossenen Ball dieses Spielers hält Hennes mit grossem Geschick unter lebhaftem Beifall der Menge. Ein anderes Mal hebt unsere Kanone im Tor einen gefährlichen von rechts geschossenen Ball über die Latte. Bald ist Eintracht. bald Alemannia im Vorteil; das Tempo des Spieles wird noch schneller. Die Spannung wächst von Minute zu Minute; denn der Ausgang ist ungewiss. Wesche fällt wohl infolge seines kaum überstandenen Grippeanfalles vorübergehend stark ab. Aber Schaps, vor Schmitz spielend, arbeitet ausgezeichnet. Blitzschnell ist er bald rechts, bald links und erstickt mancehn gefährlichen Angriff; auch Schmitz wehrt mit Ruhe und Sicherheit ab, sodass für Hennes nicht viel übrig bleibt. Den gefürchteten Jäger lässt Walchenbach in der zweiten Hälfte ebenso wenig zur Geltung kommen wie vorher. Durch das zeitweise Drängen des Gegners wird unser Sturm vorübergehend von der Läuferreihe im Stich gelassen. In diesem Falle müssen die Stürmer der Läuferreihe durch Näherrücken das Zuspiel erleichtern, besonders bei solch schweren Spiel. Ich hätte gerne gesehen, wenn Schmitz an Wesche`s Stelle gegangen wäre, aber Joe rafft sich wieder auf und in den letzten 10 Minuten ist Alemannia wieder mehr im Angriff. Ein weiterer Erfolg bleibt beiden Seiten versagt. Für jede Partei fielen im Verlaufe des ganzen Spieles 5 Eckbälle, die z. T. gut getreten, aber ebenso gut abgewehrt wurden.

Der Schiedsrichter, Herr Plomp aus Cleve, war ausgezeichnet, schnell und sicher in seinen Entscheidungen und bestimmt in seinem Auftreten.

Hennes war zuverlässig und sicher und machte keinen Fehler. Schaps und Schmitz zeigten sich von der besten Seite. Ihr Spiel war taktisch sehr gut und wirkungsvoll. Die Verteidiger müssen dann am sichersten sein, wenn die Lage am kritischsten ist, und das waren beide. Schmitz gefiel durch seine befreienden Stösse. Es lag wahrscheinlich z. T. an dem zu stark aufgepumpten Ball, wenn dieser mitunter zu hoch zurückgegeben wurde. Die Läuferreihe hatte einen sehr schweren Stand, doch gab sie der gegnerischen nicht viel nach. Walchenbach habe ich schon lobend erwähnt. Sein Zuspiel ist noch verbesserungsfähig. Er verwirkte mehrere Freistösse druch fehlerhaftes Einwerfen, was unbedingt zu vermeiden ist. Wesche und Korffmacher waren ebenfalls gut. Sie verstehen es ausgezeichnet, durch eine flinke Bewegung den Ball an den Boden zu heften, um ihn im nächsten Augenblick einem Mitspieler zuzuspielen.

Im Sturm war Leussler die Seele des Angriffs. Das ausgeprägte Dreiinnenspiel war hochwertig. Finke wurde besonders in der 2. Halbzeit als gefürchteter Stürmer erkannt und entsprechend in Schach gehalten. Deppe fand sich schon sehr gut auf seinem neuen Posten zurecht. Das Ballannehmen und der Flankenschlag in vollem Lauf bedürfen noch der Übung. Die linke Flanke war nicht ganz auf der Höhe. Altenkamp stand mitunter wie versteckt hinter dem feindlichen Läufer. Ich hatte oft den Eindruck, dass er wartet, bis der Ball kommt, statt diesem entgegen- oder sich freizulaufen. Sein Stoppen und Ballannehmen war gut. Baurmann war in der 1. Halbzeit gut, nachher kam er gegen den guten Läufer nicht zur Geltung. Aber an eins muss ich immer wieder erinnern, meine l. Stürmer! Über ein kunstvolles Zusammenspiel darf der sichere Torschuss als dessen Krone nicht vergessen werden, denn um zu gewinnen sind Tore nötig, und diese müssen "geschossen" werden.

(Vereinszeitung des Aachener Turn- u. Sportvereins Alemannia 1847 / Nr. 4; April 1920)

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